Experte zweifelt, dass richtig gesucht wird
Schweiz sperrt zehn Oligarchen-Liegenschaften

Beim Versuch, russische Oligarchen zu sanktionieren, sperrt die Schweiz auch deren Liegenschaften. Bisher wurden dem Bund von den Kantonen zehn Wohnungen und Häuser gemeldet. Ein Geldwäscherei-Experte vermutet, dass die Behörden falsch suchen.
Publiziert: 03.04.2022 um 13:35 Uhr

Die Schweiz hat zehn Liegenschaften von Oligarchen gesperrt. Das heisst, sie dürfen nicht mehr veräussert oder vermietet werden. Dies berichtet die «NZZ am Sonntag» und gibt als Quelle das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) an. Die zehn gefundenen Wohnungen und Häuser liegen demnach in vier verschiedenen Kantonen und gehören laut Einträgen in den kantonalen Grundbuchregistern sanktionierten russischen Staatsangehörigen. Welche Kantone genau betroffen sind, will der Bund nicht kommunizieren.

Laut Zeitung seien aber «sicher die Kantone Bern und Genf betroffen». In Saanenmöser im Berner Oberland hat der Kanton demnach eine Ferienwohnung des Oligarchen Piotr Awen blockiert.

Vermögenswerte über 5,75 Mia Franken gesperrt

Die blockierten Vermögenswerte inklusive Liegenschaften seien um «ein Vielfaches höher» als bei allen anderen Sanktionsregimen in den letzten zwanzig Jahren, wird das Seco zitiert. Gemäss Zahlen belaufen sich die gesperrten Vermögenswerte auf insgesamt 5,75 Milliarden Franken. Wie viel davon die blockierten Liegenschaften ausmachen, ist nicht klar.

Liegenschaften von Piotr Awen sollen gesperrt worden sein.
Foto: Bloomberg via Getty Images
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Dafür sagt der Geldwäscherei-Experte Daniel Thelesklaf der «NZZ am Sonntag», dass wohl einige Liegenschaften nicht gefunden worden seien. «Es ist eher unrealistisch, dass sanktionierte Oligarchen als Eigentümer im Grundbuch stehen», so der ehemalige Leiter der Meldestelle für Geldwäscherei. Die Oligarchen hätten nach der Krim-Invasion acht Jahre lang Zeit gehabt, sich auf die neuen Sanktionen vorzubereiten.

Es wäre aus seiner Sicht wichtig gewesen, auch nach Tarnfirmen und Strohleuten zu suchen, hinter denen sich die Oligarchen verstecken.

Vor wenigen Tagen veröffentlichte eine Recherchegruppe rund um die Journalistenplattform «OCCRP» unzählige Vermögenswerte von russischen Oligarchen. Darunter eine Genfer Villa von Gennadi Timtschenko (69), für die er 2002 stolze 18 Millionen Franken hingeblättert hat. Oder von Eurochem-Chef Andrei Menitschenko (50), der in St. Moritz GR ein Anwesen mit über 5000 Quadratmetern besitzt. (vof)

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