Frauenmanifest für bessere Renten lanciert
Diese Frauen fordern eine 13. AHV-Rente

Rund 60 prominente Frauen lancieren ein Manifest für bessere Frauenrenten und gegen einen weiteren Abbau, etwa bei den Witwenrenten. Sie setzen sich deshalb für die 13. AHV-Rente ein, die nächstes Jahr vors Volk kommt.
Publiziert: 08.12.2023 um 14:00 Uhr
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Aktualisiert: 08.12.2023 um 15:43 Uhr
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Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Nun ist es fix: Der Bundesrat will bei den Witwenrenten sparen. Witwer und Witwerinnen werden mit der geplanten Revision zwar gleichgestellt, aber auf Kosten der Frauen. Für Witwen verschlechtert sich die Situation, Hunderte Millionen Franken werden damit eingespart. Dies, obwohl die ab nächstem Jahr geltende AHV-Reform schon zulasten der Frauen geht.

Ein Frauen-Bündnis gibt nun Gegensteuer und lanciert ein Manifest für bessere Frauenrenten. «Wir wehren uns gegen eine weitere Abbauvorlage bei den Witwenrenten», sagt Unia-Chefin Vania Alleva (54), die das Manifest mitlanciert hat. «Stattdessen fordern wir eine Verbesserung durch die Einführung einer 13. AHV-Rente.»

Dreifuss will existenzsichernde AHV

Zu den Erstunterzeichnerinnen gehören rund 60 prominente Frauen aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport und Gesellschaft. So auch die frühere SP-Bundesrätin Ruth Dreifuss (83), die sich als Sozialministerin für die Erziehungs- und Betreuungsgutschriften eingesetzt hat, um die Frauenenten zu verbessern. Die AHV ist für sie das soziale Herzstück der Altersvorsorge.

Ein Frauen-Bündnis lanciert ein Frauenmanifest für eine 13. AHV-Rente. «Eine Erhöhung der AHV-Rente ist dringend nötig», sagt Schauspielerin Melanie Winiger.
Foto: Jessica Keller
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«Es sind immer wieder Reformen notwendig, um das verfassungsmässige Ziel einer existenzsichernden AHV zu realisieren», sagt Dreifuss zu Blick. Eine 13. AHV-Rente sei ein kleiner Schritt in diese Richtung. «Wir müssen diesen Schritt jetzt machen – nicht nur für die Frauen!» Eine höhere Altersrente sei gerade auch für den Mittelstand wichtig, betont sie.

Ex-Miss-Schweiz für 13. AHV-Rente

Ex-Miss-Schweiz und Schauspielerin Melanie Winiger (44) trägt das Manifest ebenfalls mit. «Eine Erhöhung der AHV-Rente ist dringend nötig – gerade für unsere Mütter und Grossmütter, die so viel Kinderbetreuung und Sorgearbeit geleistet haben», erklärt sie ihr Engagement. «Denn diese wichtige, aber unbezahlte Arbeit führt heute dazu, dass sie im Alter arm sind. Das muss sich ändern.»

Für eine bessere AHV-Rente macht sich auch Fussballerin Sarah Akanji (30) stark. «Immer noch wird ein grosser Teil von unbezahlter Frauenarbeit als selbstverständlich angesehen und nicht wertgeschätzt, obwohl wir als Gesellschaft darauf angewiesen sind», sagt die frühere Zürcher SP-Kantonsrätin. «Mit einer starken AHV und gerechten Renten – auch für Frauen – können wir diesem Ungleichgewicht immerhin ein wenig entgegenwirken.»

AHV für Teilzeitbereich wichtig

Support kommt zudem von der Chefin des Pflege-Berufsverbands, Yvonne Ribi (47): «Gerade in der Pflegebranche arbeiten viele Frauen Teilzeit und im Tieflohnbereich», sagt sie. «Umso bedeutender ist eine gute Altersvorsorge – und eine 13. AHV-Rente ist ein wichtiger Baustein dazu.»

Und die oberste Lehrerin Dagmar Rösler (51) betont, dass viele Lehrerinnen in einem Teilzeitpensum arbeiten, weil viele von ihnen noch immer einen Hauptteil der meist unbezahlten Familienbetreuung übernehmen müssten. «Dies auch aufgrund der noch immer unbefriedigenden externen Kinderbetreuungssituation», so Rösler.

Nach der Erhöhung des Frauen-Rentenalters und der geplanten Verschlechterung der Witwenrenten müsse es nun darum gehen, die Rentensituation für Frauen zu verbessern, so Rösler. «Die 13. AHV-Rente kann hier bei den Frauen gezielt Abhilfe verschaffen.»

Unterstützung erhält das Frauenmanifest auch von Radsportprofi Marlen Reusser (32), die Silbermedaillen-Gewinnerin bei den Olympischen Spielen in Tokio 2020. Oder von Influencerin Morena Diaz (30), Kabarettistin Rebekka Lindauer, Geschlechterforscherin Franziska Schutzbach (45) und Ökonomin Mascha Madörin (77). Unterzeichnet haben das Manifest auch zahlreiche Politikerinnen, wie etwa SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer (36) und SP-Frauen-Chefin Tamara Funiciello (33).

Niederlage noch nicht verdaut

Das Manifest ist für das Frauen-Bündnis der Auftakt in den Abstimmungskampf für die Volksinitiative für eine 13. AHV-Rente, die am 3. März 2024 an die Urne kommt. Es soll auf der Ja-Seite für Schub sorgen, insbesondere bei Frauen.

Viele haben nämlich noch nicht verdaut, dass bei der AHV-Reform eine Männermehrheit die Frauen überstimmt und ihnen so ein höheres Rentenalter aufgedrückt hat.

«Diese Abstimmung schmerzt viele Frauen heute noch», sagt Alleva. Umso wichtiger sei nun, dass die Arbeit der Frauen anerkannt werde – auch finanziell, mit besseren Renten. Die Gewerkschafterin macht klar: «Die Initiative für eine 13. AHV-Rente ist der schnellste Weg dazu.»

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