Neue Studie zeigt
So geht es den Frauen in der Schweiz

Eine Mehrheit der Frauen ist der Meinung, dass Männer auch heute noch bevorzugt behandelt werden. Dies ist das Resultat einer neuen Schweizer Studie.
Publiziert: 01.03.2021 um 10:23 Uhr
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Aktualisiert: 01.03.2021 um 19:10 Uhr

Nur jede zweite Frau schätzt laut einer neuen Studie den eigenen Arbeitgeber als familienfreundlich ein. Nur zwei von fünf sind sogar der Ansicht, dass Frauen und Männer beim aktuellen Arbeitgeber die gleichen Karrierechancen haben. Untersucht hat dies die Forschungsstelle sotomo im Auftrag der Zeitschrift «Annabelle». Im Januar wurden dafür über 6200 Probandinnen in der Deutschschweiz befragt.

Drei von fünf Frauen sind also der Meinung, dass Männer bevorzugt behandelt werden.

72 Prozent der befragten Frauen sind zudem der Ansicht, Männer hätten in der Schweiz insgesamt noch immer mehr Vorteile als Frauen. Dies ist im internationalen Vergleich einer der höchsten Werte in der westlichen Welt.

Trotz allem – Mehrheit der Frauen ist zufrieden

Klassische Rollenmuster zeigen sich gemäss Studie auch im Alltag zuhause. So bleibe bei Paaren unabhängig von der Aufteilung der Erwerbsarbeit ein grosser Teil der Hausarbeit an den Frauen hängen. So stört sich beispielsweise jede vierte Befragte daran, dass ihr Partner «Schmutz und Unordnung zuhause gar nicht erst sehen» würde.

Trotz der Gleichstellungsdefizite ist die Mehrheit der Befragten mit ihrem Leben zufrieden. Eher weniger glücklich sind jedoch Mütter in Familienhaushalten. Sie beklagen vor allem, zu wenig Zeit für sich selber zu haben.

Wie geht es den Frauen in der Schweiz? Das hat eine neue Studie eingehend untersucht und dazu 6200 Probandinnen befragt. (Archivbild)
Foto: Getty
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Jede Vierte hätte gern mehr Sex

Wie zufrieden sind Frauen in der Schweiz mit ihrer Sexualität? Auch diese Frage hat die Studie untersucht.

Das Resultat: Nur vier von zehn Frauen erleben ihr Sexualleben als zufriedenstellend, schreiben die Autoren der Studie.

Bei einer Mehrfachnennung auf die Frage nach der eigenen Sexualität sagte knapp jede Vierte, sie hätte gerne mehr Sex und acht Prozent hätte gerne anderen Sex. Für rund ein Drittel der Frauen ist Sex generell nicht so wichtig. 29 Prozent seien voll und ganz mit ihrem Sexleben zufrieden und 27 Prozent sagten, sie würden ihre Sexualität genauso ausleben, wie sie es wollen.

Mit dem Alter sinkt die Lust

Die Beurteilung variiert allerdings auch stark nach Alter. Ab 35 Jahren gilt: Je älter die Befragten, desto grösser ist der Anteil der Frauen, für den Sex nicht so wichtig ist. Jüngere Befragte werten Sex nicht nur höher ein, sondern hätten auch gerne mehr davon. Die Lust ist demnach zwischen 25 und 34 Jahren am grössten.

Auch die Rolle der Kinder spielt eine grosse Rolle. Von denjenigen, die gerne mehr Sex hätten, sind die meisten Mütter mit Kindern im Vorschulalter. Die zufriedensten dagegen sind ebenfalls Mütter – allerdings mit Teenie-Kindern.

Nicht die gleichen Karrierechancen

Neben der Frage zur Sexualität beschäftigten sich die Autorinnen und Autoren der Studie auch mit weiteren Aspekten der Partnerschaft, dem Stand der Gleichstellung im Beruf, sowie der wirtschaftlichen Benachteiligung gegenüber Männern.

Nur jede zweite Frau schätzt laut der Studie den eigenen Arbeitgeber etwa als familienfreundlich ein. Nur zwei von fünf sind sogar der Ansicht, dass Frauen und Männer beim aktuellen Arbeitgeber die gleichen Karrierechancen haben.

Aus Sicht der befragten Frauen liege das ideale Erwerbspensum für traditionelle Familien bei 80 Prozent für den Vater und 50 Prozent für die Mutter. «Das ist zwar weit weg von der 100:0-Rollenteilung, zementiert aber dennoch oft die finanzielle Abhängigkeit der Frau», schreiben die Autorinnen der Studie. So könnte zurzeit nicht einmal die Hälfte der Frauen im Erwerbsalter den eigenen Lebensunterhalt selber finanzieren und jede fünfte Frau äussert sich dahingehend, dass sie sich deswegen auch nicht trennen könnte.

Corona wirkt sich positiv auf die Freizeit und die Beziehung aus

Auch die Corona-Pandemie spiegelt sich in der Wahrnehmung der Frauen wider. Über 70 Prozent gaben demnach an, dass sich der Lockdown und die aktuelle Situation insbesondere auf die Zufriedenheit mit der freien Zeit auswirken. Die Mehrheit sieht darin einen positiven Effekt. Wobei das in erster Linie auf Single-Frauen oder solche in einem Paar-Haushalt zutrifft.

Auch auf die Beziehung wirkt sich Corona bei den meisten scheinbar positiv aus, ausser bei solchen, die alleine wohnen. Überwiegend negativ werden die Auswirkungen der Pandemie jedoch nur in Bezug auf das Berufsleben gesehen.

(man/sda)

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