Shinzo Abe und die Schweiz
Schweizer Politik «zutiefst schockiert»

Auf offener Strasse erschossen: Der japanische Ex-Premier Shinzo Abe ist tot. Noch vor wenigen Jahren weilte er für das Weltwirtschaftsforum in der Schweiz.
Publiziert: 08.07.2022 um 12:37 Uhr
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Aktualisiert: 08.07.2022 um 14:02 Uhr
Gianna Blum

Das Attentat auf den ehemaligen japanischen Premier Shinzo Abe (67) hat Schockwellen um den Globus geschickt – bis in die Schweiz. Er sei «zutiefst erschüttert», schrieb FDP-Bundespräsident Ignazio Cassis (61) auf Twitter. Wenige Stunden nach dem Attentat bestätigten japanische Medien den Tod Abes.

«Ich verurteile dieses schreckliche Attentat auf das Schärfste», reagierte Cassis nochmals auf Twitter. «Mein aufrichtiges Beileid gilt seiner Familie und seinen Angehörigen sowie dem japanischen Volk.»

«Ich bin absolut schockiert», sagt auch Elisabeth Schneider-Schneiter (58), Präsidentin der parlamentarischen Freundschaftsgruppe Schweiz-Japan. «Japan ist eine ähnlich volksnahe Demokratie wie die Schweiz», so die Mitte-Aussenpolitikerin. Die Vorstellung, dass eine Person des öffentlichen Lebens auf der Strasse getötet werde, sei sehr beängstigend.

Der ehemalige japanische Premier Shinzo Abe ist am Freitag nach einem Attentat verstorben.
Foto: AFP
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Ähnlich äusserte sich auf Twitter auch Thierry Burkart (61), FDP-Präsident und Vize der Freundschaftsgruppe. «Meine Gedanken sind bei Shinzo Abe und dem japanischen Volk», schrieb er, während Abe noch mit seinem Leben rang.

Aufnahmen zeigen Moment des Attentats
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Shinzo Abe getötet:Aufnahmen zeigen Moment des Attentats

Treffen mit Abe in Davos

Die Gruppe hat schon mehrfach Reisen nach Japan mit Treffen der dortigen Parlamentarier unternommen. Shinzo Abe selbst traf Schneider-Schneiter sogar einmal persönlich, als dieser 2019 in der Schweiz weilte. Sie habe Abe sehr geschätzt, so Schneider-Schneiter zu Blick: «Er hat das Land auch in schwierigen Zeiten volkswirtschaftlich zusammengehalten.»

Abe hielt 2019 in Davos eine Rede am Weltwirtschaftsforum (WEF) – und reiste mit dem Zug hin. Frühmorgens habe er den Zürcher Bahnhof verlassen. Draussen liege Schnee, twitterte der damalige Premier – natürlich auf japanisch. Abe trat 2020 aus gesundheitlichen Gründen zurück.

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Bundespräsidenten reisen gerne nach Japan

Reisen nach Japan sind für Schweizer Amtsträger keine Seltenheit. Kurz nach dem WEF 2019 reiste der damalige Bundespräsident Ueli Maurer (71) für ein Gipfeltreffen nach Japan. Ein Jahr zuvor hatte auch Alain Berset (50), zu diesem Zeitpunkt ebenfalls Bundespräsident, Tokio einen Besuch abgestattet. Cassis selbst hat Shinzo Abe laut Aussendepartement nie persönlich getroffen, der aktuelle Bundespräsident war aber zuletzt im April dieses Jahres in Japan.

Die regelmässigen Besuche haben nicht nur freundschaftliche Gründe. Laut Aussendepartement ist Japan in Asien der zweitwichtigste Handelspartner nach China. Die Schweiz war 2009 auch das allererste Land auf dem europäischen Kontinent, mit dem Japan ein Freihandelsabkommen vereinbarte.

Hier wird der Schütze überwältigt
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Attentat auf Japans Ex-Premier:Hier wird der Schütze überwältigt

Einseitige Freundschaft

Umgekehrt ist die Schweiz für Japan allerdings weniger wichtig, Besuche japanischer Delegationen sind entsprechend seltener. Versuche, eine Revision des Freihandelsabkommen zu erreichen, scheiterten immer wieder am japanischen Desinteresse. Als Cassis im April dieses Jahres in Japan weilte, deutete er in dieser Hinsicht einen Kurswechsel an: Wenn Japan weiterhin blockiere, solle die Schweiz «lieber einen anderen Weg gehen», sagte er damals der «Neuen Zürcher Zeitung».

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