Für mehrere Millionen Franken
Uni Zürich verkauft alte Deutsch-Prüfung an Schweizer Schulen

Die Universität Zürich entwickelt jedes Jahr Leistungsprüfungen für Sekundarschulen in der Nordwestschweiz und verkauft die Tests für viel Geld. Dieses Jahr hat die Uni offenbar auf eine alte Prüfung zurückgegriffen.
Publiziert: 28.03.2023 um 10:36 Uhr

Jedes Jahr finden in verschiedenen Klassen in der Nordwestschweiz Leistungsprüfungen, sogenannte «Checks», statt. Diese Prüfungen werden nicht benotet, sollen den Schulen aber dazu dienen, den Leistungsstand der Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Fächern abzubilden – ein Vergleichsinstrument, das jährlich neu konzipiert wird.

Zumindest in der Theorie. Wie die «Basler Zeitung» berichtet, soll nun ein Teil des aktuellen Deutsch-Checks einer dritten Sekundarklasse abgekupfert worden sein – und zwar von einer 15 Jahre alten Abschlussprüfung der ehemaligen Weiterbildungsschule Basel (WBS). Die Zeitung schreibt von «mehreren Übereinstimmungen» beider Prüfungen.

4,5 Millionen Franken pro Jahr

Publik gemacht hatte die Übereinstimmung die Starke Schule beider Basel auf ihrer Website. Falls bei der Entwicklung der Prüfungen aus alten Beständen abgeschrieben werde, fände er das «irritierend», sagt Vorstandsmitglied Jürg Wiedemann gegenüber der «Basler Zeitung». Denn: Die vier Kantone des Bildungsraums Nordwestschweiz (BL, BS, SO, AG) zahlen viel Geld für die Checks.

Jedes Jahr werden an Nordwestschweizer Schulen Leistungsprüfungen durchgeführt. (Symbolbild)
Foto: imago/Olaf Döring
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Verantwortlich für die Entwicklung dieser Tests ist das Institut für Bildungsevaluation der Universität Zürich (IBE). Die «Basler Zeitung» hat sich bei der Baselbieter Bildungsdirektion nach den Beträgen erkundigt, die ans Zürcher Institut fliessen: Die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa 4,5 Millionen Franken pro Jahr. Allein im Kanton Basel-Landschaft betragen die Durchführungs- und Betriebskosten für alle Checks pro Jahr 900'000 Franken.

Verantwortlicher: «Purer Zufall»

Konfrontiert mit der Übereinstimmung sagt Urs Moser, der Geschäftsführer des IBE der Uni Zürich: «Purer Zufall». Er gibt an, keine Kenntnisse der alten Abschlussprüfung der WBS gehabt zu haben. Aber: Die Verwendung sei grundsätzlich möglich.

«Wir verfügen über eine Aufgabendatenbank von rund 60'000 Aufgaben, aus denen ausgewählt wird», zitiert ihn die Zeitung. Er geht sogar noch weiter und gibt an, die Verwendung von alten Aufgaben sei notwendig, um sich an einen «einheitlichen Beurteilungsmassstab» über die Jahre halten zu können.

Das überzeugt nicht alle. Jürg Wiedemann von der Starken Schule beider Basel sagt zur «Basler Zeitung», man sollte meinen, dass die heutigen Aufgaben der Checks an den «aktuellen, kompetenzorientierten Lehrplan und die neue Unterrichtsphilosophie angepasst» würden. Sein Vorschlag: Ein Kontrollgremium zur Beaufsichtigung der Arbeit des IBE. (mel)

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