Untersuchung enthüllt Missstände bei Basler Polizei
Polizistinnen wurden in «fi**bar» oder «unf**kbar» unterteilt

Basler Polizistinnen erleben sexuelle Übergriffe und Beleidigungen. Eine Untersuchung kritisiert die Zustände, Betroffene packen aus. Nun hat der Basler Regierungsrat den Polizeikommandanten freigestellt.
Publiziert: 27.06.2024 um 14:42 Uhr
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Aktualisiert: 28.06.2024 um 14:25 Uhr

Sexismus, Rassismus und Vetternwirtschaft: Die Basler Polizei sieht sich mit schwerwiegenden Vorwürfen konfrontiert. Eine Untersuchung vom Basler Staats- und Verwaltungsrechtler Markus Schefer und der niedersächsischen Polizeidirektorin Claudia Puglisi beleuchtet die toxische Schweigekultur innerhalb der Behörde. Nun hat die Politik reagiert. Wie die Basler Sicherheitsdirektion Stephanie Eymann am Freitag mitteilte, wird der Polizeikommandant Martin Roth freigestellt.

Der Bericht basiert auf 327 Einzelinterviews und wurde aufgrund der hohen Fluktuation in Auftrag gegeben, wie die «WOZ» schreibt. Zudem hat die Zeitung mit Betroffenen gesprochen, die über die Zustände berichten. Die Polizistinnen in Basel erleben demnach einen Arbeitsalltag, der von herabwürdigenden Kommentaren und sexuellen Übergriffen durchsetzt ist. 

Wetten abgeschlossen

Ausdrücke wie «Dummfutz», «Scheissweib», «Matratze» oder «Fotze» seien an der Tagesordnung. Vorgesetzte würden neue Mitarbeitenden ihre Unterstützung zusagen, nur um sie später sexuell zu bedrängen. Einer der krassesten Vorwürfe: Polizeischülerinnen werden auf Fotos als «fickbar» oder «unfickbar» klassifiziert, und Wetten darüber, wer mit wem zuerst schläft, sind keine Seltenheit. Sogar von körperlichen Übergriffen wie das Anfassen von Po oder Brüsten berichten die Polizistinnen. Ein mittlerweile pensionierter Kadermann soll zudem ein Begrüssungsritual eingeführt haben, bei dem Polizistinnen ohne ihr Einverständnis auf den Mund geküsst wurden.

Innerhalb des Korps soll eine toxische Kultur herrschen. (Symbolbild)
Foto: keystone-sda.ch
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Wie die Sicherheitsdirektion am Freitag ausführte, wird bis zum definitiven Freistellungsentscheid auf Roths Arbeitsleistung verzichtet. Der Basler Regierungsrat ist als Anstellungsbehörde des Kommandanten mit diesem Vorgehen einverstanden, wie Eymann vor den Medien sagte. Roths Freistellung sei der erste Entscheid im Hinblick auf den Bericht. Es würden weitere Entscheide folgen. Sie verzichte auf eine Interimslösung, da gemäss Aussagen im Bericht die Vertrauensbasis der gesamten Polizeileitung beschädigt sei, so Eymann weiter. 

Das Polizeikorps sei nach dem Bericht Schefer verunsichert und werde mit dem Generalverdacht auf Rassismus und Sexismus konfrontiert, sagte Eymann. «Wichtig ist, dass wir in diesen Themenbereich eine Nulltoleranz fahren - es kann nicht sein, dass einzelne Personen die Reputation der Polizei zunichte machen», sagte die Sicherheitsdirektorin.

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