«Er hat Kinder mit Gurt gezüchtigt»
Schwere Vorwürfe gegen früheren Schoggi-König Jürg Läderach

Ehemalige Schülerinnen und Schüler der evangelikalen Privatschule Domino Servite erheben schwere Vorwürfe. An der Schule seien Züchtigungen an der Tagesordnung gewesen.
Publiziert: 22.09.2023 um 00:40 Uhr
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Aktualisiert: 22.09.2023 um 18:48 Uhr

Mehrere ehemalige Schülerinnen und Schüler berichten gegenüber SRF von ihrer Zeit an der Privatschule Domino Servite – die heutige Christliche Schule Linth.

Die streng religiöse Schule wurde 1995 von Jürg Läderach mitgegründet, der sich in Kaltbrunn SG mit einer Privatschule und einer Freikirche eine eigene evangelikale Welt geschaffen hatte. Läderach leitete bis 2018 das gleichnamige Chocolatier-Unternehmen.

«Man musste sich übers Bett bücken»

Betroffene berichten nun gegenüber SRF, dass Schläge zum Alltag gehört hätten. Eine Frau, die von 1998 bis 2007 an der Schule war, berichtet: «Das haben alle gewusst, dass Kinder geschlagen werden. Das wurde auch gepredigt.»

Der ehemalige Schoggi-König Jürg Läderach ist mit schweren Vorwürfen konfrontiert.
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Je stiller man die Schläge ertragen habe, desto eher seien sie vorbei gewesen. Ein ehemaliger Schüler berichtet SRF: «Man musste sich übers Bett bücken, die Hose herunterlassen und dann gab es Schläge. Ich habe jeweils versucht, mich aus dem Körper zu mogeln, damit man nichts mehr spürt. Denn es hat nicht aufgehört nach zwei, drei Schlägen. Es ging immer weiter und weiter.»

Kinder täglich geschlagen

Ein anderer Betroffener berichtet, dass er täglich geschlagen wurde. Mit allen möglichen Gegenständen – aber meistens mit einem Gurt. Mehrere Betroffene berichten laut SRF einstimmig, dass die Züchtigungen vom damaligen Schulleiter, von dessen Frau oder von Ex-Chocolatier Jürg Läderach durchgeführt wurden.

Einer sagt zum Sender: «Wir mussten zuerst mit ihm beten, und dann hat er die Kinder mit seinem Gurt gezüchtigt. Meine Strafe war, dass ich zuschauen musste.»

Für Jürg Läderach gilt die Unschuldsvermutung. Er dementiert die Vorwürfe vehement. In einer eidesstattlichen Erklärung lässt er gegenüber SRF notariell festhalten, dass er «niemals Schülerinnen oder Schüler geschlagen oder anderweitig misshandelt habe». Ausserdem droht er mit Anzeigen.

Internatsleiterin gibt Schläge zu

Die damalige Internatsleiterin gibt im Dokfilm allerdings offen zu, dass sie Kinder gezüchtigt habe. «Ich habe es gemacht, ich war in diesem System und habe es einfach gemacht.»

Bereits im Sommer 2022 wurde bekannt, dass es an der Christlichen Schule Linth in der Vergangenheit zu sexuellen Übergriffen und systematischem Missbrauch von Kindern gekommen war. Der Kanton St. Gallen als Aufsichtsbehörde hat nun angekündigt, dass er aufgrund der SRF-Recherchen eine Aufarbeitung anstrebt. (neo)


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