«Der Stich ist relativ schmerzhaft für ein so kleines Insekt»
Gnitzen-Population in der Schweiz nimmt zu

Im Gegensatz zu Stechmücken ist über Gnitzen nicht so viel bekannt. Das könnte sich ändern, denn das feuchte-warme Wetter begünstigt die Vermehrung der kleinen Blutsauger.
Publiziert: 02.09.2024 um 19:20 Uhr
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Aktualisiert: 03.09.2024 um 07:54 Uhr

«Sie sind ‹pool-feeders›. Sie machen eine kleine Wunde in die Haut und ernähren sich dann vom Blut. Dies ist anders als bei der gewöhnlichen Mücke und daher relativ schmerzhaft für ein so kleines Insekt», sagt Prof. Dr. Niels Verhulst von der Universität Zürich auf Anfrage von Blick.

Die Rede ist von Gnitzen. Zurzeit fange man jede Woche Exemplare und verzeichne einen deutlichen Anstieg im Vergleich zum letzten Jahr, erklärt der Entomologe weiter. Grund dafür sei wahrscheinlich das feucht-warme Wetter. «Die Monate Juni und Juli zeigen den Peak der Gnitzenaktivität», so Verhulst weiter. Sie seien vor allem am Morgen und am Abend aktiv, weil es da feuchter sei und Gnitzen trockenes, heisses Wetter nicht gut vertragen. «Es gibt auch Hinweise darauf, dass sie dann die Wärme ihres Wirtes besser wahrnehmen können.»

Wenig bekannt im Gegensatz zu Stechmücken

Am liebsten stechen die Plagegeister beim Menschen in den Augenbrauen und in den Haaren zu. Doch im Gegensatz zu den Stechmücken sei über Gnitzen wenig bekannt. Klar sei hingegen, dass höhere Temperaturen und Niederschlag die Gnitzenpopulation begünstige und die Insekten auch in Gebieten vorkämen, wo es zuvor keine gab, so unter anderem auch weiter oben in den Bergen.

Ihr Stich kann sehr schmerzhaft sein.
Foto: IMAGO/Pond5 Images
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Unter anderem können Gnitzen die Blauzungenkrankheit übertragen. Dies sei nach dem Auftreten der ersten Fälle auch für die Schweiz direkt relevant. Auch das «Oropouche-Virus wird von Culicoides (einer Gnitzen-Gattung, Anmerkung der Redaktion) übertragen, ist für den Menschen schädlich und kommt hauptsächlich in Mittel- und Südamerika vor».

Nicht nur hierzulande registriert man einen Anstieg der Population bei den kleinen Blutsaugern, die zwei bis vier Millimeter gross sind. Bei unseren österreichischen Nachbarn treiben in Wien und Umgebung zurzeit Heerscharen von Gnitzen in Unwesen, wie «Heute» berichtet. Und auch dort sieht der Umweltmediziner einen Zusammenhang mit dem Klimawandel. «Die Verhältnisse verbessern sich für die Gnitzen», sagt Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien. Sie würden sich bei uns «immer wohler fühlen».

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