«Armutszeugnis für St. Margrethen»
Wahl-Klatsche für Majlinda Sulejmani

Die Mitte-Politikerin Majlinda Sulejmani hatte bis zuletzt auf ihren Einzug in den Gemeinderat von St. Margrethen gehofft. Daraus wird nun nichts. Trotz viel Engagement hat sie die Wahl am Sonntag klar verpasst.
Publiziert: 13.03.2023 um 14:42 Uhr
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Aktualisiert: 14.03.2023 um 08:46 Uhr

Ihre Wahlkampagne sorgte über die Kantonsgrenzen hinaus für Aufsehen. Majlinda Sulejmani (33), Pflegerin am Spital in Wil und Ortspräsidentin der Mitte St. Margrethen, wollte in den Gemeinderat von St. Margrethen einziehen. Im Vorfeld bekam sie viel Kritik zu hören und wurde sogar angefeindet. Sie liess sich nicht einschüchtern und hoffte darauf, etwas politisch ändern zu können. Ohne Erfolg.

Sulejmani erhielt vergangenen Sonntag 338 Stimmen. Zu wenig für den Sieg. Dafür hätte sie mindestens 482 Stimmen benötigt. Nun wird an Sulejmanis Stelle ein SVP-Politiker auf dem vor kurzem frei gewordenen Gemeinderatssitz Platz nehmen.

«Über mein Abschneiden bin ich sehr enttäuscht», sagt Sulejmani zum «St. Galler Tagblatt». Für die Politikerin ist es bereits die zweite Niederlage an einer Gemeinderatswahl. Schon im Jahr 2020 bewarb sie sich um einen Sitz, hatte aber auch damals das Nachsehen. Das Feedback lautete seinerzeit, dass sie sich zu wenig engagiere und im Dorf nicht präsent genug sei. «Das habe ich mir zu Herzen genommen», sagt Sulejmani.

Hat den Einzug in den Gemeinderat von St. Margrethen klar verpasst: Die Mitte-Politikerin Majlinda Sulejmani.
Foto: zVg
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«Das ist ein Armutszeugnis für St. Margrethen»

Sie ist Vizepräsidentin der Mitte-Frauen im Kanton St. Gallen, Ortspräsidentin der Mitte in St. Margrethen und Mitglied bei vielen verschiedenen Vereinen im Rheintal. So ist sie zum Beispiel als Kassiererin des Dorfblatts «Mosaik» und im Vorstand des FC St. Margrethen als Vizepräsidentin tätig. All dies neben ihrem Vollzeitjob als Pflegefachfrau und Mutter. Ihr Einsatz hat sich nun aber dennoch nicht bezahlt gemacht. «Ich bin sehr traurig, dass mein Engagement nicht geschätzt wird», so die 33-Jährige.

Sie empfinde es als stossend, dass zwar ihr Engagement und die viele Gratis-Arbeit willkommen, ihre Mitbestimmung aber nicht erwünscht sei. «Das ist ein Armutszeugnis für St. Margrethen.»

Axt neben zerstörtem Wahlplakat

Besonders: Während ihres Wahlkampfes hatte sich Sulejmani ein dickes Fell zulegen müssen. Die Anfeindungen gegen sie waren teils massiv. Besonders älteren Herren schien die junge Politikerin mit Migrationshintergrund ein Dorn im Auge zu sein.

Sie habe doch als alleinerziehende berufstätige Mutter sowieso zu wenig Zeit für den stressigen Politikbetrieb, lautete der Tenor. «Du hast dir das zu wenig überlegt. Musst du denn noch weitere Male auf die Schnauze fliegen?», schrieb ihr gar ein besorgter Senior (80) per E-Mail. Je näher die Wahl rückte, desto heftiger wurde der Gegenwind. So wurde etwa eines ihrer Wahlkampfplakate zerstört und eine Axt nebendran gelegt. Und: Sie wurde anonym zu Hause angerufen.

Von all dem liess sich Sulejmani allerdings nicht aus dem Konzept bringen. Trotz der Anfeindungen zeigte die 33-Jährige einen engagierten Wahlkampf. Trotzdem blieb sie am Schluss chancenlos. (ced)

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