Sie verzichtet auf Intensivpflege
Ostschweizer Skeptikerin mit Corona im Spital

Annemarie T. (75) erregte mit offenen Briefen an den Bundesrat und harscher Kritik an den Corona-Schutzmassnahmen schweizweit für Aufsehen. Nun hat sich die Ostschweizerin mit Corona infiziert – ausgerechnet an einer Skeptiker-Demo.
Publiziert: 29.11.2021 um 12:29 Uhr
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Aktualisiert: 29.11.2021 um 19:04 Uhr

Annemarie T.* (75) aus dem Kanton St.Gallen ist Corona-Skeptikerin der ersten Stunde. Von Anfang an kämpfte die ehemalige Anwaltssekretärin gegen die Maskenpflicht, schrieb offene Briefe an den Bundesrat und wetterte in Leserbriefen und auf Social-Media-Plattformen gegen die Corona-Massnahmen des Bundes. Auch gab es praktisch keine Corona-Demo in der Schweiz, an der T. nicht mit marschierte.

Nun hat es sie selber erwischt. Sie sei an Corona erkrankt, kämpfe mit ernstzunehmenden gesundheitlichen Schwierigkeiten und liege mit ihrem Mann im Spital. Das teilte eine ihrer Töchter dem Portal «rheintal24.ch» mit.

«Meine Mutter war sehr schlecht zwäg», sagt ihre Tochter Brigitte Grässl (52) zu Blick. Noch schlimmer habe es ihren Mann getroffen. «Er war zweimal ganz nah dran zu sterben», erzählt Grässl. Immerhin: Beiden ginge es mittlerweile wieder besser, die Mutter könne wohl bereits am Mittwoch das Spital wieder verlassen. Dies, obwohl die beiden auf eine Intensivpflege verzichtet haben.

Annemarie T. (75) aus dem Kanton St. Gallen hat mit offenen Briefen an den Bundesrat in der Corona-Skeptiker-Szene schweizweit für Aufsehen gesorgt. Nun ist sie an Corona erkrankt und liegt im Spital.
Foto: Zvg
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Massnahmen sind «Lügentheater», Impfung ist «Humbug»

«Sie war überzeugt, dass die Impfung Humbug sei. Wie meine Mutter nun am eigenen Leibe erfahren muss, ist dem nicht so. Sie musste einsehen, dass Corona real ist. Ironischerweise steckte sich meine Mutter an einer Corona-Demo an», sagt Grässl.

Noch im Herbst hatte T. in einem Interview mit dem Ostschweizer Portal Corona als völlig normale Krankheit abgekanzelt. Hatte gesagt, es sei einfach Blödsinn, wegen eines verschwindend geringen Anteils an Toten Massnahmen einzuführen. Für T. waren die Massnahmen ein «Lügentheater», bei dem sie nicht mit mache, noch nie mitgemacht habe und auch nie mitmachen werde.

Ehemann mit Homöopathie gegen Corona behandelt

Nicht verwunderlich also, dass sie nicht geimpft war: Sie halte nichts von Impfungen, pfeife auf die Schulmedizin, so die Ostschweizerin. «Ich bin noch nicht geimpft worden, auch nicht als Kind und in der Jugend.» Zudem habe sie versucht, ihren Ehemann mit homöopathischen Mitteln von Corona zu befreien, berichtet die Tochter.

Etwas, dass die Pflegefauchfrau Brigitta Grässl nicht nachvollziehen kann. Sie selber sei geimpft und bald geboostert, wie sie Blick erzählt. Darum möchte sie die Anhänger ihrer Mutter wachrütteln und zeigen, was eine Corona-Erkrankung bedeuten kann. Sie sagt: «Corona ist nicht nur eine Grippe, es handelt sich um etwas ernsthaftes. Die Krankheit kann Leben kosten.» Wir dürften nicht alles Egoisten sein, findet Grässl. Ihr Appell ist darum klar: «Darum bitte ich alle: Tragt Masken, haltet Abstand. Und schützt damit andere und euch selbst.» (oco)

* Name geändert

«Es ist eine Bauchentscheidung»
5:43
Entgegen Empfehlung des Arztes:Nathalie will sich trotz Herz-OP nicht impfen lassen
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