SVP-Lothe greift Freiheitstrychler in Giswil an
«Schämt Euch!»

Sie selbst ist kein Fan des Covid-Gesetzes. Doch was die Freiheitstrychler am Mittwochabend vor dem Altersheim in Giswil OW veranstalteten, geht SVP-Politikerin Camille Lothe zu weit.
Publiziert: 29.10.2021 um 15:46 Uhr
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Aktualisiert: 29.10.2021 um 15:56 Uhr

Camille Lothe (27) ist ausser sich: Dass die Freiheitstrychler am Mittwochabend vor dem Altersheim «dr Heimä» in Giswil OW einen Trauermarsch veranstaltet haben, sei «einfach nur pietätlos». «Schämt euch!», schreibt die Präsidentin der Jungen SVP Zürich auf Twitter.

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Es sei bereits schlimm, dass man sich im Heim nicht an die Vorschriften gehalten habe, erklärt Lothe gegenüber Blick. «Doch dass die Trychler diese tragischen Todesfälle noch für ihre politische Botschaft ausnutzen, verurteile ich klar.»

«So pietätlos gegenüber Angehörigen»

Nachdem bekannt wurde, dass in den letzten drei Wochen im «dr Heimä» neun Menschen gestorben sind, hatten sich die Freiheitstrychler am Mittwochabend zu einem Trauermarsch vor dem Heim versammelt. Ihre Botschaft, die sie mit Kerzen und Fackeln unterstrichen: Der Tod gehört nun einmal zum Leben – ob Masken oder nicht, Pandemie hin oder her. «Dass Bewohner von Pflegern mit Masken während zwei Jahren kein Lächeln sehen, ist für mich viel schlimmer, als wenn man an Corona erkrankt», sagt einer der Trychler zu Blick TV. Dann würden halt Einzelne sterben.

Im Pflegeheim «dr Heimä» in Giswil starben in den letzten drei Wochen neun Bewohnerinnen und Bewohner.
Foto: Blick TV
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Freiheitstrychler inszenieren sich vor Altersheim mit 9 Toten
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Neun Corona-Tote:Freiheitstrychler inszenieren sich vor Giswiler Heim

Besonders diese Aussage hat Lothe fassungslos gemacht: «Das ist so pietätlos gegenüber den Hinterbliebenen, die sich darauf verlassen haben, dass ihre Angehörigen gut und sicher betreut werden», sagt sie.

Das sieht auch die Polizei so. Sie hat sich nach der Todesserie im Altersheim eingeschaltet. «Aufgrund der Berichterstattung wurde ein polizeiliches Ermittlungsverfahren eingeleitet, das den Vorwürfen auf den Grund geht», heisst es von der Staatsanwaltschaft.

Schwere Vorwürfe an Heimleitung

Denn offenbar wurde die Maskenpflicht im Heim ignoriert. Noch schlimmer: Ein ehemaliger Angestellter wirft der Heimleitung vor, die Mitarbeiter gezwungen zu haben, gegen die Schutzmassnahmen zu verstossen: «Die Heimleitung forderte uns in ernstem Ton auf, vor den Patientinnen und Patienten die Masken abzulegen», so Björn K.* (50) zu Blick. «Die Heimleitung hat Druck ausgeübt. Viele Mitarbeitende haben Angst gehabt», sagt er.

Einige hätten schliesslich auch gekündigt, weil der Schutz der Bewohner und Bewohnerinnen nicht gewährleistet werden konnte. Auch K. hat das «dr Heimä» nach nur zwei Monaten wieder verlassen. «Ich habe gekündigt, weil die Vorschriften des BAG nicht eingehalten wurden. Wir konnten uns und die Bewohnenden des Alters- und Pflegeheims nicht schützen.» (sf)

* Name bekannt

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