«Wird schwierig für SVP, Rösti nicht zu nominieren»
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Politologe Michael Hermann:«Wird schwierig für SVP, Rösti nicht zu nominieren»

Konkurrenz liegt abgeschlagen zurück
Das Volk würde Albert Rösti wählen

Der Favorit für die Nachfolge von Bundesrat Ueli Maurer heisst: Albert Rösti. Sein grösster Konkurrent landet in einer Umfrage abgeschlagen auf dem zweiten Platz.
Publiziert: 16.10.2022 um 00:28 Uhr
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Aktualisiert: 16.10.2022 um 10:35 Uhr
Camilla Alabor

Die Ausgangslage ist ungewöhnlich – zumindest für die SVP. Zum ersten Mal seit dem Aufstieg der Partei in den 90er-Jahren könnte ein SVP-Politiker Bundesrat werden, der in den eigenen Reihen beliebt ist und auch in anderen Parteien auf Sympathie stösst.

Nationalrat Albert Rösti (55) hat beste Chancen, Ueli Maurer (71) in der Landesregierung zu beerben. Parlamentarier aller Parteien schätzen den umgänglichen Berner. Wie sich nun zeigt, kommt der freundliche Herr Rösti auch in der Bevölkerung ausgesprochen gut an. Das ist das Resultat einer Umfrage, die SonntagsBlick in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Sotomo durchgeführt hat.

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Zur Umfrage

Die Umfrage wurde von Dienstag, 11. Oktober, bis Donnerstag, 13. Oktober, 2022 auf den Online-Medienportalen von Ringier erhoben. Durchgeführt wurde sie vom Forschungsinstitut Sotomo im Auftrag von SonntagsBlick. Mitgemacht haben 15'509 Teilnehmende; die Stichprobe wurde gemäss den relevanten demografischen und politischen Merkmalen statistisch gewichtet.

Die Umfrage wurde von Dienstag, 11. Oktober, bis Donnerstag, 13. Oktober, 2022 auf den Online-Medienportalen von Ringier erhoben. Durchgeführt wurde sie vom Forschungsinstitut Sotomo im Auftrag von SonntagsBlick. Mitgemacht haben 15'509 Teilnehmende; die Stichprobe wurde gemäss den relevanten demografischen und politischen Merkmalen statistisch gewichtet.

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Auf die Frage, wer Nachfolger von Finanzminister Maurer werden soll, schwingt Rösti obenaus. In einem Feld mit neun Kandidaten kommt der einstige Parteipräsident auf hohe 40 Prozent. Er ist der Liebling der Parteibasis: Von den SVP-Wählern spricht sich rund die Hälfte für den bestens vernetzten Lobbyisten aus, wie eine Auswertung zeigt. Aber auch bei Sympathisanten von FDP, Mitte und GLP stösst Rösti auf Wohlwollen. Sogar ein Drittel der SP-Wähler sähe ihn gerne im Bundesrat.

Der Berner Albert Rösti (55) hat beste Chancen, Bundesrat Ueli Maurer (71) in der Landesregierung zu beerben.
Foto: Thomas Meier
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Laut Michael Hermann (50), Politgeograf und Geschäftsführer von Sotomo, ist dieses Ergebnis bemerkenswert. «Normalerweise schliesst sich das aus: Je beliebter ein SVP-Kandidat in den anderen Parteien ist, desto unbeliebter ist er bei der eigenen Basis.» Das sei in den letzten 30 Jahren bei SVP-Bundesratswahlen eine Konstante gewesen. Seit jener Zeit also, als Christoph Blocher (82) die Partei konsequent auf Oppositionskurs trimmte – und damit Wahl um Wahl gewann.

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Wird die SVP erwachsen?

In jener Ära war die Wahl von SVP-Bundesräten stets von Nebengeräuschen begleitet.«Zuerst ging es darum, ob die SVP Anrecht auf einen zweiten Sitz im Bundesrat hat», sagt Hermann. «Später stand die Bundesversammlung vor der Frage, ob sie einen linientreuen oder einen konsensfähigen Kandidaten wählen soll.» Mit der Wahl von Samuel Schmid (75), der Abwahl von Blocher und der Wahl von Guy Parmelin (62) entschied sich das Parlament jeweils gegen die Hardliner-Kandidaten – was wiederum die SVP erzürnte.

«Wenn die SVP Rösti tatsächlich aufstellt, könnte dies den Abschluss jener Phase bedeuten», meint Hermann. «Die Partei hätte ihren Platz in der Konkordanz gefunden.» Mit anderen Worten: Die moderne SVP würde erwachsen.

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In dieses Bild passt, dass der – bis gestern – einzige andere Kandidat, Ständerat Werner Salzmann (59), in der Umfrage mit neun Prozent weit abgeschlagen auf Platz zwei landet. Beziehungsweise auf Platz drei: 22 Prozent der Befragten, grösstenteils aus dem linksgrünen Lager, hätten nämlich am liebsten gar keinen zweiten SVP-Bundesrat, sondern den Vertreter einer anderen Partei in der Landesregierung. Sicherheitspolitiker Salzmann gilt als linientreu, zugleich als wenig charismatisch.

Für den Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler (62), der seine Kandidatur gestern ankündigte, sprachen sich nur zwei Prozent der Befragten aus. Allerdings war die Umfrage zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen.

Rösti mag es, gemocht zu werden

Auch im Direktduell mit Salzmann ist Rösti klarer Favorit. Er kommt auf dreimal so viele Stimmen wie Salzmann. Betrachtet man allein die SVP-Wähler, ist das Bild fast gleich: 66 Prozent votieren für Rösti, 28 Prozent für Salzmann.

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Mit ein Grund dafür, dass Rösti sowohl in der SVP-Basis als auch in der breiten Bevölkerung akzeptiert wird, seien wohl dessen menschliche Qualitäten, mutmasst Hermann. «Er ist kein Polteri und kein Macho, sondern als Mensch greifbar.» Wobei ihm manche just seine Harmoniebedürftigkeit vorwerfen: Rösti mag es, gemocht zu werden.

Die Umfrage zeigt auch, wen die Schweizerinnen und Schweizer auf keinen Fall im Bundesrat sehen wollen. Auf wenig Sympathie stösst Fraktionschef Thomas Aeschi (43), der bereits 2015 erfolglos kandidierte. 56 Prozent der Befragten finden, der angriffige Zuger gehöre nicht in den Bundesrat.

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Auch der St. Galler Nationalrätin Esther Friedli (45) steht ein beträchtlicher Teil der Befragten skeptisch gegenüber. Sie gab am Freitag bekannt, auf eine Kandidatur zu verzichten.

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Zwei Drittel sind für eine Frau

Nationalrat und Banker Thomas Matter (56), der sich wie Aeschi bedeckt hält und als Hardliner gilt, kommt ebenfalls schlecht an. Schliesslich möchte ein beträchtlicher Teil der Befragten (30 Prozent) auch Salzmann nicht im Bundesrat sehen.

Diese Rangfolge dürfte viel damit zu tun haben, dass eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung Konsensfähigkeit höher gewichtet als die Frage, wie sehr ein Kandidat die Parteilinie vertritt. Interessant auch hier ein Blick auf die SVP-Wählerschaft: Die Voten für Kompromissfähigkeit (47 Prozent) und jene für Treue zur Parteilinie (53 Prozent) halten sich beinahe die Waage. Konsequente Oppositionspolitik stösst demnach auch innerhalb der Partei nicht nur auf Begeisterung.

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Und was meint die Bevölkerung zur Frauenfrage? Findet sie, dass die Volkspartei eine Frau nominieren soll, wie es Ex-Parteichef Toni Brunner (48) forderte? Rund zwei Drittel der Umfrage-Teilnehmer sagen Ja. Selbst innerhalb der SVP spricht sich eine markante Minderheit von 40 Prozent für weibliche Kandidaten aus, während 44 Prozent so etwas unnötig finden.

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Derzeit sieht es allerdings nicht danach aus, dass dieses Szenario Realität wird – die Kandidatinnen mit reellen Chancen haben allesamt abgewinkt: Neben Friedli verzichten auch die Zürcher Regierungsrätin Natalie Rickli (45) und Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher (53). Bis es zur Wahl der ersten SVP-Bundesrätin kommt, dürfte es also noch eine Weile dauern.

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