Deutscher Auswanderer motzt über die Schweizer
«Weniger offen und locker im Umgang»

Viele Deutsche leben als Auswanderer in der Schweiz. Einer von ihnen ist Maik Bräuer. Der Ex-Hamburger schwärmt von den finanziellen Vorteilen – aber spricht auch von den Schattenseiten.
Publiziert: 12.10.2023 um 10:10 Uhr
|
Aktualisiert: 12.10.2023 um 11:42 Uhr

«Ich habe geheiratet und kann mich beruflich frei entfalten. Allerdings arbeite ich auch mehr», sagt Maik Bräuer zum «Focus». Der 43-Jährige ist 2011 der Liebe wegen in die Schweiz ausgewandert und lebt heute in Luzern. Vor zwei Jahren hat sich der ehemalige Einzelhandelskaufmann selbständig gemacht, betreibt eine Webagentur und setzt eigene Projekte um. «Die Auswandererplattform ‹About Swiss› für Deutsche in der Schweiz war eines meiner ersten Projekte, das ich bis heute betreibe», sagt er.

Bis zur Auswanderung und dem Branchenwechsel habe er immer «einfach gelebt», so Bräuer. Doch dann sei er in die Schweiz gegangen: «Mein Lebensstandard ist stetig gestiegen. Mit der Auswanderung in die Schweiz konnte ich ihn weiter verbessern.»

«Ich kann mehr über mich selbst bestimmen»

An der Schweiz schätzt der Deutsche vor allem die Freizeitmöglichkeiten in der Natur – und die Pünktlichkeit der Züge. Am besten gefällt ihm jedoch die grössere Eigenverantwortung: «Ich kann in der Schweiz mehr über mich selbst bestimmen und bekomme bei vielen Dingen weniger Steine in den Weg gelegt.» Gleichzeitig könne man allerdings «weniger auf Hilfe und Unterstützung hoffen».

Der deutsche Auswanderer Maik Bräuer posiert hier vor dem Matterhorn.
Foto: Facebook / About Swiss
1/6

Das Leben in der Schweiz hat also auch seine Schattenseiten. Wie Bräuer zum «Focus» sagt, sei der Umgang miteinander weniger offen und locker. «Das Lesen zwischen den Zeilen kann auf Dauer ganz schön anstrengend sein», sagt er. Damit spielt er darauf an, dass Schweizer Kritik oft nicht direkt, sondern indirekt äussern würden – im Gegensatz zu Deutschen.

«Viele lassen sich von den Löhnen blenden»

Obwohl eine Auswanderung in die Schweiz finanzielle Vorteile bietet, rät Bräuer zur Vorsicht: «Ja, man hat mehr Geld zur Verfügung. Viele lassen sich aber von den hohen Löhnen blenden und vergessen dabei die deutlich höheren Lebenshaltungskosten.» Er begrüsst die niedrigeren Steuern in der Schweiz, weist jedoch darauf hin, sich vor einer Auswanderung Gedanken über die eigene finanzielle Situation zu machen.

Bräuers Tipps für künftige Auswanderer: «Einfach vorsichtig mit den Ausgaben sein und erst einmal ein Gefühl für die Preise in der Schweiz bekommen.» Danach könne man den Lebensstandard immer noch steigern. Ausserdem rät der 43-Jährige, so schnell wie möglich Schweizerdeutsch verstehen zu lernen – diese Thematik werde oft unterschätzt. (gs)

«Seit ich in der Schweiz bin, habe ich viele seltsame Dinge bemerkt»
3:15
Auf der Spur des Bünzlitums:«Ich habe in der Schweiz viele seltsame Dinge bemerkt»
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?