Die Guacamole-Saison hat ihren Höhepunkt erreicht. Der grüne Brei und eine Packung Tortilla Chips dürfen an keinem Grillfest fehlen: Gewürze, Limettensaft und ganz viel Avocado. Sollte man meinen …
Doch Vorsicht! Wer lang haltbare Fertigguacamole beim Grossverteiler kauft und das Glas umdreht, damit die Inhaltsstoffe sichtbar werden, erlebt sein grünes Wunder. Denn anders als Farbe und Name vermuten lassen, ist in diesem Produkt kaum Avocado enthalten. Ein Bericht des kantonalen Labors Zürich zeigt: «Die teure Avocado wird dabei häufig durch günstigere Zutaten wie Wasser, grüne Tomaten oder Kartoffeln ersetzt.»
Tatsächlich macht ein Blick auf die Inhaltsliste deutlich: Ein Döschen enthält weniger als ein Siebtel von dem, was man darin erwartet. «Old El Paso Guacamole mild» aus dem Coop kommt gerade mal auf 13,6 Prozent Avocado. Der Guacamole-Dip von Coop Qualité & Prix enthält 14 Prozent der feinen Butterfrucht, ebenso wenig wie der Pancho-Villa-Guacamole-Dip von Migros.
Wer glaubt, wenigstens im mexikanischen Spezialitätengeschäft authentischere Guacamole zu finden, täuscht sich. Denn der Klassiker, die Salsa de Guacamole der Marke Herdez, enthält nicht mal halb so viel Avocado wie die vom Grossverteiler: Nur auf knapp 5 Prozent kommt die Flasche aus Südamerika.
Weizenmehl und grüne Farbe
Doch was steckt wirklich in den Gläschen, wenn keine Avocado? In den Produkten von Old El Paso und Pancho Villa sind es vor allem Wasser, Tomaten, Zwiebeln, Weizenmehl und Frischkäse. Hinzu kommen viele Formen von Zucker und Gewürzen sowie grüner Farbstoff.
Der «Salsa Dip mit Avocado» von Coop Qualité & Prix enthält Mascarpone statt Frischkäse – und anders als die anderen auch noch Peperoni.
Bei Herdez ist sogar mehr Öl und Chili in der Salsa als Avocado. Hauptzutaten sind auch hier Wasser und grüne Tomaten, nachgeholfen wird mit künstlichen und natürlichen Aromen und künstlicher Farbe.
Illegal ist das nicht. «Bezüglich Guacamole gibt es keine rechtlichen Regeln für den Gehalt an Avocado», schreibt das Kantonale Labor Zürich auf Anfrage. Doch die Inhaltsstoffe wahrheitsgemäss angeben muss man trotzdem. Das Labor hat in seinem Bericht 15 Guacamolen untersucht. Sechs davon waren nicht korrekt gekennzeichnet, zwei enthielten Farbstoffe, die auf der Verpackung nicht genannt wurden.
Wer mehr Avocado in der Guacamole möchte, sollte nach Auskunft des Kantonalen Labors lieber ins Kühlregal greifen: In den dort gelagerten Frischprodukten sind laut den Analysen 84 bis 95 Prozent der Frucht.
Umweltsünder
Die Avocado ist wohl die umstrittenste Frucht der Welt. Ihr Anbau sorgt für illegale Regenwaldabholzung und Monokulturen in den Anbauländern, etwa in Peru. Zudem verbraucht der Avocadoanbau viel Wasser: rund 1000 Liter pro Kilogramm. Der meist sehr lange Transportweg verschlechtert die Umweltbilanz. Und doch erfreut sich die Frucht vor allem im Westen grosser Beliebtheit.
Genau darüber machte sich Comedian Michael Elsener 2019 in einem Song lustig. Er besang darin, dass er in Zukunft auf umweltbelastende Dinge verzichten wolle – mit einer Ausnahme: «Ich liebe Guacamole! Es muess Guacamole zu de Nachos gä, Guacamole lan ich mir nöd nä.»
Im Musikvideo badet er vermeintlich in einer Wanne voller Guacamole – die aber nur aus eingefärbtem Quark bestand, wie SRF im Nachhinein versicherte – einer Glas-Guacamole durchaus nicht ganz unähnlich…
