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Sucht-Studie zeigt:Pflegende in Notfallstationen besonders suchtgefährdet

Studie zeigt Wechselwirkung zwischen Pandemie und Sucht
Pflegende in Notfallstationen besonders suchtgefährdet

Die Corona-Pandemie schafft laut der Stiftung Sucht Schweiz neue Risikogruppen. Neben Menschen die schon vor der Pandemie Probleme mit Sucht hatten, sind besonders gefährdet – aber auch extrem belastetes Pflegepersonal in Notfallstationen.
Publiziert: 10.02.2021 um 05:08 Uhr
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Aktualisiert: 30.04.2021 um 14:54 Uhr

Die Corona-Pandemie ist eine Ausnahmesituation. Laut der Stiftung Sucht Schweiz sind Menschen ungewohnten und starken Belastungen und Traumata ausgesetzt. Manche von ihnen nutzen Alkohol, Drogen oder Medikamente kurzfristig, um sich zu entlasten. Davor warnt Sucht Schweiz in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Bericht «Schweizer Suchtpanorama 2021».

Neben der Allgemeinbevölkerung seien Pflegende in Notfallstationen oder das Personal im Transportwesen oder im Verkauf besonders betroffen. Auch schwer Erkrankte und ihre Angehörigen seien stark belastet.

Pandemie führt zu Alkohol-Missbrauch

Studien zum Konsum von Alkohol in Krisensituationen zeigen laut Sucht Schweiz, dass es zu einem Anstieg des Konsums vor allem bei Personen kommt, deren Trinkverhalten bereits zuvor problematisch war. Neue Risikogruppen kämen im Zuge von Covid-19 mit Menschen hinzu, die einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt seien.

Die Corona-Pandemie schafft laut der Stiftung Sucht Schweiz neue Risikogruppen, die suchtgefährdet sind. (Symbolbild)
Foto: keystone-sda.ch
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Schätzungsweise 250'000 Menschen sind in der Schweiz laut Sucht Schweiz alkoholabhängig. Ausserdem rauchen 19 Prozent der Schweizer Bevölkerung täglich. Während des Lockdowns hat nach Angaben von Sucht Schweiz ein Teil der Rauchenden versucht, aufzuhören, 4,6 Prozent hätten es geschafft.

Der Effekt sei danach aber bei rund der Hälfte wieder verpufft. Ein grosser Teil der täglich Rauchenden hat den Konsum während und nach dem Lockdown verstärkt.

Drogenmarkt bleibt durch Pandemie unverändert

Sucht Schweiz stellt zudem fest, dass sich der Drogenmarkt schnell an die neue Situation im Pandemie-Jahr angepasst habe. Abgesehen von gewissen regionalen Engpässen bei Cannabis hätten sich Angebot und Nachfrage während des Lockdowns im Frühjahr wenig verändert.

Aufgrund fehlender Daten ist unklar, wie sich die Pandemie auf den Medikamentenmissbrauch auswirkte. Begünstigt hat laut Sucht Schweiz die Pandemie eine Suchtentwicklung bei Geldspielen.

Mehr Online-Glücksspiel während Lockdown

Die mit der Gesundheitskrise fast gleichzeitige Öffnung des Geldspielmarktes für Online-Angebote auf Anfang 2019 habe sich für manche Spielende stark ausgewirkt. Online-Geldspiele hätte mit dem nationalen Lockdown im letzten Frühjahr ein starkes Wachstum erzielt, das ohne Pandemie wohl geringer ausgefallen wäre.

Gleichzeitig nahm die Werbung für Online-Geldspielplattformen massiv zu. Sucht Schweiz verweist in diesem Zusammenhang auf teils aggressiven Werbemethoden für Online-Geldspielplattformen.

Sucht Schweiz ruft dazu auf, sich in der aktuell sehr belasteten Situation Rat zu holen und Hilfe zu beanspruchen, wenn man die Kontrolle über seinen Konsum verloren hat. (SDA/euc)

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