Eritreische Gemeinschaft in der Schweiz ist wütend
«Der zieht eine ganze Nation in den Dreck!»

Ein Eritreer schubst am Frankfurter Hauptbahnhof einen kleinen Bub in den Tod. Die eritreische Gemeinschaft hierzulande ist vom Vorfall schockiert – und hat Angst vor neuem Hass.
Publiziert: 30.07.2019 um 12:24 Uhr
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Aktualisiert: 19.08.2020 um 20:52 Uhr
Martin Bruhin

Am Montagmorgen kam es am Frankfurter Hauptbahnhof zu einer unfassbaren Tat. Ein Bub (†8) und seine Mutter (40) werden von einem Mann (40) vor einen einfahrenden Zug gestossen – die Mutter überlebt, der Bub wird vom Zug überrollt. Der Täter kommt ursprünglich aus Eritrea, wohnt aber im Kanton Zürich. Er soll den Status eines Flüchtlings haben.

Er ist demnach einer von über 30'000 Eritreern, die in der Schweiz wohnen. «Es ist einfach krass, was passiert ist», sagt Yonas Gebrehiwet (22), Mediensprecher vom Eritreischen Medienbund Schweiz. Die Gemeinschaft sei schockiert und zutiefst bestürzt. Dass ein Kind gestorben ist, sei einfach schrecklich. Die Gemeinschaft fürchtet nun aber auch die Reaktionen aus der Schweizer Gesellschaft: «Wir haben Angst, dass das Geschehene gegen uns eingesetzt wird», sagt Gebrehiwet.

Yonas Gebrehiwet (22) ist Mediensprecher des eritreischen Medienbunds Schweiz und wegen des Vorfalls in Frankfurt schockiert.
Foto: Zvg
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Die eritreische Gemeinschaft sei auch sauer auf den Mann. «Die Leute haben einen Hass auf den Täter. Er zieht eine ganze Nation in den Dreck», sagt Gebrehiwet. Er ist erschüttert: «Wir selbst setzten uns für eine gerechtere Gesellschaft ein und dann passiert so etwas», sagt er zu BLICK.

«Wir haben Angst»

Denn: Solche Vorfälle werden von der rechten Seite oftmals für die eigenen Zwecke instrumentalisiert. «So etwas wird benutzt, um Angst und Hass zu verbreiten. Es wird dadurch wieder Öl ins Feuer gegossen», sagt Gebrehiwet. Erste Hasskommentare gegenüber Eritreern in den sozialen Medien hätten nicht lange auf sich warten lassen. «So etwas geht eben sehr schnell rum und ist für uns als Gemeinschaft sehr schlecht», sagt er.

In der eritreischen Gemeinschaft gehe nun auch die Angst vor Anfeindungen und rechter Gewalt um, sagt Gebrehiwet. «Es kann sein, dass wir jetzt wieder mehr aufpassen müssen.»

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Eritreischer Medienbund Schweiz

Den Eritreischen Medienbund Schweiz (EMBS) gibt es seit dem Jahr 2015. Er entstand aus dem Bedürfnis heraus, sich aktiv an der öffentlichen Debatte zu beteiligen. Der Grund: Eritrea spalte die Meinungen, erregt die Gemüter und sorge immer mal wieder für hitzige Diskussionen, wie es auf dessen Internetseite des EMBS heisst.

Für den EMBS engagieren sich freiwillig Personen verschiedener eritreischer Regionen, sowie Schweizerinnen und Schweizer. Ihr Ziel ist es, die Öffentlichkeit mit Medienauftritten, Veranstaltungen und Social-Media-Auftritt über die Thematik zu informieren und auf eine fundierte Ebene zurückzubringen.

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