«Es herrscht eine Kultur der Angst»
So übel geht es bei der Regio-Polizei im Aargau zu

Bei der Regionalpolizei Wettingen-Limmattal ist Feuer unterm Dach. 13 Beamte sind unzufrieden mit ihrem Kommandanten. Einige haben bereits gekündigt. Jetzt zeigt ein Dokument, wie übel es offenbar wirklich ist.
Publiziert: 22.12.2023 um 21:16 Uhr

Fehlende Fachkompetenz und Mobbing: Die Vorwürfe gegen Kommandant Oliver Bär (46) haben es in sich. 13 Beamte der Regionalpolizei Wettingen-Limmattal fordern deswegen, dass der «Problembär» wegmuss. Eine Aussprache nützte nichts.

Inzwischen haben einige Polizisten gekündigt. Dabei fehlen auch sonst schon Regionalpolizisten. Seit Mai kann die Regionalpolizei den 24-Stunden-Betrieb nicht aufrechterhalten. Die Kantonspolizei übernimmt deshalb für eine finanzielle Abgeltung Patrouillentätigkeiten.

«Innerhalb des Korps herrscht eine Kultur der Angst»

Jetzt ist ein Dokument aufgetaucht, in dem die Polizisten detailliert schildern, weshalb sie sich gegen ihren Kommandanten stellen. Auf 36 Seiten erläutern sie, warum Oliver Bär den Posten räumen soll. Er hatte im April 2022 das Kommando übernommen und sofort habe sich «das Betriebsklima innerhalb der Regionalpolizei massiv verschlechtert», heisst es, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet.

In der Kritik: Kommandant Oliver Bär soll seine Mitarbeiter mobben und schlecht bezahlen. Er schweigt zu den Vorwürfen.
Foto: Späni Alain
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Das habe mehrere Gründe. Unter anderem würde Bär seine Mitarbeiter mobben und sie unter Druck setzen. Er habe kein Vertrauen in die Beamten und wüsste nicht, wie man eine Regionalpolizei leitet. «Innerhalb des Korps herrscht eine Kultur der Angst, man fühlt sich nur noch kontrolliert und beobachtet», zitiert die «Aargauer Zeitung» aus dem Dokument.

«Narzisstische Züge in sich»

Gleichzeitig könne er selber nicht mit Kritik umgehen. «Es kann mit ihm nicht sachlich kommuniziert werden», schreiben die Polizisten. Und: Der «Problembär», wie der Kommandant im Dokument bezeichnet wird, habe «narzisstische Züge in sich, unter welchen die Mannschaft leidet.»

Von den Problemen wolle der Kommandant aber nichts wissen. Er soll angeblich seinen Vorgängern die Schuld an dem miesen Betriebsklima geben. Im Dokument heisst es: «Er ist tatsächlich der Ansicht, dass seit seiner Dienstübernahme alles perfekt laufen würde und um einiges besser geworden sei.»

Tattoo-Verbot nur für einen Mitarbeiter

Dabei sei es alles andere als perfekt gelaufen. «Durch Hauptmann Oliver Bär wurden diverse Krankheitsgeschichten von Mitarbeitenden offen kommuniziert, indem er die Mannschaft in diversen Mails darüber orientierte. Dabei betitelte er die Krankgeschriebenen mehrfach als ‹die Angeschlagenen›.»

Auch sonst habe er sich immer wieder als Chef fragwürdige Dinge erlaubt. So soll er seiner Mannschaft per Mail eine neue Aspirantin per Mail präsentiert haben, einzig mit einem Foto. Woher er das hatte, blieb unklar. Dann habe er einmal entschieden, dass Tätowierungen im Dienst nicht zu sehen sein dürften. Kurz darauf wurde dieses Verbot wieder aufgehoben, aber nicht für einen Aspiranten. 

Bär verteidigt sich

Immer wieder wollen die 13 Beamten das Gespräch gesucht haben. Doch es half nichts. Es sei nicht besser, sondern sogar noch schlimmer geworden. 

Auf Anfrage von Blick erklärt Oliver Bär: «Wenn die Vorwürfe vom August 2023 zutreffen würden, hätte der Gemeinderat Wettingen nicht an mir festgehalten.» Mehr könne er nicht sagen und verweist auf Gemeindeammann Roland Kuster.

«Es wurden Fehler gemacht»

Kuster hält auf Anfrage fest: «Über interne personalrechtliche Sachverhalte kommunizieren wir aus Persönlichkeits- und Datenschutzgründen nicht in der Öffentlichkeit.» In einer allgemeinen Stellungnahme gibt er jedoch zu: «Es wurden Fehler gemacht, das ist uns bewusst. Auch wir sind nicht perfekt – wie alle Menschen.» Man nehme die Anliegen der Mitarbeitenden ernst und versuche, die Situation zu verbessern. 

Der Gemeindeammann stellt aber auch klar: «13 unzufriedene Mitarbeitende, das tönt nach viel. Es hat sich bei näherer Betrachtung herausgestellt, dass nur eine kleine Zahl von Mitarbeitenden zwischenmenschliche Probleme mit ihrem Vorgesetzten erwähnten.» Man wolle, dass sich alle Mitarbeitenden am Arbeitsplatz wohlfühlen und unternehme auch in Zukunft Anstrengungen für die Erhaltung der psychischen und physischen Gesundheit der Mitarbeitenden. «Wichtig ist uns eine gut funktionierende Zusammenarbeit mit einem angenehmen, konstruktiven Miteinander, in der Offenheit, Klarheit und Transparenz, von allen gelebt wird. Das sei jedoch ein Prozess, der Zeit brauche. (jmh)

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