Paar vergnügt sich am Ufer in Eschenz TG – Anwohner ausser sich
«Es ist eine absolute Sauerei»

In Eschenz TG gehen die Wogen hoch. Ein exhibitionistisches Pärchen vergnügte sich ungeniert am Ufer der Klosterinsel Werd. Pensionär Charles Balsiger (77) hat das Treiben beobachtet und fotografiert. Er kritisiert nicht nur das Paar, sondern auch die untätige Gemeinde.
Publiziert: 14.09.2022 um 00:10 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2022 um 10:29 Uhr
Sandro Zulian

«Es ist eine absolute Sauerei», schimpft der ehemalige Architekt Charles Balsiger (77) und blickt von seinem Balkon in Eschenz TG hinüber auf die Klosterinsel Werd. Der Bodensee führt gerade sehr wenig Wasser, deshalb sind die Ufer der Inselgruppe, auf der sich sonst nicht mehr als ein Kloster befindet, momentan freigelegt. Schon seit Wochen nervt sich Balsiger. Über Kinder, die Schwäne mit Steinen bewerfen. Über Menschen, die ohne Rücksicht durch das geschützte Grenzgebiet zwischen den Kantonen Thurgau und Schaffhausen spazieren. Und auch über Stand-up-Paddlerinnen und -Paddler, die schamlos ins Schilf fahren.

Doch nicht nur flaniert wird am äussersten Zipfel des Untersees – sondern auch fleissig kopuliert. Passiert sei der Vorfall am 4. September nachmittags gegen 14 Uhr, erzählt Balsiger Blick. Ein ungleiches Pärchen – «er hätte locker der Vater dieses Girls sein können», so der Rentner – schreitet über das Ufer und breitet sich mitsamt Liegestühlen und Kühlbox vor einem Stück Jungschilf aus.

Knallharter Sex – und alle können zuschauen

Langsam aber sicher fallen die Hüllen. Der Mann habe bald gar nichts mehr getragen, die Frau nur noch «ein Mini-Stringli», erzählt Balsiger. Der passionierte Jäger Balsiger traut seinen Augen kaum. Er holt aus seinem Bestand ein Zielfernrohr, zoomt heran und schiesst so die expliziten Fotos. Ungefähr 20-30 Minuten hätten sich die beiden am Strand vergnügt, ohne Rücksicht. Danach seien die beiden in einer Selbstverständlichkeit davon marschiert.

In Eschenz TG hatte ein Paar am Ufer der Werd-Inseln in der Öffentlichkeit Sex. Anwohner Charles Balsiger konnte mit dem Zielfernrohr alles sehen.
Foto: Sandro Zulian
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Sie hätten sich dabei keinen Deut um andere Menschen geschert, die sich in der Nähe befanden. Das Ufer, an dem der «Akt» stattfand, ist von drei Seiten her einsehbar. Auf der einen Seite stehen Wohnhäuser, auf der anderen Seite eine Fussbrücke, die auf die Werd-Inseln führen. «Die Menschen haben einfach den Anstand und den Respekt voreinander verloren», sagt Balsiger sichtlich enttäuscht.

Auch die Politik ist in der Pflicht

Er, der das Treiben praktisch hautnah miterleben durfte, ist in der Region tief verankert. Er führte jahrelang ein Architekturbüro mit demselben Namen und war darüber hinaus als Jäger in der Region aktiv. Zudem wuchs er in Gehdistanz zur Klosterinsel auf. Der 77-Jährige ist kein Unbekannter in der Region und pflegt noch heute Kontakte in die Wirtschaft und die Politik.

Und ebenjene bekommt nun auch ihr Fett weg: Mit seinem Groll auf das Paar kritisiert er nicht per se den Akt an sich, sondern den Ort. «Das ist ein Naturschutzgebiet. Ich darf dort nicht einmal Steine sammeln.» Würde sich ein Paar beim Geschlechtsakt in der Öffentlichkeit wenigstens verstecken und so «niemanden behelligen», dann wäre das eine ganz andere Geschichte, relativiert der Pensionär.

Gemeinde wusste nichts davon

Die Gemeinde, namentlich deren Präsidentin Linda Signer, hätten es aber jahrelang verschlafen, der Bevölkerung klarzumachen, dass die Ufer der Werd-Inseln tabu sind, echauffierte sich Balsiger bereits in den «Schaffhauser Nachrichten». Seit seinem Einzug in die Wohnung im Jahr 2019 sei es gegenüber immer wieder zu Vorfällen rund um das geschützte Gebiet gekommen. Die Gemeinde habe zwar reagiert, aber lediglich eine behelfsmässige Absperrung aufgebaut, die den Namen nicht verdiene. Das Lokalmedium zitiert die Gemeindepräsidentin wie folgt: «Über ein weiteres Vorgehen kann ich zu diesem Zeitpunkt keine Angaben machen.» Schliesslich seien keine Reklamationen eingegangen.

Balsiger lässt das nicht gelten: «Die Gesellschaft läuft mit Scheuklappen durch die Welt und lässt einfach alles geschehen. Das geht auch an die Adresse der Gemeindepräsidentin.» Für Blick war Linda Signer nicht zu erreichen.

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