Krone-Wirtin
«Er schikaniert uns und zerstört unser Geschäft»

Auf einmal kommen fast keine Gäste mehr in das vorher gut besuchte Restaurant Krone in Büren an der Aare BE. Wirtin Sheila Ross findet schnell heraus, wieso: Die Restaurant-Website wurde gelöscht.
Publiziert: 05.02.2024 um 00:11 Uhr
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Aktualisiert: 22.07.2024 um 10:55 Uhr
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Gina KrücklReporterin

Sheila Ross (56) ist am Ende mit den Nerven. Seit fast zweieinhalb Jahren betreibt sie das Restaurant Krone in Büren an der Aare BE, das sich in dieser Zeit zu einem beliebten Treffpunkt im Dorf entwickelte. Doch seit zwei Wochen bleiben plötzlich die Gäste weg. «Wir haben keine Reservationen mehr und mindestens 50 Prozent weniger Umsatz.»

Bereits vor der Krone arbeitete Ross über 35 Jahre im Gastro-Gewerbe. Die Krone sollte ihr letztes eigenes Restaurant vor der Pension werden. Doch von ihrer aktuellen Situation sagt sie: «So etwas habe ich noch nie erlebt.» Und für sie ist auch klar, wer dahinter steckt: Ihr Vermieter. «Er schikaniert und sabotiert uns. Er will unser Geschäft zerstören.»

Plötzlich fast keine Gäste mehr

Am Samstag vor zwei Wochen fällt Ross auf, wie wenig Gäste ihr Restaurant hat. Weder per Mail noch per Telefon seien Reservations-Anfragen gekommen, erzählt sie. Stattdessen: «Immer wieder wurden wir gefragt, ob wir offen haben. Und ich dachte nur: Was soll das?» Bis ein Gast sie am Abend darauf aufmerksam macht, dass nicht nur die Website des Restaurants Krone leer ist, sondern der Betrieb auch auf Google als geschlossen angezeigt wird.

Ross versucht sofort, diesen Fehler zu beheben. Doch bei Google ist sie nicht als Pächterin registriert. Ihre Anfrage wird trotz Nachweis der Pacht abgelehnt. Und auch der Zugriff zur Restaurant-Website ist gesperrt. Am Montagmorgen wendet sie sich Hilfe suchend an die Firma «Webagentur», die ihre Website betreut.

Website-Domain gehört dem Vermieter

Die Firma bestätigt gegenüber Blick, dass die Krone-Website zwar von ihnen erstellt wurde. Allerdings: Die bisher dazugehörige Domain krone-bueren.ch gehöre dem Besitzer des Restaurants Krone. Heisst: dem Vermieter von Sheila Ross. Man hätte ihn darum gebeten, die Krone-Website wiederherzustellen oder aber die Domain im Auftrag der Pächterin an «Webagentur» zu transferieren. In ihrer Stellungnahme zitiert die «Webagentur» die Antwort des Vermieters: «Ich werde nichts ändern, diese Domain gehört mir.»

Das sieht Ross anders: «Er hat uns zu Beginn angeboten, seine Domain zu nutzen.» Sie habe sogar einmal die Gebühren dafür bezahlt. Die betreffende Überweisung liegt Blick vor. Der Vermieter will sich auf Anfrage dazu nicht äussern. Kurz nach dem Gespräch mit Blick werden aber zumindest die Öffnungszeiten auf Google wieder angezeigt.

Streit um Stühle, Müll und Temperaturen

Doch das ist für Ross nicht gut genug. Zumal es vorher schon Probleme mit dem Vermieter gab. So erzählt Ross von mehreren Rechtsstreiten: Etwa habe ihr Vermieter Stühle für das Restaurant gekauft, die Pächterin soll dafür aber sofort 13'000 Franken Gesamtmiete bis Ende 2022 zahlen. Ross weigert sich und besorgt selbst neue Stühle. 

Später einigen sich die Parteien in einer Schlichtungsverhandlung auf einen Vergleich, gemäss dem die Pächter dem Vermieter eine Entschädigung von 3000 Franken für den Gebrauch der Stühle zahlen.

Auch folgen zwei Mängelrügen. Darin schreibt Ross unter anderem über Müll, der von anderen Mietern des Vermieters auf die Terrasse und in den Gang des Restaurants geworfen werde, woraufhin dieses mit einer Fliegenplage zu kämpfen hatte. Oder von einem fehlenden Türschliesser an der Seitentür, wodurch die Temperatur im Gang des Restaurants zeitweise auf 10 Grad sank. Gebracht haben die Rügen laut Ross bisher nichts.

Der mögliche Auslöser und eine neue Domain

Auch am Freitag vor zwei Wochen kommt es zur Diskussion mit dem Vermieter. «Ich habe ihn dabei erwischt, wie er an einer Heizung das Ventil austauschen wollte, damit ich sie nicht mehr aufdrehen kann», erzählt Ross. Es sei zum Streit gekommen, woraufhin ihr der Vermieter gesagt habe, sie solle verschwinden. Heute ist sich Ross sicher, dass das der Auslöser ihrer heutigen Misere war.

Aktuell klärt Ross mit ihrer Rechtsschutzversicherung das weitere Vorgehen ab. Ende September läuft der Pachtvertrag aus. Ihn zu erneuern, kommt für Ross absolut nicht infrage. «Ich will meine Zeit hier in Ruhe fertig machen und dabei fair behandelt werden.» Bis dahin hat sie von «Webagentur» eine neue Domain kronebueren.ch erstellen lassen. Aber bis sich diese im Google-Ranking gegen ihre Vorgängerin wird behaupten können, dürfte es dauern.

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