Der Bischof von Chur, Joseph Bonnemain (75), ermittelt kirchenintern gegen den Abt von Sainte-Maurice, Jean Scarcella (71). «Die Ermittlungen betreffen auch einen Vorwurf, der gegen mich erhoben wurde. Ich habe Bischof Bonnemain meine volle Kooperation zugesichert. Um die Unabhängigkeit der Ermittlungen zu gewährleisten, habe ich mich in Absprache mit dem Abteirat und dem Präsidenten der Bischofskonferenz dafür entschieden, mein Amt als Abt von Saint-Maurice bis zum Abschluss der Voruntersuchung ruhen zu lassen», teilt Scarcella am Mittwoch in einem Communiqué mit. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Scarcella reagiert damit auf einen Bericht des SonntagsBlick, wonach der kircheninterne Whistleblower Nicolas Betticher (61) ein aktives Mitglied der Schweizer Bischofskonferenz belastet hatte. Scarcella steht nicht nur einem Kloster vor, sondern ist auch Mitglied der Schweizer Bischofskonferenz.
Opfer hatte Brief an Papst geschrieben
Laut der kircheninternen Anzeige soll Scarcella einen Jugendlichen sexuell belästigt haben. Das mutmassliche Opfer soll auch einen Brief an den Papst geschrieben haben, «in welchem er den Übergriff von Jean Scarcella beschreibt». So steht es in der Anzeige, die SonntagsBlick vorliegt.
In der Anzeige schreibt Whistleblower Nicolas Betticher: «Ich habe auch erfahren, dass es weitere Opfer von Jean Scarcella geben könnte.» Nach Informationen von SonntagsBlick ist auch eine Anzeige bei der Kantonspolizei eingegangen.
Die Abtei Saint-Maurice ist über 1500 Jahre alt. Sie gilt als ältestes Kloster des Abendlandes, das ohne Unterbrechung in Betrieb ist. Am 22. September 515 soll der heilige Sigismund das Kloster gegründet haben.