Zu dicke Nadeln
Bund lieferte Kantonen falsche Impf-Ausrüstung

Nicht aller Corona-Impfstoff, den die Schweiz erhält, wird auch verwendet. Ein Teil geht verloren oder wird weggeschmissen. Grund dafür ist ungeeignetes Equipment.
Publiziert: 01.02.2021 um 11:08 Uhr
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Aktualisiert: 06.02.2021 um 04:10 Uhr

Sich setzen, Ärmel hochkrempeln und einmal stechen lassen: Für die Impfwilligen ist der Piks eine Sache von Sekunden. Für das Gesundheitspersonal hingegen ist die Corona-Impfung äusserst komplex – nicht nur, was die Lagerung, sondern auch die Verwendung des Impfstoffs anbelangt. Über zehn Minuten dauert ein Video des Inselspitals Berns, mit welchem dem Personal erklärt wird, wie man das Vakzin von Pfizer/Biontech korrekt abfüllt.

Der Impfstoff darf beispielsweise unter keinen Umständen geschüttelt werden. Und einmal verdünnt, ist er nur sechs Stunden haltbar. Die grösste Herausforderung stellt derzeit aber dar, wie man auch wirklich den ganzen Impfstoff aus den kleinen Fläschchen bekommt, in denen er geliefert wird.

Sechs statt fünf Impfdosen

Denn der Pharmakonzern Pfizer hat vor Kurzem die Richtlinien geändert. Das Unternehmen informierte den Bund, dass ein Fläschchen neu nicht mehr für 5 Dosen reichen muss, sondern für 6.

In diesen Fläschchen wird der Impfstoff geliefert.
Foto: Keystone
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Tatsächlich befindet sich in einem Fläschchen die Impfstoff-Menge für sechs Dosen. Allerdings nur ganz knapp. Um den Wirkstoff exakt und ohne Verluste abfüllen zu können, braucht es nicht nur geübtes Personal, sondern auch das richtige Equipment.

Zu dicke Spritzen und Nadeln

Und an Letzterem fehlt es vielerorts. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, hat der Bund den Kantonen zuerst zu dicke Spritzen geliefert. Damit war es unmöglich, den Impfstoff so genau abmessen zu können. Ein Teil des wertvollen Impfstoffs ging dadurch verloren.

Hier hat der Bund inzwischen nachgebessert. Doch nebst kleineren Spritzen bräuchte es auch spezielle, dünnere Nadeln. Darauf wartet das Gesundheitspersonal bislang vergebens. Laut «Tages-Anzeiger» wurden Ärzte in Zürich deshalb dazu angehalten, ihre eigenen Nadeln zu verwenden.

BAG sucht nach Lösungen

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) ist sich des Problems bewusst. «Solange die Möglichkeit mit dem gegebenen Impfmaterial nicht besteht, einwandfrei 6 Dosen aus einer Durchstechflasche (Vial) herauszuziehen, empfiehlt das BAG weiterhin mit 5 Dosen pro Vial zu planen», heisst es in einem vertraulichen Dokument an die Kantone, welches BLICK vorliegt. Der Bund versichert aber, dass man nach «weiteren Lösungen» suche, welche eine «einwandfreie Entnahme» von 6 Dosen pro Fläschchen ermöglichen. Denn angesichts des knappen Impfstoffs zählt jede Dosis.(lha)

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