Helga Zumstein macht riesiges Picknicktuch bereit
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«Organisation unterschätzt»:Helga Zumstein macht riesiges Picknicktuch bereit

Helga Zumstein macht am Sonntag Tausende Kniebeugen – nach schwerer Knochenkrankheit
«Vor zwei Jahren konnte ich mir nicht einmal die Schuhe binden»

Mehrere Operationen und eine lange Physiotherapie nötig: Nach einer schweren Knochenkrankheit hat sich Helga Zumstein (58) ins Leben zurückgekämpft. Jetzt muss sie für ein Kunstprojekt im Wallis vollen Körpereinsatz zeigen.
Publiziert: 28.09.2024 um 00:48 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2024 um 09:10 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Helga Zumstein (58) bereitet sich auf ein anstrengendes Kunstprojekt vor
  • Nach Hüftoperationen und Physiotherapie kann sie wieder schmerzfrei trainieren
  • Zumstein wird am Sonntag Tausende Kniebeugen machen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Vor zwei Jahren konnte Helga Zumstein (58) ohne Krücken nicht mehr laufen. Eine Nekrose hatte ihr Hüftgelenk zerfressen.
Foto: zVg
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Martin MeulReporter News

Der kommende Sonntag wird für Helga Zumstein aus Brig-Glis VS ein strenger Tag. Tausende Male wird sich die 58-Jährige dann bücken müssen, und das innert ein paar Stunden. Der Hintergrund: ein Kunstprojekt. Mit mehreren Helfern wird die visuelle Künstlerin und Kuratorin ein gewaltiges Picknicktuch in der Briger Innenstadt auslegen und wieder wegräumen. Eine körperliche Höchstleistung für alle Beteiligten, für Zumstein aber ganz besonders. Es gilt, fit zu sein.

Wenige Tage vor dem grossen Event trifft Blick die Künstlerin im Fitnesscenter Stadtfitness in Brig. «Etwas mehr Gewicht kann es schon sein», sagt Zumstein. Kurzerhand packt sie nochmals 20 Kilo auf die Beinpresse und fängt an. Seit einem Jahr trainiert sie hier zwei bis drei Mal in der Woche, auch um fit zu sein für den Sonntag.

So normal dies tönt, die Szene wirkt dennoch unwirklich und irgendwie kaum zu glauben: Denn noch vor zwei Jahren konnte die visuelle Künstlerin und Kuratorin ohne Krücken kaum noch gehen.

Nekrose zersetzt Hüftgelenke

Eine Nekrose hat eines der beiden Hüftgelenke massiv zersetzt, die Knochenstruktur in der anderen Hüfte und in einer Schulter war ebenfalls stark angegriffen. Auf einer Seite war der Hüftknochen schon gebrochen.

«Ich hatte solche Schmerzen, dass ich kaum noch schlafen konnte, pro Nacht bin ich 30 Mal aufgewacht», sagt Zumstein im Gespräch mit Blick. Die Knochenkrankheit bestimmte ihr Leben in weiten Teilen. «Vor zwei Jahren konnte ich mir nicht einmal die Schuhe binden.» Ihr Mann musste ihr helfen, die Schuhe anzuziehen, weil sie sich nicht bücken konnte. «Beim Treppensteigen musste ich mich mit beiden Händen am Geländer festhalten.»

Operationen bringen neues Leben

Im März 2022 musste sie schliesslich unters Messer. In eineinhalb Jahren wird sie dreimal operiert, bekommt auf einer Seite ein künstliches Hüftgelenk. 

Die Eingriffe bringen die Wende. Nach einem Jahr Physiotherapie beginnt Zumstein auf Anraten ihrer Familie mit dem Krafttraining. «Das hat mir unglaublich geholfen, und ich hätte nie gedacht, dass es mir auch Spass machen würde», sagt sie. 

Zumstein macht schnell Fortschritte, kann heute wieder Dinge tun, die vor zwei Jahren nicht denkbar waren. Bewegungen, die sie damals nicht ein einziges Mal ausführen konnte, sind jetzt kein Problem mehr. «Unglaublich, dass ich am Sonntag Tausende Kniebeugen machen werde!», freut sich die Künstlerin und sagt weiter: «Wenn das nicht so gelaufen wäre, könnte ich das Vorhaben am Sonntag in dieser Form vergessen.»

Drei Schiffscontainer mit Tüchern

Zumstein wird in Brig die Walliser Version des Kunstprojekts «Bignik» der Aktionskünstler Frank und Patrik Riklin durchführen. Dazu werden in Brig Picknicktücher ausgelegt – rund 2500 an der Zahl. «Die Tücher stehen für die Tausende Menschen, die im Zuge des Wirtschaftsbooms der letzten Jahre ins Oberwallis gezogen sind», sagt Zumstein. Mit dem «Bignik» wollen wir ein Zeichen für die Integration setzen. «Je mehr Menschen spontan mitmachen, umso leichter wird es natürlich», sagt Zumstein und lacht. 

Eine Materialschlacht wird es dennoch werden. Die Tücher füllen drei Schiffscontainer. «Allein das Gewicht ist beachtlich», so die Künstlerin. Dann müssen die Tücher ausgelegt und miteinander verbunden und schlussendlich muss alles wieder weggeräumt werden. «Da werden wir uns sehr oft bücken müssen», erklärt Zumstein. Sie schätzt, dass es pro Person ein paar Tausende Male sein werden. Die Künstlerin sagt: «Das wird ein Kraftakt für mich, aber das ist das Thema Integration schliesslich auch.»

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