Obwohl er zwei Dinge vermisst
Warum dieser Deutsche für immer in der Schweiz bleiben will

Viele Deutsche kommen in die Schweiz, um ein neues Leben zu beginnen. Darunter auch der Ex-Polizist Thomas Herzing. Er berichtet, welche Probleme er am Anfang hatte und warum er nie mehr zurück in seine Heimat möchte.
Publiziert: 17.04.2024 um 11:54 Uhr
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Aktualisiert: 17.04.2024 um 12:00 Uhr

Er diente jahrelang seinem Land. Erst als Soldat und dann als Polizist. Doch dann reichte es Thomas Herzing (57). Er kehrte vor mehr als zehn Jahren Deutschland den Rücken und wanderte samt Familie in die Schweiz aus – und zwar in den Kanton Luzern. Für ihn die beste Entscheidung. Eine Rückkehr nach Deutschland kommt für ihn, seine Frau oder für die beiden Söhne nicht infrage. Die Schweiz ist ihre neue Heimat. 

«Ehrlich gesagt, finde ich das Leben hier in der Schweiz qualitativ viel besser als in Deutschland. Die Qualität des Essens, die Mehrsprachigkeit der Bevölkerung und das Bildungssystem», sagt der Expat zu «Focus». Spontan komme ihm nichts in den Sinn, was ihn an der Schweiz störe.

«Schweizerdeutsch ist sehr speziell»

Wegen eines Jobangebots an der Interkantonalen Polizeischule Hitzkirch kam er in die Schweiz. Allerdings war der Anfang für Herzing nicht leicht. Besonders die Sprache war eine grössere Hürde für ihn. «Schweizerdeutsch ist sehr speziell und die Betonung anders, was anfangs viele meiner Ressourcen band. Es war stressig, immer über die Bedeutung der letzten Sätze nachzudenken. Mit der Zeit lernte ich jedoch, die verschiedenen Dialekte zu unterscheiden.»

Thomas Herzing wanderte vor mehr als zehn Jahren in die Schweiz aus – und bereut keinen Tag. Er möchte nie mehr zurück in seine Heimat Deutschland.
Foto: Zvg
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Inzwischen ist der Deutsche selbständig, hat seine eigene Beratungsfirma im Sicherheitsbereich gegründet. Und er ist voll des Lobes für die Schweiz. Die Bürokratie sei viel effizienter und freundlicher. Gerade wenn er mal zu Besuch in Deutschland ist, fällt ihm der krasse Unterschied auf.

Grillieren, Schwimmen oder Wandern mit dem Hund

Überhaupt seien Schweizer viel freundlicher und vor allem zuverlässiger, findet Herzing. Und das färbt ab: «Ich merke, dass meine Schreibweise, Formulierung meiner Mails und auch sonst der Umgang weicher und höflicher geworden sind, ohne dabei an Klarheit zu verlieren», sagt der Auswanderer zu «Focus». 

Ansonsten liebt der Deutsche die Natur der Schweiz. Er wohnt zwischen dem Hallwiler- und Baldeggersee und kostet das voll aus. Grillieren, Schwimmen oder Wandern mit dem Hund. Herzing liebt es, draussen zu sein.

Zwei Dinge vermisst der Deutsche aber doch

Den Schritt, in die Schweiz auszuwandern, würden immer mehr Deutsche in Erwägung ziehen. Auch, weil die Politik vielen nicht mehr passt. «Regelmässig werde ich von deutschen Beamten kontaktiert, welche desillusioniert und gefrustet sind und sich nach Möglichkeiten der Einwanderung in die Schweiz erkundigen. Die aktuelle Politik der Ampel wird dabei als sehr gefährlich und als brandbeschleunigend wahrgenommen.» 

Die Schweiz sei eine Art «Zufluchtsort für Personen mit konservativen Werten», meint der Ex-Soldat. Und das ganz im positiven Sinne. «Die Schweiz kombiniert konservative Werte mit einer Offenheit für moderne Infrastruktur und Medien. Hier gibt es eine Beständigkeit und Stabilität, die sowohl von Einzelpersonen als auch von Unternehmen geschätzt wird.»

Und doch gibt es da zwei Dinge, die Herzing vermisst: Zum einen seine Mutter, Schwestern und Freunde, die noch in Deutschland leben, zum anderen eine Sache, die es in der Schweiz so nicht gibt: «das Holzbackofenbrot». (jmh)

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