Trotz Energie-Krise
Die Schweiz spart kaum Strom

Bisher zeigt die Stromsparkampagne von kaum Wirkung. Unerwartet kommt dies fürs Bundesamt für Energie nicht: Erst im Oktober werden Grossverbraucher ihre Massnahmen umsetzen.
Publiziert: 23.09.2022 um 14:55 Uhr
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Aktualisiert: 23.09.2022 um 18:03 Uhr

Alle reden vom Stromsparen – nur umsetzen tut das kaum jemand. Genau messen lassen sich Einsparungen zwar nicht – die Schweiz hinkt bei der Digitalisierung der Stromzähler hinterher. Wo man Zahlen hat, zeigen bisher aber keine deutlichen Spareffekte.

Zum Beispiel beim Gesamtverbrauch des Elektrizitätswerkes der Stadt Zürich. Diese werden mit nur zwei Tagen Verspätung publiziert. Im September ist in der grössten Schweizer Stadt bis jetzt kein markanter Rückgang sichtbar – trotz bundesrätlicher Sparappelle. Ähnliches berichtete gestern die «Aargauer Zeitung» über verschiedene Aargauer Kraftwerke.

Ersetzen braucht Zeit

Mit Blick auf den Winter könnte sich das rächen: Denn was jetzt an Strom und Gas eingespart wird, könnte dazu beitragen, eine mögliche Strommangellage im Winter besser zu meistern. Wird der Strom zu knapp, kommen Zwangsmassnahmen wie Kontingentierungen zum Einsatz. Das hätte weitreichende Folgen für die Wirtschaft.

Die Zahlen zum aktuellen Stromverbrauch in der Schweiz liegen im Bereich der normalen Schwankungen.
Foto: IMAGO/Christian Ender
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Während der Ersatz von Geräten mit hohem Stromverbrauch in Haushalten und Unternehmen Zeit braucht, wären Verhaltensänderungen rasch umsetzbar. So etwa das Abschalten von Geräten im Standby. Von solchen Massnahmen zeigen sich bisher keine Auswirkungen.

Zu früh für Auswirkungen

Marianne Zünd, Sprecherin des Bundesamtes für Energie, ist nicht überrascht: «Der Verbrauch hängt von vielen externen Faktoren, wie dem Wetter ab.» Deshalb lasse er sich kaum mit anderen Jahren vergleichen. Zudem sei die Sparkampagne erst vor weniger als einem Monat, am 1. September, gestartet.

«Wir sind erst am Anfang der Kampagne», so Zünd. «Viele Grossverbraucher haben bisher ihre Massnahmen geplant und werden diese ab 1. Oktober umsetzen: Zum Beispiel die Kantone und Gemeinden. Merkliche Einsparungen im Stromverbrauch erwarten wir also erst im Oktober.»

20 Prozent weniger Gas

Es gibt durchaus Anzeichen dafür, dass Haushalte und Unternehmen Strom sparen wollen. Die Nachfrage nach einer Energieberatung ist bei verschiedenen Anbietern stark gestiegen.

Und beim Gasverbrauch gibt es bereits einen Effekt: Dieser ist in den vergangen zwei Monaten um rund 20 Prozent gesunken, wie Bastian Schwark, der Energiekrisenmanager des Bundes, am Mittwoch gegenüber der «Neuen Zürcher Zeitung» sagte. Verantwortlich dafür seien aber in erster Linie die Unternehmen.

(SDA/tom)

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