Expertin über den lockeren Umgang mit Schönheits-OPs
«Die Brustvergrösserung wird verharmlost»

Eine Brustvergrösserung ist heute kein Tabuthema mehr. Für Dania Schiftan, Psychotherapeutin und Sexologin, birgt der offene Umgang damit Gefahren: Der Eingriff werde verharmlost, und die Frauen sind sich der Konsequenzen nicht bewusst.
Publiziert: 13.12.2022 um 00:16 Uhr
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Aktualisiert: 13.12.2022 um 08:46 Uhr
Jana Giger

Der Trend zu Schönheitsoperationen ist während der Corona-Pandemie gestiegen. Kliniken werben mit plastischen Eingriffen, und dank Walk-in-Angeboten kann man sich während der Shoppingtour kurz die Lippen aufspritzen lassen.

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Gemäss der Gesellschaft Swiss Plastic Surgery gibt es in der Schweiz pro Jahr schätzungsweise rund 90’000 Schönheitsoperationen, wie SRF berichtete. Die Brustvergrösserung ist der beliebteste Eingriff. Wie viele es davon genau gibt, kann Dirk Johannes Schaefer, Präsident des Verbandes, auf Anfrage von Blick nicht beantworten. «Die Tendenz ist unseres Erachtens eher abnehmend, und die Anzahl Frauen mit Wunsch zur Entfernung der Implantate steigend», schreibt er.

Schönheits-OPs werden verharmlost

Viele Frauen stehen mittlerweile offen dazu, wenn sie sich einer Brustvergrösserung unterzogen haben oder die Implantate wieder entfernen liessen. Für Dania Schiftan, Psychotherapeutin und Sexologin, ist diese Enttabuisierung zweischneidig. «Die Offenheit ist einerseits schön, aber sie birgt auch die Gefahr, dass die Eingriffe verharmlost und auf eine Ebene mit einem Besuch bei der Dentalhygiene gesetzt werden», sagt sie zu Blick.

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Es sei heutzutage sehr einfach, sich einer Brustoperation zu unterziehen, da es keine langen Abklärungen oder Gründe für ein Implantat brauche. «Die meisten Frauen setzen sich deshalb zu wenig intensiv mit den Vor- und Nachteilen einer Brustoperation auseinander», so Schiftan. «Nicht nur körperlich, sondern auch seelisch.»

Implantate können sich fremd anfühlen

Laut der Expertin kann es sich fremd anfühlen, wenn die Brüste auf einmal viel grösser sind. Andere kommen nicht damit klar, dass sie wegen der Brustvergrösserung plötzlich mehr Beachtung bekommen. «Und manche Frauen spüren mit dem Implantat Missempfindungen, weil sie einen Fremdkörper in der Brust haben.»

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Deswegen rät Schiftan, sich Zeit zu lassen mit der Entscheidung und vor einer Brustoperation mit einer Psychologin über die Gründe und Konsequenzen zu sprechen. Dann sei auch die Ernüchterung weniger gross, falls tatsächlich negative Folgen auftreten.

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