Baupfusch im Oberwallis
Autobahn halber Meter zu schmal – Bund hat keine Ahnung warum

Erst der Pannen-Tunnel, dann eine zu enge Strasse – beim Bau der A9 reiht sich ein teurer Fauxpas an den nächsten. Die Eidgenössische Finanzkontrolle leitete Untersuchungen ein, um die Verantwortlichen zu finden. Doch auch sie ist ratlos.
Publiziert: 23.02.2023 um 14:16 Uhr
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Jenny WagnerRedaktorin News

Der Bau der A9 im Oberwallis stellt Planer, Bund und Finanzbehörden vor ein Rätsel. Der Ausbau der Teilstrecke zwischen Siders VS und Brig VS begann vor über 30 Jahren und könne voraussichtlich nicht vor 2035 beendet werden. Und es reiht sich eine Panne an die andere. Während die Kosten höher und höher werden, findet sich kein Verantwortlicher für die Pfusch-Serie – trotz Untersuchungen. Das berichtet der «Tagesanzeiger».

Dass Geld verschwendet, falsch gerechnet und schlecht geplant wurde, rüttelte den Bund wach. Wer soll für die ungeplanten Mehrkosten aufkommen? Um das herauszufinden, leitete die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) Untersuchungen ein.

So sollte etwa der Riedbergtunnel den Verkehr vereinfachen. «Das Rhonetal ist eng. Im Bereich des Riedberg-Hangfusses ist der Talboden durch den Rotten, die Kantonsstrasse und die SBB belegt», sagte Martin Hutter (57), Chef der Dienststelle für Nationalstrassenbau, 2021 zu Blick. «Mit dem Tunnel sollte dieser Engpass umfahren werden.»

Der Bau des Autobahnteilstücks zwischen Siders und Brig ist von Pannen geprägt. Auf 500 Metern ist die Strasse zu schmal.
Foto: Andrea Soltermann
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Tunnel zu teuer, Strasse zu schmal

Die Idee traf auf Zustimmung, doch die Umsetzung stellte die Beteiligten vor neue Herausforderungen. Nur wenige Monate nach Beginn des Tunnelbaus begann der Hang zu rutschen, die Bauarbeiten mussten eingestellt werden und das Projekt verzögerte sich um einige Jahre, während die Kosten ins Unermessliche stiegen. 18 Jahre nach dem Spatenstich ist der Tunnel noch immer ein teures Loch – über 200 Millionen Franken.

Im März 2022 trat das nächste Problem auf: Die Autobahn war auf 500 Metern um 50 Zentimeter zu schmal gebaut – damit fehlte ein Stück Asphalt, auf dem man Leitplanke und Verkehrsschilder aufstellen kann. «Das ist ein ärgerlicher und nicht alltäglicher Fehler, der so nicht passieren dürfte», sagte Hutter zu Blick. «Es wäre aber sicher nicht verkehrt gewesen, wenn jemand mal einen Meter in die Hand genommen hätte.» Offenbar ist das nicht passiert.

Das EFK kritisiert in ihrer Untersuchung, dass die schmale Strasse so spät bemerkt wurde. «Der falsche Einbau der Asphaltschicht wäre visuell erkennbar gewesen, da diese Schicht planmässig nicht bis auf die Böschungskante geht», zitiert der «Tagesanzeiger» aus dem Bericht. Und: Die Baudokumentation sei nicht ausführlich und weise Lücken auf.

«Da passieren auch Fehler»

Den Bau der A9 beschreibt die EFK als «besonders besorgniserregend». Bauchef Hutter hingegen beschwichtigt. «Es ist eine Herausforderung, das Netz fertigzustellen, mit vielen Ansprechpartnern und äusseren Einflüssen. Da passieren auch Fehler», sagt er zum «Tages-Anzeiger».

Das EFK sieht das anders. «Zwischen den Projektbeteiligten gibt es grosse Meinungsverschiedenheiten über die Fehlerursache der Baumängel», schreibt das EFK. Sie bat um Einblick in die unternehmensinternen Vorgänge – da dort ein Fehler vermutet wird. Doch die Bauherren verweigern die Einsicht.

Der Bau der A9 wurde durch die Pannen zur teuren Angelegenheit für die Schweiz. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf 4,4 Milliarden Franken, von denen 96 Prozent der Bund übernimmt. Obwohl die Bohrmaschinen etwa im Riedbergtunnel wieder brummen und die Arbeiten weitergehen, ist nicht klar, wer zahlt. Es gibt also noch immer keinen Lichtblick am Ende des Tunnels.

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