Majlinda Sulejmani (33) kriegt «gut gemeinte» Ratschläge von älteren Herren
Gemeinderats-Kandidatin sorgt im Rheintal für Wirbel

Majlinda Sulejmani ist Mutter und in der Rheintaler Gemeinde St. Margrethen verschieden ehrenamtlich engagiert. Jetzt will sie für die Mitte in den Gemeinderat – und bekommt «gut gemeinte» Ratschläge von älteren Herren und SVP-Sympathisanten.
Publiziert: 18.01.2023 um 18:49 Uhr
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Aktualisiert: 18.01.2023 um 19:59 Uhr
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Sandro ZulianReporter News

«Die Kandidatin lässt sich gerne ablichten, hat viele – zu viele – Mandate in verschiedenen Vereinen und Organisationen und ist omnipräsent in den sozialen Medien.» Das steht in einem Leserbrief von Marcel Toeltl (61) auf der Plattform rheintal24.ch. Der Nazi-Sympathisant wurde vor drei Jahren aus der SVP Rheintal ausgeschlossen – wegen rassistischer Äusserungen.

Adressiert ist seine Kritik an Majlinda Sulejmani (33). Sie ist Pflegerin am Spital in Wil, Vizepräsidentin der Mitte-Frauen im Kanton St. Gallen, Ortspräsidentin der Mitte in St. Margrethen und Mitglied bei vielen verschiedenen Vereinen im Rheintal.

Sie gab vor einer Woche ihre Kandidatur für den frei gewordenen Gemeinderatssitz in St. Margrethen bekannt und tritt damit gegen die SVP an. Der Anfang einer Menge Kritik, die ihr entgegenschlug.

Majlinda Sulejmani stammt aus dem Kosovo und kandidiert für den Gemeinderat in St. Margrethen SG.
Foto: zVg
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«Versuche, mich zu verunsichern und zu manipulieren»

Sie bekam nicht nur Gegenwind zu spüren, sondern auch viele «gut gemeinte» Ratschläge, die bei ihr im E-Mail-Postfach landeten. «Du hast dir das zu wenig überlegt. Musst du denn noch weitere Male auf die Schnauze fliegen?», schreibt ihr ein besorgter Senior (80), der von sich selbst behauptet, «immense Erfahrung» zu haben. «Ich habe dir das schon x-mal erklärt. Aber du willst es einfach nicht hören.» Sie sei zu unerfahren, habe wenig Zeit, weil sie Mutter ist, habe zu wenig Zeit, weil sie sich in der Gemeinschaft engagiert, so der Tenor.

Ungefragte Ratschläge von älteren Herren und Kritik von Leuten, die politisch in der Versenkung verschwunden sind, darauf kann Sulejmani getrost verzichten. Gegenüber Blick gibt sie sich aber diplomatisch: «Es ist keine Schmierkampagne, sondern eher verschiedene Versuche, mich zu verunsichern und zu manipulieren.»

St. Margrethen habe eine spezielle und sehr liebenswerte Konstellation. Damit meint sie den vergleichsweise hohen Ausländeranteil, gepaart mit den Alteingesessenen, die die alten Schweizer Bräuche noch hegen und pflegen. Die alleinerziehende Mutter ist daher noch entschlossener: «Ich bin überzeugt, dass ich die perfekte Brückenbauerin zwischen dem Altbewährtem und der neuen Zeit bin.»

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