Kapo hat Personalnot
Setzt Basel jetzt auf abgelehnte deutsche Polizei-Bewerber?

Die Kapo Basel kann 92 Stellen nicht besetzen. Nun sollen es Deutsche richten. Aber für die ist der Job gar nicht so attraktiv.
Publiziert: 01.10.2023 um 10:11 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2023 um 10:50 Uhr
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Raphael RauchBundeshausredaktor

Wie lässt sich Fachkräftemangel in der Schweiz beheben? In vielen Fällen durch Migration, gerne aus dem grossen Kanton. Doch was bei Lokführern, Ärztinnen und Pflegefachkräften funktioniert – bei der Polizei scheiterts: Bis auf Basel-Stadt verlangen alle Kantone von Bewerbern einen Schweizer Pass.

Die Basler Kantonspolizei ist chronisch unterbesetzt: Aktuell liegt der Fehlbestand bei 92 Stellen. Das hat auch mit den schlechten Löhnen zu tun. Laut Recherchen von Watson geizt der reiche Kanton beim Salär. In Basel bekommt ein Polizist 4841 Franken brutto Anfangsgehalt – schweizweit der zweittiefste Polizistenlohn.

Fokus auf ausländische Mitarbeiter

Justiz- und Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann (44) sicherte in der «Basler Zeitung» zu, verstärkt auf Ausländer zu setzen. Von den etwas mehr als 700 Korpsangehörigen der Kapo sind bislang nur zwei Dutzend Ausländer: elf Deutsche, vier kommen aus Italien, drei aus Spanien, zwei aus Kroatien, je einer aus Grossbritannien, Finnland, Mazedonien oder Österreich.

Die Kapo Basel hat Personalnot.
Foto: Keystone
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Eymann sucht vor allem in Deutschland – der Sprache wegen. Ob die Wilderei jenseits der Grenze erfolgreich klappt, ist aber fraglich. Deutsche finden sichere Arbeitsplätze wichtiger als Schweizer. Den Beamtenstatus auf Lebenszeit gibt im grossen Kanton kaum jemand leichtfertig auf.

Beamtenstatus wiegt Schweizer Lohnvorteil auf

Zudem dürfte Basel für deutsche Ordnungshüter gar nicht so attraktiv sein, vermutet die Polizeigewerkschaft von Baden-Württemberg. Die Arbeitnehmerorganisation erklärte SonntagsBlick die Vorteile einer Lebensstellung beim Staat: Verbeamtete Polizisten sind praktisch unkündbar, geniessen steuerliche Vorteile, Aussicht auf gute Pension, eine private Krankenversicherung sowie längere Ferien und mehr Elternzeit als in der Schweiz: «Man muss schon im Detail vergleichen, ob die hohe Bezahlung in der Schweiz die Beamtenabsicherung in Baden-Württemberg aufwiegt», teilt die Polizeigewerkschaft mit. 

«Viel wichtiger» sei, «ob deutsche Polizisten in der Schweiz die Akzeptanz erhalten würden wie die einheimischen Polizisten.» Und: Die deutsche Polizeiausbildung unterscheide sich «grundlegend» von der in der Schweiz. «Der Einsatz von Hilfsmitteln der körperlichen Gewalt bis hin zum Schusswaffengebrauch ist völlig anders geregelt.»

Setzt Basel auf abgelehnte Bewerber aus Deutschland?

Auch das baden-württembergische Innenministerium reagiert gelassen: «Um baden-württembergische Polizistinnen und Polizisten abzuwerben, müssten diese kündigen und würden damit den Beamtenstatus mit den damit verbundenen Vorteilen verlieren», sagt eine Sprecherin von Innenminister Thomas Strobl (63). Personalnot wie in Basel existiere in Baden-Württemberg nicht. Dort gebe es nach wie vor «weitaus mehr Bewerbungen als Einstellungen». 

Setzt Basel also auf abgelehnte Bewerber aus Deutschland? Eymanns Sprecher verneint: Die Bewerber müssen «dieselben Anforderungen an Charakter, körperliche Fitness, Kenntnis der hiesigen Verhältnisse oder Sprachkompetenzen, wie alle anderen Bewerberinnen und Bewerber auch» erfüllen. Der Sprecher der Basler Regierung stellt klar: «Was derzeit nicht geprüft wird, ist eine Herabsetzung der Anforderungen an die Bewerberinnen und Bewerber.» 

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