Israelische Botschafterin ruft wegen Schlittel-Eklat Politik auf den Plan
«Vorfall erinnert an dunkle Zeiten»

Der antisemitische Zwischenfall in Davos beschäftigt auch die Diplomatie. Die israelische Botschafterin hat sich bei mehreren Parlamentariern gemeldet.
Publiziert: 13.02.2024 um 18:02 Uhr
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Aktualisiert: 14.02.2024 um 08:41 Uhr
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Sermîn FakiPolitikchefin

Den berühmten Davoser Schlitten bekam nicht jeder: Das Bergrestaurant Pischa in Davos GR vermietete für einige Tage keine Sportgeräte an jüdische Gäste – und teilte diesen das auf einem Aushang mit – ein klarer Fall von Antisemitismus, der einen Aufschrei über die Landesgrenzen hinaus auslöste.

Und nun auch die Diplomatie auf den Plan ruft: Botschafterin Ifat Reshef (55), die die Interessen Israels in Bern vertritt, meldete sich deswegen bei Mitte-Nationalrat Martin Candinas (43). Die Botschafterin bestätigt gegenüber Blick, sich nach dem Zwischenfall mit den lokalen Behörden und mehreren Parlamentariern in Verbindung gesetzt zu haben – «um zu erörtern, was getan werden kann, um solche Vorfälle zu verhindern und sicherzustellen, dass die berühmte Gastfreundschaft von Davos weiterhin für alle ohne Diskriminierung gilt».

«Erinnert an dunkle Zeiten»

Das Vermietverbot für jüdische Gäste habe alle erschüttert, «auch mich», so Reshef weiter. «Solche Äusserungen erinnern uns an dunkle Zeiten, in denen in Europa spezielle Verbote gegen Juden erlassen wurden, und daran, was darauf folgte.» Sie begrüsse, dass Staatsanwaltschaft und Kantonspolizei Graubünden «in dieser gefährlichen und beunruhigenden Angelegenheit sofortige und entschiedene Schritte» unternommen hätten.

Mit diesem Aushang wurden jüdische Gäste auf Pischa bei Davos informiert, dass sie keine Sportgeräte ausleihen können.
Foto: X @JehudaSpielman
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Die Alpenstadt verteidigt sich unterdessen: Der Zwischenfall sei eine «Überreaktion», so Tourismusdirektor Reto Branschi (64), doch es handle sich dabei um ein «Problem mit zwei Seiten»: «Ein kleiner Teil der jüdisch-orthodoxen Gäste verweigert leider jede Form von Information, Vermittlung oder Anpassung an unsere Begebenheiten», so Branschi. Dies teilweise aus Unbeholfenheit, teilweise aus Respektlosigkeit.

Selbst wenn es in der Vergangenheit wenige Fälle von Missverständnissen zwischen Touristen und Einheimischen gegeben habe: «Davos sei ein wunderschöner Ort, der mit Stolz Menschen aus der ganzen Welt, einschliesslich Israel, beherbergt», so Reshef. Alle Seiten hätten ein Interesse daran, dass das so bleibe, Besucher aber auch ermutigt würden, die Regeln zu respektieren.

«Aus diesem Grund können solche antisemitischen Töne und diskriminierende Äusserungen nicht toleriert werden, insbesondere in dieser schwierigen Zeit, in der wir eine alarmierende Zunahme von Hassreden und antisemitischen Äusserungen weltweit beobachten», so Reshef.

Candinas: Schlecht für Tourismuskanton

Für Candinas hat Davos kein generelles Problem mit Antisemitismus. «Aber klar, gerade als Tourismuskanton kann sich Graubünden solche Vorfälle nicht leisten.» Er werde sich mit der israelischen Botschafterin selbstverständlich deswegen austauschen.

Ein anderer Bündner geht mit seiner Heimat härter ins Gericht. Der Vorfall sei «sehr betrüblich für Graubünden», so SP-Nationalrat Jon Pult (39). «Dabei geht es aber nicht um den Tourismus oder wirtschaftliche Interessen. Sondern vielmehr darum, dass jegliche Form von Rassismus und Antisemitismus inakzeptabel ist – in Davos, in Graubünden, in der Schweiz, überall.»

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