Ringen um den Wolf
Rösti verteidigt seine Abschusspläne

Dem erklärten Volkswillen zum Trotz wollen Umweltminister Albert Rösti und seine Beamten den Grossteil der Wölfe im Land zum Abschuss freigeben. Das löst viel Widerstand aus. Am Montag hat sich Rösti im Nationalrat erklärt.
Publiziert: 18.09.2023 um 16:38 Uhr
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Aktualisiert: 19.09.2023 um 11:14 Uhr

Der Wolf spaltet das Parlament – einmal mehr. Auch die Pläne von Bundesrat Albert Rösti (56) polarisieren. Sein Bundesamt für Umwelt (Bafu) will einem Grossteil der Wölfe im Land den Garaus machen. Was in Bergregionen gut ankommt, löst bei Umweltverbänden Entsetzen aus – zumal die Bevölkerung erst 2020 gegen eine Lockerung des Wolfsschutzes stimmte. Bereits haben wieder über 46'000 Personen die Petition «Stoppen Sie das Wolfs-Massaker!» unterzeichnet.

«Die Sicherheit des Menschen ist auf jeden Fall höher zu gewichten als der Schutz des Wolfes», erklärte Rösti am Montag im Nationalrat auf rund ein Dutzend Anfragen hin. Für den Bundesrat besteht Handlungsbedarf, denn der Wolfsbestand in der Schweiz wachse exponentiell. So seien es 2019 noch unter 100 Tiere gewesen, 2021 knapp 150 und 2022 rund 240. «Diese Entwicklung betrachte ich als höchst problematisch», so Rösti.

Die Art soll erhalten bleiben

Heute sollen hierzulande rund 300 Wölfe in 31 Rudeln leben. Geht es nach dem Bafu, sollen bis auf 12 alle ausgerottet werden. Der Bestand soll so um rund 70 Prozent zusammengeschossen werden. Der Entwurf verfolgt damit andere Ziele als jene der ursprünglichen Revision des Jagdgesetzes. Damals ging es noch lediglich um die Kontrolle der Ausbreitung, nun um eine Eindämmung.

Erst im September 2020 hat die Schweizer Stimmbevölkerung das neue Jagdgesetz abgeschossen.
Foto: Getty Images/Imagebroker RF
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Um rasch handeln zu können, hat Röstis Umweltdepartement sogar die üblichen demokratischen Verfahren abgekürzt. Eine ordentliche Vernehmlassung zur neuen Jagdverordnung findet gar nicht erst statt. Dafür seien die dringlichen Massnahmen auf zwei Jahre befristet, betonte Rösti.

Zudem würden Bund und Kantone nur präventiv eingreifen, wenn für Menschen oder Nutztiere eine Gefahr bestehe. Auch müssten die Kantone geplante Abschüsse jeweils beantragen und begründen. «Wir wollen Mensch und Tier schützen – aber gleichzeitig die Art erhalten», versicherte Rösti. Nachdem im vergangenen Jahr aber bereits 1500 Nutztiere gerissen worden seien, soll es den Wölfen nun an den Kragen gehen.

Rösti lässt weiteres Vorgehen offen

Parlamentarier hätten den Wolf gerne noch stärker dezimiert. Rösti aber geht davon aus, dass sich der Wolf mit noch etwa zwölf verbleibenden Rudeln wieder stärker in die Berge zurückziehen wird. «Wenn sich der Bestand wieder beruhigt, können wir die Massnahmen allenfalls wieder lockern», sagte Rösti – «oder wir müssen sie noch weiter verschärfen.» (dba)

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