Wahlen 2023 im Kanton Bern
Funiciello und Co fürchten sich vor Abwahl

Die Ständeratswahlen im Kanton Bern versprechen viel Spannung. Die grossen Fragen: Wer holt sich den Sitz, den Hans Stöckli frei gibt? Und wie viele Frauen werden ihre Sitze im Nationalrat behalten können?
Publiziert: 29.09.2023 um 00:21 Uhr
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Aktualisiert: 31.10.2023 um 17:08 Uhr
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Sophie ReinhardtRedaktorin Politik

Im Kanton Bern steht im Herbst ein Sesselrücken bevor. Das liegt einerseits daran, dass vier der 24 Berner Nationalrätinnen und Nationalräte nicht mehr kandidieren. FDP-Nationalrätin Christa Markwalder (48) tritt nach 20 Jahren nicht mehr an, bei der SVP stellen sich Andrea Geissbühler (47), Andreas Aebi (64) und Erich von Siebenthal (64) nicht mehr zur Wahl.

Anderen – insbesondere Frauen – droht die Abwahl. So müssen die Grünen mit einem Sitzverlust rechnen. Vor vier Jahren ergatterten sie bei der Klimawahl vier Nationalratssitze. Nun weht ihnen schweizweit ein rauerer Wind entgegen. Besonders der Sitz von Christine Badertscher (41) wackelt. Sie machte sich selbst im eigenen Lager nicht nur Freunde, als sie die Trinkwasser-Initiative ablehnte.

Hans Stöckli tritt nicht mehr zur Wahl als Berner Ständerat an.
Foto: keystone-sda.ch
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SP Frauen fühlen sich bedroht

Die SP-Frauen machen sich Sorgen. Sie fürchten sich ausgerechnet vor den sozialdemokratischen Männern. Vor vier Jahren wurden die beiden Gewerkschafter Corrado Pardini (58) und Adrian Wüthrich (43) abgewählt – es war halt eine Frauenwahl. Jetzt versuchen die SP-Männer, einen Sitz zurückzugewinnen, etwa mit dem ehemaligen «Kassensturz»-Moderator Ueli Schmezer (62). Auch die Bundesratskandidatur von SP-Nationalrat Matthias Aebischer (55) bringt den Männern nochmals Aufmerksamkeit.

Das führt dazu, dass selbst die bekannteste Feministin der Schweiz, Tamara Funiciello (33), nun Angst hat, bald nicht mehr im Parlament zu sitzen.

Auch die Grünliberale Melanie Mettler (45) muss zittern. Vor vier Jahren hievte sie ein Restmandat auf ihren Sitz im Nationalratssaal, nun wird ihre Partei vom Höhenflug der Mitte bedroht. Mettler könnte vom Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause (52) überflügelt werden.

Stöckli verlässt das Stöckli

Spannung verspricht auch das Ständeratsrennen: Der Berner Sitz von Ständerat Hans Stöckli (71) wird frei – und der Run darauf ist gross. 17 Kandidatinnen und Kandidaten haben ihr Interesse angemeldet. Die SP will den Sitz mit Nationalrätin Flavia Wasserfallen (44) verteidigen. Doch auch sie muss sich von einer Männerkandidatur fürchten: vor Bernhard Pulver (58), Kandidat der Grünen.

Als alt Regierungsrat holte Pulver früher jeweils Stimmen bis ins Mitte-Lager. Allerdings hat er jüngst als Verwaltungsratspräsident des Inselspitals entschieden, ein Krankenhaus auf dem Land und eines in Bern zu schliessen. Das kam im ländlichen Raum nicht gut an. Auch sein Wahlkampf war im Gegensatz zu dem der umtriebigen Wasserfallen eher lau.

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Es kommt zum 2. Wahlgang

Entschieden wird das Rennen um den Ständerat wohl erst am 19. November. Dann steht der zweite Wahlgang an. Durch das Jekami ums Stöckli dürfte es selbst dem bisherigen SVP-Ständerat Werner Salzmann (60) schwerfallen, im 1. Wahlgang die nötigen Stimmen zu erreichen. Doch der zweite Wahlgang wird für den Sicherheitspolitiker und einstigen Bundesratskandidat keine Hürde mehr sein.

Die grosse Frage ist, wer von den vielen anderen Kandidaten dann nochmals antritt. SP und Grüne wollen das erst spät entscheiden. FDP-Kandidatin Sandra Hess (50) könnte da bereits der Einzug in den Nationalrat gelungen sein. Höchstens Aussenseiterchancen haben die Nationalräte Lorenz Hess (62, Mitte) und Jürg Grossen (54, GLP).

Die elf weiteren Kandidierenden werden so gut wie keine Chancen ausgerechnet – zumal im zweiten Wahlgang nur noch diejenigen zugelassen sind, die in der ersten Runde mindestens drei Prozent der gültigen Stimmen bekamen.

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