Aus der Not gerettet, zum Dank nicht bezahlt – Air Zermatt klagt
«Wir bleiben jährlich auf über 100'000 Franken sitzen»

Rettungen am Berg sind teuer. Gerade wenn Bergrettung und Air Zermatt stundenlang versuchen, in Not geratene Bergsteiger vom Berg zu holen. Dabei sind nicht alle Geretteten immer dankbar. Einige drücken sich vor dem Zahlen der Zeche.
Publiziert: 26.09.2024 um 00:53 Uhr
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Aktualisiert: 26.09.2024 um 08:45 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Vietnamesen in Turnschuhen am Matterhorn gerettet – das wird teuer
  • Rettung kostet über 3000 Franken pro halber Stunde
  • Air Zermatt bleibt auf 100'000 Franken offenen Rechnungen pro Jahr sitzen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Am Montag mussten zwei Vietnamesen am Matterhorn gerettet werden.
Foto: zVg
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Martin MeulReporter News

Diese Rettung sorgte weltweit für Schlagzeilen: Zwei Vietnamesen mussten am Montag vom Matterhorn im Wallis geholt werden, da sie den Berg nur in Turnschuhen, dünnen Hosen und bei sehr schlechtem Wetter in Angriff genommen hatten und wenig überraschend in Not geraten waren.

Nach rund 14 Stunden gelang es der Zermatter Bergrettung und der Air Zermatt, die beiden sicher ins Tal zu bringen. Die Rettung grenzt an ein Wunder, denn die Temperaturen am Matterhorn lagen deutlich unter dem Gefrierpunkt.

Einige zahlen nicht

Die sichere Rückkehr wird die beiden jedoch einiges Kosten. Bruno Kalbermatten, Mediensprecher des Helikopterunternehmens Air Zermatt, sagt zu Blick: «Allein der Rettungshelikopter mit Crew kostet pro halber Stunde über 3000 Franken.» Hinzu kommen die Kosten für Bergretter. Die beiden Vietnamesen müssen für ihre sichere Rückkehr ins Tal also tief in die Tasche greifen, zum Glück blieben die beiden aber unverletzt.

Für die Kosten des Rettungseinsatzes müssen die beiden Geretteten selbst aufkommen. «In solchen Fällen stellen wir ganz normal eine Rechnung, unter Umständen sofort nach dem Ende des Rettungseinsatzes.»

Obwohl die Geretteten der Air Zermatt oftmals ihr Leben verdanken, nehmen es einige mit der Zahlungsmoral nicht so genau. «Wir bleiben jährlich auf offenen Rechnungen von über 100'000 Franken sitzen», so Kalbermatten.

Gestopft wird das Loch in der Kasse des Unternehmens unter anderem mit den Geldern der Gönner.

Nicht kostendeckend

Aber auch wenn bezahlt wird, sind die Rettungen, die Air Zermatt führt pro Jahr rund 2000 davon durch, nicht kostendeckend. Deshalb müsse man ohnehin querfinanzieren, über die Transportflüge und die touristischen Angebote. «Rein mit den Rettungen könnten wir nicht überleben», betont Kalbermatten.

Diese kommerziellen Flüge sind für das Unternehmen aber noch aus einem anderen Grund von grosser Bedeutung. «Sie dienen unseren Piloten als Training. Ohne sie könnten sie gar nicht die nötige Flugerfahrung sammeln, um die herausfordernden Rettungseinsätze bei Wind und Wetter in alpinem Terrain fliegen zu können.»

Ob die beiden Vietnamesen ihre Rettung schon bezahlt haben, kann die Air Zermatt nicht kommentieren. «Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes», sagt Mediensprecher Kalbermatten.

In Ausnahmefälle auch bei der Rega

Dass Rechnungen für Rettungseinsätze nicht bezahlt werden, gibt es auch bei der Rega. «So kann es vorkommen, dass gemeinsam mit Geretteten, die nicht über eine Rega-Gönnerschaft verfügen, nach einer Lösung gesucht werden muss, wie die Rechnung für einen Rettungseinsatz bezahlt werden kann», erklärt Mediensprecher David Suchet. Wie hoch die Ausfälle sind, die so entstehen, kommuniziert die Rega nicht. 

Es handle sich aber um Einzelfälle. «Grundsätzlich ist die Zahlungsmoral gut und bewegt sich seit Jahren in einem unproblematischen Rahmen», sagt Suchet. Im Interesse aller Gönner setzte sich die Rega aber dafür ein, dass die Rechnungen für Rettungseinsätze von den Personen bezahlt würden, die effektiv gerettet wurden. «Hierfür betreibt die Rega ein eigenes Inkasso», so der Mediensprecher. 

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