Auftritt bei Corona-Skeptikern abgesagt
Kehrtwende von Giuseppe Gracia

Der Ex-Bischofssprecher referiert nun doch nicht an einer Messe von Corona-Skeptikern. Gracia erhebt heftige Vorwürfe gegen den Veranstalterverein Graswurzle.
Publiziert: 15.09.2024 um 10:48 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Giuseppe Gracia sagt Referat bei Graswurzle-Messe ab
  • Der Ex-Bischofssprecher kritisiert antiisraelische und antisemitische Positionen von Graswurzle
  • Der Verein weist dies dezidiert zurück: Er trete bewusst unpolitisch auf
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Andreas SchmidInlandredaktor

Die Messe des Vereins Graswurzle vom 21. September in Altdorf UR sei um ein Referat freier geworden, teilte Geschäftsführerin Prisca Würgler den Mitgliedern am Mittwoch mit. So umschrieb sie die Absage von Ex-Bischofssprecher Giuseppe Gracia (57), der am Anlass über Medienvielfalt hätte sprechen sollen (Blick berichtete). Gracia war lange Jahre Sprecher des einstigen Churer Bischofs Vitus Huonder. 

An der «Frei-Sein-Messe» von Graswurzle befassen sich andere Referenten mit alternativer Gesundheitsversorgung, Bildung oder Nahrungsmittelproduktion. Der Verein entstand aus der Bewegung der Corona-Massnahmenkritiker und ist esoterisch ausgerichtet. In lokalen Gruppen engagieren sich laut Würgler 3000 bis 5000 Mitglieder «für ein neues Miteinander».

Absage aus dem Nichts

Seinen Rückzug begründete Giuseppe Gracia damit, dass sich Graswurzle antiisraelisch und antisemitisch positioniere. Er verlangte von der Vereinsleitung in einem Mail, dass sie sich deutlich von Hamas und antijüdischen Verschwörungstheorien distanziere. Eine Forderung, die Würgler irritiert, wie sie auf Anfrage sagt. Zum einen, weil Graswurzle «bewusst unpolitisch auftritt» und keine Stellung zu aktuellen Kriegen nehme. Zum anderen, weil Gracia vor einigen Monaten selbst in Kontakt mit Graswurzle getreten sei, um Synergien mit dem Internetradio Kontrafunk auszuloten. So sei der Verein auf ihn als Referenten für die Messe gekommen.

Giuseppe Gracia hat es sich anders überlegt und seinen Auftritt abgesagt.
Foto: Thomas Meier
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Für den Sender Kontrafunk, dessen Nähe zu AfD-Kreisen immer wieder für Kritik sorgt, gestaltet Gracia regelmässig eine Sendung und betreibt Marketing. Weiter ist der ehemalige Bischofssprecher als Schriftsteller und «NZZ»-Kolumnist tätig.

«Zu wenig gewusst»

Seinen Rückzieher begründet Gracia damit, dass er zu wenig über diese Bewegung gewusst habe. In ihren Reihen seien verschwörungstheoretische Akteure. Graswurzle habe an Anlässen wiederholt antisemitisch und antiisraelisch eingestellte Gäste auftreten lassen. Der Verein sei aber nicht bereit, sich deutlich von Hamas-Terrorismus und Judenhass zu distanzieren, sagt Gracia. Deshalb habe er seinen Auftritt in Altdorf abgesagt, «denn bei diesem Thema sehe ich keinen Spielraum».

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