Weil Bundesamt Mietpreis-Statistik zu spät liefert
Ärger bei Lohn-Verhandlungen mit Arbeitgebern

Ab Oktober werden vielerorts die Mieten erhöht. Just dann, wenn Gewerkschaften und Arbeitgeber über die Löhne verhandeln. Das Problem: Der Mietschock ist im Teuerungsindex noch gar nicht eingerechnet. Ein Nachteil für Angestellte.
Publiziert: 25.08.2023 um 12:23 Uhr
Ab Oktober steigen vielerorts die Mieten stark an.
Foto: keystone-sda.ch
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Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Die Gewerkschaften rüsten sich für einen heissen Lohnherbst! Mit einer steilen Ansage: 5 Prozent mehr Lohn sollen ab 2024 auf dem Konto landen, so die Forderung des Gewerkschaftsbunds und seiner Verbände. Denn auch dieses Jahr steigt die Teuerung und für nächstes Jahr droht ein erneuter Prämienschock bei den Krankenkassen.

Im Oktober saust zudem der Miethammer nieder. Der hypothekarische Referenzzinssatz wurde per Juni von 1,25 auf 1,5 Prozent erhöht – und das bekommen die Mieterinnen und Mieter nun im Herbst zu spüren. Durch die Erhöhung dürfen die Vermieter den Mietzins um 3 Prozent anheben, sofern der Mietvertrag auf dem bisherigen Referenzzinssatz beruht. Das Bundesamt für Wohnungswesen geht davon aus, dass das bei rund der Hälfte der Mietverträge der Fall ist.

Häufig kommt aber auch noch die aufgelaufene Teuerung auf den Mietpreis obendrauf, die zu zwei Fünfteln weitergegeben werden darf. Hier könnten je nach Fall nochmals gut 2 Prozent dazukommen.

Gewerkschaften warnen vor Reallohnverlust

Klar ist: Die Mieterhöhungen heizen die Teuerung per Ende Jahr – im Juli lag sie bei 1,6 Prozent – nochmals deutlich an und werden sich auch entsprechend im Landesindex der Konsumentenpreise niederschlagen. Immerhin machen sie im Warenkorb einen Anteil von fast einem Fünftel aus. Da der separate Mietpreis-Index vom Bundesamt für Statistik (BFS) aber nur quartalsweise erhoben und erst wieder im November veröffentlicht wird, werden die höheren Mieten auch erst später im Teuerungsindex berücksichtigt.

Das ist für die Gewerkschaften ein Problem. Denn die Lohnverhandlungen mit den Arbeitgebern fallen vielerorts in den Oktober und die Teuerung ist dabei ein wichtiges Argument. «Der Mietpreisschock entspricht rund 0,3 Teuerungsprozenten», schätzt SGB-Chefökonom Daniel Lampart (54).

«Aber das zuständige Bundesamt weist den Preisanstieg erst verspätet aus.» Wenn die höheren Mieten nicht im offiziellen Teuerungsindex enthalten seien, könne sich dies negativ auf die Lohnverhandlungen auswirken, befürchtet Lampart. «Den Arbeitnehmenden droht damit erneut ein Reallohnverlust.»

BFS kommt Gewerkschaften entgegen

Um dies zu verhindern, wurden die Gewerkschaften beim BFS vorstellig und drängten auf eine entsprechende Berücksichtigung der Mieten in den entscheidenden Oktober-Zahlen. Ohne Erfolg. «Es gibt keine Möglichkeit, eine vierteljährliche Erhebung wie die Mietpreiserhebung um einen Monat zu beschleunigen», sagt Hans Markus Herren, der Bereichsleiter Konsumentenpreise im BFS.

Denn die Erhebungen folgen einem strengen Rhythmus. So werden die Mietpreis-Resultate seit vielen Jahren jeweils in den Monaten Februar, Mai, August und November publiziert. Immerhin fliessen 10'000 Wohnungen in die Erhebung ein, wobei jedes Quartal ein Achtel der Stichproben ersetzt werden. 

«Auch wenn wir Verständnis für das Bedürfnis der Gewerkschaften haben, so können wir nicht Daten publizieren, die noch nicht erhoben sind», sagt Herren. Immerhin: Das BFS kommt den Gewerkschaften einen Schritt entgegen und wird bei der Publikation der nächsten Teuerungszahlen speziell darauf hinweisen, dass die Mietpreisentwicklung noch nicht berücksichtigt werden kann und sich erst später im Index niederschlägt. «Es wird Bewegung nach oben geben, was sich auch in der Jahresteuerung bemerkbar machen wird», sagt Herren. «Unklar bleibt, wann und wie stark der Effekt ausfallen wird. Die Folgen können sich über mehrere Quartale bemerkbar machen.»

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