«Zu Hause ist mir langweilig»
Schweizer (37) kämpft in der Ukraine

Ein 37-jähriger Westschweizer hat sich in der Ukraine den Kämpfern angeschlossen. Sein Motiv ist unklar.
Publiziert: 07.09.2023 um 05:39 Uhr
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Aktualisiert: 07.09.2023 um 07:35 Uhr

Er ist zweifacher Vater, Westschweizer, arbeitsloser Milchtechnologe – und Kämpfer in der Ukraine. Die SRF-«Rundschau» hat mit einem Mann gesprochen, den sie Jérôme nennt und der von der Front in der Ukraine berichtet.

Es ist bereits sein zweiter Einsatz im Krieg. Schon Ende Februar – kurz nach dem Ausbruch des Kriegs – vernetzte er sich mit ausländischen Kämpfern über die sozialen Medien und reiste im September gemäss «Rundschau» schliesslich in die Ukraine. 

Jérôme im Einsatz an der Front bei Luhansk.
Foto: Screenshot SRF
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Dort wurde Jérôme zunächst in einem Camp ausgebildet und dann in einer Spezialeinheit an der Front in der Region Luhansk eingesetzt. Dort, im November, kam es zu einem Vorfall, der ihn bis heute nicht loslässt. Am frühen Morgen gingen sie durch vermintes Gelände – eine Mine explodierte, ein polnischer Kamerad namens Daniel (†35) wurde getötet. 

«Er hatte viele Minenkugeln im Körper»

Auch der Schweizer wurde am Gesicht verletzt. Er zeigt der «Rundschau» Bilder seine Wunden. «Daniel hat bei der Evakuierung die ganze Zeit geschrien. Zu sechst versuchten wir, ihn wiederzubeleben. Aber er hatte viele Minenkugeln in seinem Körper.» 

Der Schweizer und seine Kollegen trugen den schwer verletzten Daniel zu einem Schützenpanzer, dort verlor er bereits das Bewusstsein. Wiederbelebungsmassnahmen nützten nichts mehr, der 35-jährige Mann starb laut Jérôme drei Stunden nach der Explosion.

«Ich finde keine Arbeit»

Der «Rundschau» erzählt Jérôme, dass er kurz darauf genug vom Krieg hatte. «Wir verbrachten die Nacht an der Front in einem Dorf. Man hörte die ganze Zeit, wie Drohnen Granaten abwerfen. Das bleibt einem im Kopf.»

Er reiste zurück in die Schweiz. Blieb für ein paar Monate. Doch unterdessen – auch wenn er sich gemäss Schweizer Gesetz strafbar macht – ist er wieder in die Ukraine gegangen, versucht derzeit, sich einer Einheit anzuschliessen. Sein Motiv? «Ich gehe zurück, weil ich etwas aus meinem Leben machen möchte. Ich finde keine Arbeit. Zu Hause langweile ich mich.»

Aber er rät anderen ab, das Gleiche wie er zu tun, wie er im Beitrag der «Rundschau» sagt: «Es ist ein Gemetzel und man ist gezwungen, einen Freund sterben zu sehen oder Tote zu sehen.» (neo) 

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