Hooligan-Mord von Zürich
Prozess gegen Killer von Boris R. (†30) verschoben

Der Prozess gegen den mutmasslichen Mörder von Boris R. (†30) ist auf unbestimmte Zeit verschoben. Seit mehr als 3 Jahren sitzt Jeton G. wegen des Verbrechens in Haft. Sein Verteidiger hat ein Verschiebungsgesuch gestellt.
Publiziert: 04.09.2019 um 11:32 Uhr
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Aktualisiert: 04.09.2019 um 12:05 Uhr
Der gebürtige Kosovo-Albaner Jeton G. (30) soll Boris R. getötet haben.
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Am 11. September hätte am Bezirksgericht Zürich der viertägige Mordprozess gegen den 35-jährigen Jeton G. beginnen sollen. Diese Verhandlung findet nun aber nicht statt, wie das Gericht am Mittwoch mitteilte. Einer der amtlichen Verteidiger habe ein Verschiebungsgesuch gestellt. Die neuen Verhandlungsdaten stehen noch nicht fest.

Der Beschuldigte mit kosovarischen Wurzeln soll im März 2015 in Zürich-Affolternden den 30-jährigen Türsteher und Hooligan Boris. R. (†30) auf offener Strasse erschossen haben. Dem Tötungsdelikt soll ein lange schwelender Streit vorangegangen sein (BLICK berichtete).

Mitglied einer Hooligan-Gruppierung 

Jeton G. steht seit seiner Jugend mit dem Gesetz in Konflikt und ist mehrfach vorbestraft. Seinen Lebensunterhalt bestritt der Familienvater aus Regensdorf während mehreren Jahren mit Sozialhilfe und Hanfanbau.

Boris R. war Mitglied der Hooligan-Gruppierung «Zürichs kranke Horde». Seit mehreren Jahren gilt «Zürichs kranke Horde» als die berüchtigste Gruppierung unter gewaltbereiten Fans. Wirkliche Gegner gibt es für sie hierzulande nicht mehr. Deswegen ist sie mittlerweile auch in Deutschland immer wieder in sogenannte Feld-Wald-und-Wiesen-Kämpfe zwischen Hooligans involviert.

Jeton G. der mutmassliche Mörder 

Beim Mord soll es aber um Streitereien im Türsteher-Millieu gegangen sein, wie BLICK aufdeckte. R. hütete die Pforten des Zürcher Clubs «Mascotte». Im Fokus der Ermittler stand rasch der Kosovo-Albaner Jeton G.* (30). Er und das Opfer stritten seit längerem. Ihr Konflikt schaukelte sich hoch – bis zu konkreten Todesdrohungen auf Facebook. Einmal überfiel Jeton G. mit seinen Kumpeln den Türsteher an der Zürcher Langstrasse. Ein Kollege: «Sie sind mit Messern auf ihn losgegangen. Boris konnte sie abwehren und hat die Angreifer übel zugerichtet.»

Das verdaute Jeton G. nicht. Am 7. Oktober 2014 sollen sie sich am Zürcher Schwamendingerplatz erneut begegnet sein. «Es gab da sogar eine Schiesserei», sagt ein Freund. Offiziell wurden die Schützen nie gefunden. In der Kampfsportszene ist aber klar, dass Boris und Jeton involviert waren.

Vor dem Tattoo-Studio erschossen

Nach Angaben eines Bekannten von Boris R. hatten sich die beiden Kontrahenten in der Tatnacht in Affoltern verabredet, um den Konflikt zu klären. Treffpunkt war ein ehemaliges Tattoo-Studio an der Wehntalerstrasse. Der vorbestrafte Jeton G. soll das Lokal vor kurzem gemietet haben. «Er wollte einen Spielsalon daraus machen», sagt der Informant.

Boris sei in der Tatnacht mit drei Kollegen dort aufgetaucht. Am Anfang habe ein ganz normales Gespräch stattgefunden. Plötzlich habe Jeton G. eine Waffe gezogen und auf die vier geschossen. Getroffen wurde nur Boris R. Er sank 100 Meter vom Tattoo-Studio auf der anderen Strassenseite zusammen. «Die drei Kollegen blieben bei ihm, versuchten zu helfen», sagt der Informant. Jeton und seine Kumpels hauten ab.

Zwei weitere Personen angeklagt

Auch bei der Justiz sind beide keine Unbekannten. Boris R. stand wegen Betäubungsmitteldelikten vor Gericht. Jeton G. wurde im Dezember 2014 vom Zürcher Bezirksgericht zu vier Jahren Knast verurteilt – wegen zwei brutaler Schlägereien, Diebstählen und weiterer Delikte.

Ein paar Tage nach dem Mord wurde G. verhaftet, sass seither hinter Gittern. Zusammen mit G. sitzen auch zwei andere Personen in Untersuchungshaft. Sie müssen sich ebenfalls im selben Prozess verantworten, wie das Bezirksgericht Zürich auf BLICK-Nachfrage sagt. Einer soll G. den Revolver gegeben haben, er wird wegen Gehilfenschaft zu vorsätzlicher Tötung angeklagt. Der andere Kollege soll sich unter anderem der mehrfachen Körperverletzung schuldig gemacht haben. (vof)

* Namen der Redaktion bekannt 

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