«Ich wusste nicht, dass die Zellen so versifft sind!»
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Kurzaufenthalt im Knast:Als er die versiffte Zelle sah, bezahlte er die Busse!

Giuseppe Grasso (58) aus Weinfelden TG hielt es nur drei Stunden im Knast aus
«Ich wusste nicht, dass die Zellen so versifft sind!»

Zwölf Tage hätte Giuseppe Grasso nach einer Attacke auf seinen Nachbarn im Gefängnis absitzen sollen. Der Italiener hatte sich geweigert, die Busse aus einem Strafbefehl zu bezahlen. Hinter Gittern änderte er seine Meinung fast schon in Rekordzeit.
Publiziert: 06.01.2021 um 00:20 Uhr
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Aktualisiert: 07.01.2021 um 18:33 Uhr
Marco Latzer

Zwölf Tage sollte Giuseppe Grasso (58) im Thurgauer Kantonalgefängnis verbringen. Der Italiener war im Rahmen eines jahrelangen Streits um eine Sandsteinmauer in seinem Haus auf seinen Nachbarn Peter F.* (72) losgegangen und weigerte sich standhaft, die dafür fällige Busse zu bezahlen (BLICK berichtete).

Doch: Am Ende hielt es der Gastronom aus Weinfelden TG hinter Gittern gerade einmal drei Stunden aus! «Ich wusste nicht, dass die Zellen so versifft sind. Es war katastrophal. Die Matratze lag an der Wand, überall hatte es Flecken, und das WC war verkalkt», beklagt sich Grasso.

Nichtraucher Grasso kam schnell an seine Grenzen

Und für ihn das Schlimmste: «Es roch überall entsetzlich nach Rauch. Ich konnte es mir nicht vorstellen, zwölf Tage in dieser schlimmen Zelle zu hocken!»

Kurzzeit-Knasti: Weil er seinen Nachbarn angegriffen hat, sollte Giuseppe Grasso (58) aus Weinfelden TG zwölf Tage im Thurgauer Kantonalgefängnis absitzen. Schlussendlich wurden daraus gerade einmal drei Stunden.
Foto: Marco Latzer
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Auf Anregung des Gefängnispersonals entschliesst sich Grasso, die missliebige Busse nun doch zu bezahlen. Seine Freundin bringt schliesslich 2450 Franken in bar vorbei, damit die Haft abgebrochen werden kann.

Was aus den Verfahrenskosten von 4185 Franken wird, die der Wirt und Immobilienbesitzer noch schuldig ist, will er nun mit der Staatsanwaltschaft abklären.

Schon der erste Haftantritt war zum Scheitern verurteilt

BLICK hatte Giuseppe Grasso noch am Montag zum Haftantritt begleitet. Der Italiener hatte seinen Maserati vor dem Gefängnis abgestellt und war mit Laptop sowie Smartphone angerückt. Schon beim Einzug der Schock: «Wegen Corona hätte ich zehn von zwölf Tagen in Quarantäne verbringen müssen. Also Einzelhaft und damit 23 Stunden am Tag in der verrauchten Zelle.»

Dabei habe er im Sinn gehabt, die Zeit im Gefängnis dafür zu nutzen, um am Justizfall rund um seinen Mauerzoff mit Nachbar Peter F. zu arbeiten. Diesem hatte Grasso nach einer Gerichtsschlappe mit der Faust auf den Kopf geschlagen, dessen Auto beschädigt sowie in Eigenregie Wasserleitungen gekappt.

Hotelzimmer erwartet, Zelle bekommen

Im Nachgang habe er die Busse fast schon gerne bezahlt. Der Kurzzeit-Knasti bilanziert: «Im Fernsehen hatte ich wunderschöne Schweizer Gefängnisse gesehen. Aber das war definitiv kein Hotel, sondern ein ganz schrecklicher Ort!»

Wieder in Freiheit, kann sich Grasso nun erneut voll auf den Nachbarschaftsstreit konzentrieren. Er macht Peter F. für verheerende Wasserschäden in seinem Haus in Weinfelden verantwortlich.

Seit Jahren prozessiert der Italiener deswegen. Der Zoff rund um die involvierte Sandsteinmauer kostete ihn bislang rund 700'000 Franken. Nach etlichen Verfahren liegt der Fall inzwischen wieder vor Bezirksgericht. «Ich kämpfe so lange, bis ich gewinne!», verspricht Grasso.

*Name d. Red. bekannt

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