Volle Strände und Strassen in Kroatien
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Corona nach Balkan-Ferien:Volle Strände und Strassen in Kroatien

Berset erwägt erneut Reisequarantäne
Schweizer Corona-Kater nach dem Balkan-Partysommer

Für die Herbstferien erwägt der Bundesrat erneut eine Reisequarantäne. Dies, nachdem die Schweiz scheinbar unvorbereitet war auf die vielen infizierten Sommerferien-Rückkehrer vom Balkan.
Publiziert: 29.08.2021 um 11:34 Uhr
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Aktualisiert: 30.08.2021 um 07:56 Uhr

Gesundheitsminister Alain Berset (49) bringt eine Wiedereinführung der Reisequarantäne zu den Herbstferien im Oktober ins Spiel. Hintergrund sind die stark gestiegenen Corona-Fallzahlen und die Auslastung der Spitäler zum Ende der Sommerferien. Ein Grund dafür sind viele infizierte Reiserückkehrer. «Im Hinblick auf die Herbstferien müssen wir überlegen, was nötig ist. Da könnte auch die Reisequarantäne wieder eine Rolle spielen», sagte der SP-Bundesrat im Interview mit der «NZZ am Sonntag».

Berset könnte damit konkret auf den Partysommer im Kosovo reagieren. Kurz vor den Sommerferien hoben viele Verantwortlichen auf dem Balkan – darunter auch die kosovarische Regierung – fast alle Corona-Massnahmen auf. Man wollte nicht noch einmal auf das wichtige Geschäft mit den Besuchern verzichten. Am Flughafen von Pristina herrschte diesen Sommer so viel Betrieb wie noch nie. Allein im Juli landeten 446’340 Passagiere in Pristina – fast doppelt so viele wie in den Jahren vor Corona, wie die «Sonntagszeitung» schreibt.

Rückreise mit gefälschten PCR-Tests

Der Kosovo wurde zu Europas Festhütte. Im Land herrschte Partystimmung. Discos und Restaurants waren prall gefüllt, überall fanden Hochzeiten und Feste statt. Dies, obschon fast niemand geimpft war. Ideale Bedingungen für die sich rasant verbreitende Delta-Variante. Die Zeche folgt jetzt. Die Rückkehrer brachten das Virus – offenbar zum Teil auch mit gefälschten PCR-Tests – in die Schweiz. Gegenüber der «Sonntagszeitung» sagt ein Kosovo-Reisender, gefälschte PCR-Testnachweise würde es rund um den Flughafen in Pristina an jeder Ecke zu kaufen geben. Nun füllen sich die Spitäler, während dem Kosovo hohe Todeszahlen und ein überlastetes Gesundheitssystem bleiben.

Ausgelassene Partystimmung in einem Nachtklub in Pristina am 17. Juli. Schutzmassnahmen? Keine.
Foto: Keystone
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Laut der wissenschaftlichen Corona-Taskforce des Bundes habe sich mehr als ein Drittel der Hospitalisierten zum Zeitpunkt der möglichen Ansteckung in einem Land in Südosteuropa aufgehalten – meist im Kosovo oder in Nordmazedonien.

Zahl der Corona-Patienten hat sich verdreissigfacht

In der Schweiz machten die Fallzahlen erst mit dem Ende der Ferien einen Sprung nach oben. Vor allem Schulen haben nun mit hohen Fallzahlen zu kämpfen.

In den Schweizer Spitälern machen die Balkanreisenden zurzeit einen beträchtlichen Anteil der Corona-Patienten aus. Vor allem junge Reiserückkehrer aus dem Balkan müssen deutlich öfter ins Spital. Diese Woche teilte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) mit, die Zahl der ins Spital eingelieferten Corona-Patienten habe sich seit Juli verdreissigfacht. (kes)

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