«Mein Vater ist nie für die Rega geflogen»
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Pierre Geiger berichtigt:«Mein Vater ist nie für die Rega geflogen»

Walliser Luftrettungs-Knatsch geht in die nächste Runde – Sohn von Luftrettungs-Pionier Hermann Geiger
«Die Rega schmückt sich mit fremden Federn»

Wer darf künftig die verunfallten Skifahrer und Berggänger im Kanton Wallis mit dem Heli retten? Genau diese Frage sorgt für hitzige Debatten, das Mandat ist heiss umstritten. Nun nimmt der Nachfahre eines Luftrettungs-Pioniers Stellung.
Publiziert: 27.10.2022 um 23:54 Uhr
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Aktualisiert: 28.10.2022 um 13:25 Uhr
Luisa Ita

Im Kanton Wallis wird seit Monaten um die Vergabe des Luftrettungsmandats gestritten. Der Hintergrund: Bisher durfte exklusiv Air Zermatt zusammen mit Air-Glaciers Verunglückte per Heli retten. Der Unternehmer Francis Sermier (65) wollte jedoch auch in das lukrative Geschäft einsteigen, was ihm verweigert wurde. Schliesslich gewann er vor Bundesgericht – und erwirkte so die öffentliche Ausschreibung des Mandats. Gemeinsam mit der Rega reichte er seine Bewerbung ein. Der definitive Entscheid wird am 29. November 2022 gefällt.

Jetzt gibt es weitere Turbulenzen: Pierre Geiger (75), der Sohn des Walliser Luftrettungs-Pioniers Hermann Geiger (1914–1966), klinkt sich in die Diskussion ein – und erhebt harsche Vorwürfe: «Die Rega benützt zu Unrecht den Namen meines bekannten Vaters und schmückt sich mit fremden Federn.» Man wolle wohl damit neue Gönner anlocken und sich die Sympathie der Walliser sichern.

Hermann Geiger war ein Walliser Rettungsflieger. Er ist mit einer speziellen Landetechnik für Schneehänge berühmt geworden und hat über 600 waghalsige Rettungseinsätze in den Bergen geflogen.

Bei diesem Inserat hat es Pierre Geiger den Nuggi rausgehauen. Er hat einen Leserbrief im «Walliser Boten» verfasst.
Foto: Luisa Ita
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«Die Rega hat keine Wurzeln im Wallis»

Pierre Geiger stört die Marketing-Offensive der Rega im Wallis. «Die Rega hat mit einem grossen Zeitungsinserat für den Tag der offenen Tür am 22. Oktober in Sion geworben», sagt der Sohn der Luftrettungs-Legende. «Mein Vater wird darin als Rega-Chefpilot betitelt, aber das ist falsch. Er hat lediglich Aufträge für die Rega ausgeführt.»

Die Rede sei auch davon, dass die Rega nun wieder «zu ihren Wurzeln» zurückkehre, sagt Geiger. «Die einzige Verbindung der Rega ins Wallis war mein Vater, sonst gibt es gar keine Wurzeln hier. Der Helikopter, den mein Vater damals gekriegt hat, war ein persönliches Geschenk an ihn. Er ging nicht an die Rega, wie das hier geschrieben steht.»

Warum Geiger das Inserat dermassen stört: «Die Rega will sich hier ins Wallis drängen, obwohl wir kompetentere Luftrettungsunternehmen haben – und tut dies mit Unwahrheiten.» Der ehemalige Helikopter- und Flächenpilot hat selbst fast 40 Jahre lang bei Air-Glaciers und Air Zermatt in unterschiedlichen Funktionen gearbeitet.

Rega weist Vorwürfe zurück

Die Rega äussert sich auf Blick-Anfrage zu den Vorwürfen – und weist sie alle von sich. Der gespendete Helikopter sei nicht an den mit dem Segelflieger tödlich verunglückten Hermann Geiger, sondern an die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) gegangen. Die Rettungsflugwacht wurde 1952 als Untersektion der SLRG gegründet, bis sie 1960 zum eigenständigen Verein wurde und sich von der SLRG löste.

Die Rega belegt ihre Aussagen mit dem originalen Schenkungsvertrag aus den 50er-Jahren. Als Heimatflughafen wird auf dem Vertrag der Flugplatz in Sitten bestimmt, als Pilot Hermann Geiger – auch seine Unterschrift findet sich auf dem Dokument. Ausserdem sei die Bezeichnung Chefpilot korrekt.

«Ich weiss, was mein Vater getan hat und was nicht», meint Geiger hingegen. «Es ärgert mich, dass diese Lügen verbreitet werden. Aber ich habe es abgeklärt, ich kann nichts dagegen unternehmen.»

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