«Verhältnis zu Geld verloren»
Abtretender BAV-Chef fährt ÖV-Branche an den Karren

Peter Füglistaler, scheidender Direktor des Bundesamts für Verkehr (BAV), kritisiert die ÖV-Branche. Er bemängelt, dass sie das Verhältnis zum Geld verloren habe. Und die zweitbeste Lösung schnell als Katastrophe betrachte.
Publiziert: 22.03.2024 um 14:25 Uhr

Mit Peter Füglistaler (64) geht im Sommer ein Chefbeamter in Pension, der den öffentlichen Verkehr (ÖV) in der Schweiz fast 14 Jahre lang geprägt hat. Bevor er tatsächlich abtritt, teilt der Direktor des Bundesamts für Verkehr (BAV) aber nochmals kräftig gegen die ÖV-Branche aus: Sie habe ob des stetig anschwellenden Subventionsregens «das Verhältnis zu Geld verloren», wettert er in den Zeitungen von CH Media. Und er nimmt dabei kein Blatt vor den Mund.

Nur noch das Beste vom Besten sei gut genug, bei der zweitbesten Lösung werde schnell einmal der Untergang prophezeit, kritisiert Füglistaler. «Nur schon sich zu überlegen, ob es mit demselben Betrag wie im Vorjahr ginge, führt in der ÖV-Branche zu Unverständnis.» Das viele Geld führe schliesslich dazu, dass die Leute nicht mehr überlegten, so der BAV-Chef. «Selbstzufriedenheit» sei das. Eine «Wohlfühlkultur», gepaart mit «Kritikunfähigkeit».

Das BAV schüttete laut CH Media zuletzt sechs Milliarden Franken pro Jahr an den ÖV und den Güterverkehr auf der Schiene aus, so viel wie nie.

Der abtretende Direktor des Bundesamts für Verkehr, Peter Füglistaler, kritisiert die ÖV-Branche.
Foto: Keystone
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«System geht nicht unter»

Der scheidende BAV-Direktor platziert im Gespräch mit CH Media gleich auch noch eine politische Botschaft: «Die Schweiz braucht Europa, aber Europa nicht die Schweiz!» Füglistaler bezieht sich dabei auf die Liberalisierung des internationalen Personenverkehrs auf der Schiene, wie sie die EU von der Schweiz bei den Verhandlungen für ein neues Abkommen fordert. Er sagt, dass dies höchstens drei Züge von Flixtrain pro Tag betreffe. «Dadurch geht das System nicht unter.»

SBB und Gewerkschaften gingen nämlich dagegen auf die Barrikaden. Das Mandat des Bundesrats sieht allerdings eine äusserst begrenzte Liberalisierung vor. Sowohl der Taktfahrplan als auch das lokale Tarifsystem sollen unverändert bestehen bleiben, Schweizer Arbeitsbedingungen auch in ausländischen Zügen gelten. (oco)

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