Deutscher Milliardär trainierte für ultrahartes Skitourenrennen
Was treibt Top-Manager in den Extremsport?

Der vermisste deutsche Milliardär Karl-Erivan Haub wollte am Matterhorn für die Patrouille des Glaciers trainieren – ein ultrahartes Skitourenrennen. Er ist nicht der einzige Top-Manager, der in seiner Freizeit Extremsport betreibt.
Publiziert: 11.04.2018 um 21:06 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:15 Uhr
Am Samstag bestieg Haub die Klein-Matterhorn-Bahn, später verlieren sich seine Spuren vermutlich in diesem von Gletscherspalten durchzogenen Gebiet.
Foto: Google Street View
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Nicola Imfeld

Der deutsche Grossunternehmer Karl-Erivan Haub (58) wird vermisst. Der Erbe des Tengelmann-Konzerns stieg am Samstagmorgen gegen 8.30 Uhr in die Klein-Matterhorn-Bahn. Danach verliert sich die Spur des Milliardärs (BLICK berichtete).

Karl-Erivan Haub ist passionierter Ski-Alpinist. Er wollte für die Patrouille des Glaciers vom 17. April trainieren — ein ultrahartes Skitourenrennen in der Schweiz. 

Viele Top-Manager suchen in ihrer Freizeit den Kick

Der deutsche Grossunternehmer ist nicht der einzige Top-Manager, der in seiner Freizeit Extremsport betreibt. Der ehemalige Swisscom-CEO Carsten Schloter, der 2013 Selbstmord beging, nahm ebenfalls an der Patrouille des Glaciers teil. 

Ein weiteres Beispiel ist Uwe Schröder, Mitgründer des Modeunternehmens Tom Tailor. Er hat sich in Kanada schon auf Skiern von einem Helikopter abgeseilt und mit dem Strandsegler Wüsten durchquert. Auch der britische Unternehmer Richard Branson sucht in seiner Freizeit den Kick. Der Milliardär überquerte 2012 den Ärmelkanal auf einem Kitesurfbrett.

Sport als Ausgleich für den Alltagsdruck 

Als Entscheidungsträger lastet eine grosse Verantwortung auf Top-Managern. Der Leistungsdruck ist immens. Was treibt die Unternehmer an, dass sie auch in ihrer Freizeit die Herausforderung suchen? 

Sportpsychologe Roland Seiler erklärt, warum Top-Manager gerne Extremsport betreiben.
Foto: HG Hoff

Roland Seiler ist Sportpsychologe beim Institut für Sportwissenschaften an der Universität Bern. Er sagt zu BLICK: Top-Manager würden aufgrund der Exklusivität besonders gerne Extremsportarten betreiben. Seiler: «Als Teilnehmer des Patrouille des Glaciers hebt man sich eben vom Durchschnitt ab.» 

Und wer im Alltag eine grosse Verantwortung trage, schätze die Gelegenheit für körperliche Aktivitäten umso mehr. Aber: «Als Grossverdiener ist eine anonyme Joggingrunde weniger attraktiv», sagt Seiler. 

Ausgleich zum einförmigen Berufsalltag

«Der Trend geht bei den Managern zu höher und weiter», sagt Stephanie Reschke von einem Hamburger Beratungsunternehmen für professionelle Auszeiten zur «Welt». «Die Manager brauchen permanent einen Kick zu ihrem teilweise recht einförmigen Berufsleben.»

Laut Frank Weingarten von der Personalberatung Kienbaum sind vor allem Bergsteigen und hochalpine Klettertouren bei Managern sehr beliebt. «Sie bieten Nervenkitzel, weil sie teilweise recht riskant sind, und trainieren zudem Herz-Kreislauf, Geschicklichkeit, Koordination, Beweglichkeit und Kraft.» Das fördere den Weitblick, sagt Weingarten.

Extremsport macht mental und physisch stärker 

Die Manager würden beim Extremsport noch mehr Disziplin, Zielorientierung und Durchhaltevermögen erlernen. Es mache sie laut Frank Weingarten mental und physisch noch stärker.

Doch Extremsport ist auch gefährlich. Ein Restrisiko bleibt. Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub könnte der Suche nach dem Kick zum Opfer gefallen sein.

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