Alzheimer-Spezialistin klärt auf
Dieses alltägliche Wehwehchen ist ein Anzeichen von Demenz

Laut einem britischen Arzt sind Schluckbeschwerden ein Anzeichen für Demenz. Blick hat bei einer Schweizer Spezialistin nachgefragt.
Publiziert: 20.03.2024 um 17:11 Uhr
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Aktualisiert: 21.03.2024 um 08:51 Uhr
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Natalie ZumkellerRedaktorin News

Demenz ist mit 55 Millionen Fällen weltweit eine der häufigsten Alterskrankheiten. Oft wird die Erkrankung mit Symptomen wie Gedächtnisverlust oder Verwirrung in Verbindung gebracht. Wie aber der britische Arzt Ahmad Khundakar in einem Interview mit der britischen Zeitung «Express» sagt, könnte auch ein alltägliches Wehwehchen auf Demenz hinweisen: Schluckbeschwerden. 

Diese würden laut Khundakar «durch die Schädigung von Hirnregionen entstehen, die für Bewegung und Koordination zuständig sind, einschliesslich derjenigen, die den Schluckreflex steuern». 

Achtung bei Schluckbeschwerden

In der Schweiz sind rund 153'000 Menschen von Demenz betroffen – laut Alzheimer Schweiz heisst das, dass alle 16 Minuten ein Mensch an einer Form von Demenz erkrankt. Ein Trend, der ansteigt: Bis 2050 werden voraussichtlich 315’400 Menschen an Demenz erkranken, denn die Bevölkerung wird immer älter. «Das Alter ist der grösste Risikofaktor für Alzheimer oder eine andere Demenzerkrankung», sagt Stefanie Becker, Direktorin von Alzheimer Schweiz, zu Blick. Die Symptome früh zu erkennen, sei dabei wichtig. Auch harmlose Dinge wie Schluckstörungen sollten bei älteren Menschen und ihren Angehörigen die Alarmglocken läuten lassen. Becker erklärt, dass beim Schlucken mehrere Hirnregionen aktiv werden – daher «zeigt sich eine Schluckstörung abhängig von der betroffenen Hirnregion auf unterschiedliche Weise und zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Verlauf einer Demenzerkrankung».

Stefanie Becker, Direktorin von Alzheimer Schweiz, erklärt, was Schluckstörungen mit Demenz zu tun haben.
Foto: Ursula Meisser
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Je weiter die Krankheit fortgeschritten ist, desto ausgeprägter sind die Schluckbeschwerden. Auch kognitive Schwierigkeiten können eine Folge der Demenz sein und die Nahrungsaufnahme der Betroffenen erschweren: «Durch die Beeinträchtigung des Schluckreflexes ist das Essen und Trinken stark erschwert. Betroffene tendieren dazu, zu husten und sich zu verschlucken». Laut der Spezialistin ein tödliches Problem: «Schluckstörungen sind ernst zu nehmen, weil sie unter anderem zu Lungenentzündungen führen können.» Lungenentzündungen gelten als eine der häufigsten Todesursachen von Demenzerkrankten. 

Achtung bei ungewöhnlichen Symptomen

«Zu Beginn einer Demenz kann ein Verschlucken allenfalls dadurch zustande kommen, dass die betroffene Person aufgrund von Schwierigkeiten in Feinmotorik und Koordination zunehmend Mühe hat, das Essen in mundgerechte Stücke zu schneiden», sagt Becker. Logopädie und Unterstützung beim Essen können jedoch helfen – es gibt aber auch andere Symptome, die untypisch erscheinen mögen, aber ernstzunehmend sind: So erklärt Becker, dass unter anderem Veränderungen in Stimmung oder Persönlichkeit und impulsives oder unangemessenes soziales Verhalten Warnzeichen sein können. Wer also plötzlich unangemessene Kommentare macht oder Anzeichen einer Depression aufweist, könnte von Demenz betroffen sein.

Entwickelt man «eine Obsession für Süssigkeiten» oder verändern sich das Appetitgefühl oder die Essensvorlieben, ist Demenz nicht auszuschliessen. Schlafstörungen und Herausforderungen beim Planen, Organisieren und Problemlösen gelten weiter als Symptome. Auch gilt: «Personen mit bestimmten Arten von Demenz können eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Medikamenten oder Nebenwirkungen zeigen, besonders solchen, die das zentrale Nervensystem beeinflussen».

Becker betont deshalb: «Erlebt man entsprechende Symptome selbst oder beobachtet sie, ist es entscheidend, entsprechende fachärztliche Abklärungen zu suchen. Dies auch deshalb, weil manche dieser Symptome auch durch andere, gut behandelbare und reversible Erkrankungen wie z. B. Stoffwechselstörungen oder Depressionen verursacht werden können.»

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