Skyguide schlägt Alarm – Verkehrspolitiker Candinas stellt bange Frage
«Ist die Flugsicherheit überhaupt noch gewährleistet?»

Nach diversen Pannen schlägt der Technikchef beim Flugsicherer Skyguide in einem internen Schreiben Alarm. Das Parlament will nun verstärkt ein Auge auf den Bundesbetrieb haben, deswegen aber nicht in Aktionismus verfallen.
Publiziert: 24.03.2024 um 18:11 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2024 um 20:23 Uhr

Die Blick-Schlagzeile hat im Parlament aufhorchen lassen. «Wir befinden uns in einer Krise», zitierte Blick aus einem internen Schreiben des Technikchefs von Skyguide. Das Unternehmen überwacht den Schweizer Luftraum – und damit die Sicherheit von Flugpassagieren und Personal. «Das interne E-Mail lässt aufhorchen und schafft Verunsicherung», sagt Mitte-Verkehrspolitiker Martin Candinas (43). Und es lasse die Frage aufkommen: «Ist die Flugsicherheit überhaupt noch gewährleistet?»

Der Flugsicherer des Bundes steckt schon seit längerem selber in Turbulenzen. Eine Serie von technischen Aussetzern, wirtschaftlicher Druck und Personalmangel sorgten schweizweit regelmässig für negative Schlagzeilen. Technikchef Klaus Meier (59) schreibt denn auch in seinem internen Dokument von einer «sehr ernsten Situation» für Skyguide. Mehrere Male mussten die Fluglotsen den gesamten Luftraum sperren. Es ist die letzte Massnahme, wenn gar nichts anderes mehr geht, um die Sicherheit im Flugraum zu gewährleisten.

Thema rückt vermehrt in den Fokus

Das Parlament werde sicher ein Auge auf das Thema haben müssen, sagt Candinas. Die zuständige Verkehrskommission will sich damit befassen. Allerdings: «Wir müssen uns nun auch nicht überschlagen mit Forderungen nach Sofortmassnahmen.» Denn im Parlament ist ebenfalls zur Kenntnis genommen worden, dass das zuständige Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) seine Aufsichtsaktivitäten bereits erhöht hat. Und vor allem versichert der Bund: «Die Sicherheit im Schweizer Luftraum war und ist jederzeit gewährleistet.»

Blick aus dem Tower am Flughafen Zürich: Der Druck für Mitarbeitende sei hoch, schreibt der Technikchef.
Foto: Keystone
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Das sorgt auch im Bundeshaus für Durchatmen. Keine Sorgen macht sich denn auch FDP-Nationalrat Matthias Jauslin (61). Als Präsident des Aeroclub Schweiz steht der Verkehrspolitiker selber regelmässig im Kontakt mit Skyguide. Für ihn ist klar: Sein Vertrauen in die Flugsicherungsgesellschaft und deren Fluglotsen ist ungebrochen gross.

Umstellungen würden zu Unsicherheit führen

Zwar bringe die Umstellung auf neue Systeme grosse Herausforderungen mit sich. Zusammen mit den vielfältigen Forderungen von allen Seiten könne das intern auch Unsicherheit auslösen. Doch gerade die kürzliche Sperrung des Flugraums nach einer Panne zeige doch, wie ernst die Sicherheit genommen werde.

Das sieht SVP-Verkehrspolitiker Thomas Hurter (60) ähnlich. «Die Umstellung auf neue Systeme bringt Veränderungen mit sich und das gefällt nicht immer allen», sagt der Linienpilot. «Das führt zu Unzufriedenheit und teilweise auch Unsicherheit.»

Die technischen Umstellungen werden von Skyguide mit Hochdruck vorangetrieben, um rasch wieder die nötige Stabilität zu erreichen. «Eine hundertprozentige Garantie, dass es zu keinen technischen Störungen kommt, gibt es nie», stellt Skyguide-Sprecherin Prisca Huguenin-dit-Lenoir klar. Aber auch sie betont gleichzeitig, dass die Sicherheit im Schweizer Luftraum jederzeit gewährleistet gewesen und nach wie vor sei.

«Bazl und Skyguide müssen nun gemeinsam Verbesserungen erreichen», betont Mitte-Politiker Candinas. Eine Untersuchung durch das Verkehrsdepartement von SVP-Bundesrat Albert Rösti (56) enthielt 14 Empfehlungen zur Verbesserung der Flugsicherung. Einige seien bereits erfüllt, die restlichen müssten nun rasch folgen, so Candinas. «Meine Erwartung ist klar: Skyguide muss so schnell wie möglich aus der Krise kommen und zu ihrem Vertrauen Sorge tragen.»

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