Luzerner Gesundheitsdirektor über die Lage auf den IPS-Stationen
«Wir mussten bereits Wahleingriffe verschieben»

Die Corona-Situation in den Spitälern spitzt sich langsam zu. Erste Kantone haben damit begonnen, Wahleingriffe zu verschieben oder Patienten in andere Kantone zu verlegen.
Publiziert: 23.11.2021 um 14:26 Uhr
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Aktualisiert: 23.11.2021 um 15:13 Uhr
Ladina Triaca und Ruedi Studer

Überrascht kann man kaum sein. Nachdem die Corona-Ansteckungen seit Mitte Oktober deutlich zunehmen, werden nun – wie üblich zeitlich etwas verzögert – immer mehr Covid-Kranke ins Spital eingeliefert. Wie eine Umfrage unter den Kantonen zeigt, stehen manche von ihnen bereits am Anschlag – und das noch vor den kalten Wintermonaten!

Schwyz verschiebt Patienten

«Es mussten bereits Wahleingriffe verschoben werden, um die Personen auf der Intensivstation betreuen zu können», sagt der Luzerner Gesundheitsdirektor Guido Graf (63, Mitte). Derzeit litten rund ein Drittel der Patienten auf den Luzerner Intensivstationen an Corona – Tendenz steigend.

Die Nidwaldner Behörden schreiben: «Wenn sich die Lage zuspitzt, wird das Spital planbare Operationen verschieben müssen.» Patienten-Verlegungen in andere Zentralschweizer Kantone seien ebenfalls denkbar. Derzeit sie dies aber noch nicht notwendig.

Der Luzerner Gesundheitsdirektor Guido Graf sagt, die Zahl der Covid-Patienten, die ins Spital eingeliefert würden, erhöhe sich von Woche zu Woche um bis zu 50 Prozent.
Foto: Keystone
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Im Kanton Schwyz sind laut dem Dashboard des Bundes bereits neun von elf Intensivbetten belegt, drei davon mit Covid-Patienten. Die hohe Belastung führe dazu, dass die Schwyzer Spitäler vereinzelt Covid-Patienten in andere Kantone mit freien Intensivplätzen verlegen müssten, schreibt die Vorsteherin des Gesundheitsamtes, Martina Trütsch.

Freiburg bereitet sich vor

Auf ähnliche Szenarien bereitet man sich auch Freiburg vor. Die Anzahl hospitalisierter Covid-Patienten steige seit einigen Wochen kontinuierlich an, schreiben die Behörden. Dieser Trend spiegle sich zwar noch nicht auf den Intensivstationen, aber: «Wir gehen davon aus, dass angesichts der epidemiologischen Lage diese Zahlen in den kommenden Tagen bis Wochen zunehmen werden.»

Dann könne man die notwendigen IPS-Plätze für Covid-Patienten rasch dadurch erhöhen, indem man nicht notfallmässige Wahleingriffe verschiebe. Und das ist wohl nötig: Gemäss dem Covid-Dashboard des BAG waren am Montag 91,2 Prozent aller Freiburger Intensivbetten belegt – ein Drittel davon mit Corona-Patienten.

Fast drei von vier IPS-Betten belegt

Schweizweit sind aktuell 71 Prozent der Intensivbetten belegt – das sind fast drei von vier Betten. Knapp 19 Prozent davon werden durch Covid-Patienten besetzt. Die Unterschiede zwischen den Kantonen sind dabei beträchtlich. Während die Auslastung in Freiburg, im Wallis (91 Prozent) oder in Solothurn (88 Prozent) sehr hoch ist, gibt es in Uri, Glarus oder Appenzell Ausserrhoden (alle 33 Prozent) noch genügend freie IPS-Betten. Allerdings kann sich das rasch ändern – insbesondere, weil diese drei Kantone je bloss über sechs IPS-Betten verfügen.

Risiko für Ungeimpfte deutlich grösser

Deutlich wird aus den Rückmeldungen der Kantone auch, dass die Patienten auf den Intensivstationen ein Merkmal teilen: Sie sind nicht geimpft. So sagt der Luzerner Gesundheitsdirektor Guido Graf: «Die Zahl der hospitalisierten Covid-Patienten erhöht sich von Woche zu Woche um bis zu 50 Prozent. Und rund 90 Prozent dieser Personen sind nicht geimpft!»

Die Berner Behörden schreiben gar, auf den Intensivstationen befänden sich ausschliesslich Personen, die über keinen vollständigen Impfschutz verfügten.

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