Direktor der Schatzalp stellt klar
«Probleme mit den Schlitten gibt es bei allen Gästen»

Dass der Betreiber der Davoser Bergstation Pischa keine Ausrüstung mehr an Juden vermieten will, kommt bei Berufskollegen nicht gut an. Auch anderen Gäste würden die Sachen nicht immer zurückbringen, so der Tenor.
Publiziert: 12.02.2024 um 22:42 Uhr

«Aufgrund verschiedener sehr ärgerlicher Vorfälle, darunter der Diebstahl eines Schlittens, vermieten wir keine Sportgeräte mehr an unsere jüdischen Brüder. Dies betrifft alle Sportgeräte wie Schlitten, Airboards, Skis und Schneeschuhe.» Dieser Aushang der Betreiber der Davoser Bergstation Pischa sorgte am Sonntag für einen veritablen Skandal. In den sozialen Medien hagelte es Kritik. Am Montagnachmittag krebste Pächter Ruedi Pfiffner (61) zurück, erklärte gegenüber Blick, mit den Betroffenen das Gespräch suchen zu wollen.

Besonders ärgerliche Erfahrungen mit orthodoxen Gästen hat Paulo Bernardo (42), der Direktor des Berghotels Schatzalp in Davos, bislang nicht gemacht. Bernardo vermietet ebenfalls Wintersportgeräte an Touristen, häufig auch an orthodoxe Juden. Er sagt zu Blick: «Probleme mit den Schlitten gibt es bei allen Gästen.» Dass die Bergstation Pischa keine Ausrüstung mehr an Juden vermieten will, findet Bernardo deshalb «überzogen und unnötig». Um seine Kunden an ihre Sorgfaltspflicht zu erinnern, nimmt er einfach einen Ausweis als Depot.

Bernardo ist überzeugt, dass sich die Situation in den letzten zehn Jahren verbessert hat. «Es gibt kulturelle Unterschiede, aber wir wissen damit umzugehen. Die Juden sind ganz normale Gäste.»

Paulo Bernardo (42), der Direktor der Schatzalp in Davos, hält nichts von einem Mietverbot für jüdische Gäste.
Foto: Thomas Meier
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«Ein Prozent der Kunden»

Der Betreiber eines Sportgeschäfts in Davos sieht die Sache unterdessen etwas kritischer. Der Mann, der anonym bleiben will, sagt zu Blick: «Es gibt gewisse Herausforderungen im Umgang mit jüdisch-orthodoxen Kunden.» Teilweise sei es schwer, ihnen die Geschäftsbedingungen zu erklären. Er macht ein Beispiel: «Nach einem Tag Miete müssen die Schlitten bei uns sein und nicht in einem Hotel oder auf der Piste.»

Der Mann, der nach eigenen Angaben 200 Skis pro Tag vermietet, findet es aber falsch, Juden generell nichts zu vermieten. «Probleme gibt es mit einem Prozent der Kunden.» Ein Depot verlangt er deshalb nicht. «Pro Jahr wird vielleicht ein Paar Skis nicht zurückgebracht.» Grundsätzlich würde er alle Gäste gleich behandeln. «Aber alle müssen sich auch an die Regeln halten.»

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