Polizei führte Rössli-Hoteliers ab
Spionierten Chinesen im Berner Oberland?

War die Beiz nur Tarnung? Die chinesischen Wirte des Hotels Rössli neben dem Militärflugplatz in Meiringen BE werden der Spionage verdächtigt – es geht um den neuen Kampfjet F-35.
Publiziert: 22.12.2023 um 09:25 Uhr
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Aktualisiert: 22.12.2023 um 10:50 Uhr

Im malerischen Weiler Unterbach bei Meiringen im Berner Oberland spielte sich diesen Sommer eine Szene ab, die an einen Agentenfilm erinnert. Zivilpolizisten der Berner Kantonspolizei stürmten das Gasthaus Rössli und führten die chinesischen Wirtsleute ab. Gemäss Recherchen des «Tages-Anzeigers» soll es sich dabei um die Familie Wang handeln. Sie hatten das Rössli 2018 für 800'000 Franken gekauft.

Einzelne Nachbarn berichten der Zeitung nun von einem angeblichen Spionageverdacht. Andere sehen die Familie Wang lediglich als unschuldige Betreiber eines traditionellen Gasthauses. Klar ist nur: Das Rössli ist seither geschlossen. Und Gerüchte über eine gross angelegte Geheimoperation gegen die Schweizer Armee machen die Runde.

F-35 im Visier?

Über einen Zeitraum von nahezu fünf Jahren sollen die drei betroffenen chinesischen Staatsbürger gemäss der Zeitung den Gasthof betrieben haben. Er befindet sich in unmittelbarer Nähe des einzig reinen Militärflugplatzes der Schweiz. Im vergangenen Jahr schliesslich soll das Hoteliertrio ins Visier des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB) geraten sein.

Vom Hotel Rössli aus sollen chinesische Wirte den Flugplatz ausspioniert haben.
Foto: Google Street View
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Liegt gleich an der Piste: Hotel Rössli beim Flugplatz Meiringen.
Foto: GoogleMaps

Der Verdacht: Die Chinesen hätten den Gastrobetrieb möglicherweise nur übernommen, um langfristig den Flugplatz ausspionieren zu können. Denn: Meiringen wird künftig als Operationsstandort für die F-35 der Schweizer Luftwaffe dienen. Dort hatte diese 2019 auch den US-amerikanischen Kampfjet getestet. Der F-35 gilt seit Jahren als ein Hauptziel chinesischer Spionage.

Weder Betriebs- noch Aufenthaltsbewilligung

Die Sicherheitsbehörden seien überzeugt gewesen, dass der scheinbare Hotelier Herr Wang ein Agent war, schreibt der «Tages-Anzeiger» weiter. Bloss: Der NDB hätte keine Beweise für Geheimdiensttätigkeiten gefunden. Allerdings habe die vermeintliche Wirtsfamilie weder Betriebs- noch Aufenthaltsbewilligungen besessen. Mittlerweile hätten sie die Schweiz verlassen und seien seitdem nicht wieder aufgetaucht.

Derzeit steht das Rössli zum Verkauf. Die Fragen rund um die Familie Wang und deren vermeintliche Geheimdiensttätigkeit, sie bleiben ungeklärt. Der Sohn der Familie bestritt im «Tages-Anzeiger» jegliche Agententätigkeit und tat diese als «Fake News» ab. Stattdessen kündigte er an, dass seine Familie ins Rössli zurückkehren werde. (oco)

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