Mitte-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt will Jodel auf Streamingdiensten fördern
«Spotify diskriminiert Schweizer Musiker»

Der Mitte-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt sieht Schweizer Musiker auf Streamingdiensten wie Spotify diskriminiert. Dank einer Quote für Schweizer Musik soll sich das ändern.
Publiziert: 03.10.2023 um 17:28 Uhr
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Tobias BruggmannRedaktor Politik

Für junge Musiker kann es der Durchbruch sein: Wer in eine der von zusammengestellten Spotify-Playlists auftaucht, erreicht schlagartig eine grosse Zuhörerschaft. Für Schweiz Künstlerinnen und Musiker ist das aber schwierig, dort aufzutauchen. «Spotify vernachlässigt, diskriminiert und behindert den Schweizer Musikmarkt seit Jahren», sagte Philipp Truniger (42) vom Branchenverband Schweizer Musiklabels (IFPI) kürzlich zu Blick.

Jetzt wird die Politik aktiv. «Spotify und andere Streaminganbieter diskriminieren Schweizer Musiker. In den kuratierten Playlists kommen sie kaum vor», sagt auch Mitte-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt (47). Besonders schlimm sei die Situation für Musik aus der Westschweiz und dem Tessin, weil der Schweizer Markt als deutschsprachig gewertet wird und es Musik aus der Romandie und dem Tessin deshalb noch weniger auf die kuratierten Listen schaffen. Er hat darum am Freitag einen Vorstoss eingereicht.

«Die Schweizer geben viel Geld für Musik aus, doch bei den Musikern kommt nur wenig an. Das liegt nicht an der Qualität, sondern vor allem daran, dass die Schweizer Musik zu wenig präsent ist.» Müller-Altermatt vermutet, dass die Playlists nicht von Schweizern zusammengestellt werden. «Die Kuratoren hören kein Schweizer Radio und kennen die lokalen Gegebenheiten nicht.»

«Spotify und andere Streaminganbieter diskriminieren Schweizer Musiker», sagt der Mitte-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt.
Foto: keystone-sda.ch
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Schweizer Musik aus Berlin

Auch bei Sonart, dem Berufsverband der freien Musiker, beobachtet man das Problem, dass die hiesig geschaffene Kunst kaum auf den von Spotify selbst zusammengestellten Playlists auftaucht. «Beispielsweise wird die Schweizer Musik auf Spotify aus Berlin kuratiert», weiss Nina Rindlisbacher. «Da ist es verständlich, dass sie wenig Kenntnis der Situation mit vier Landessprachen haben.» Dafür wäre eine Schweizer Niederlassung vorteilhaft, sagt sie.

Genaue Zahlen zum Thema sind schwierig zu erhalten, doch es gibt Indizien. Lorenz Haas, Geschäftsführer von IFPI Schweiz, hat in einem Linkedin-Post vor einem Jahr die Playlist «New Music Friday» ausgewertet. Spotify veröffentlicht länderspezifische Versionen dieser Playlist für praktisch alle Länder in Europa, die in der Regel eine unterschiedliche Anzahl lokaler Künstler enthalten. Aus der Schweiz waren je nach Woche lediglich fünf bis zehn Prozent einheimische Künstler vertreten. In Ländern wie Belgien (20 Prozent) oder den Niederlanden (49 Prozent) sei der Anteil deutlich höher. 

Spotify hat auf eine entsprechende Blick-Anfrage nicht reagiert.

Müller-Altermatt fordert Quote

Der Bundesrat muss jetzt eine Reihe von Müller-Altermatts Fragen beantworten. Doch Mitte-Nationalrat und Waldhorn-Spieler hat auch konkrete Ideen, was sich ändern könnte. «Es braucht eine Quote für Schweizer Musik im kuratierten Angebot.» Eine genaue Zahl will er nicht nennen, kann sich aber Unterschiede je nach Genre vorstellen.

Eine Lösung, wie es sie mit der «Lex Netflix» gab, lehnt er ab. «Es braucht keine zusätzlichen Fördergelder, aber Streaminganbieter müssen einen Standort in der Schweiz haben und in allen Landessprachen verfügbar sein.»

Angst, dass den Hörerinnen und Hörern Schweizer Musik unfreiwillig auf die Ohren gedrückt wird, hat Müller-Altermatt nicht. «Die Konsumenten können selbst entscheiden, ob sie die Playlist hören oder nicht.» 

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