Seit neun Jahren leidet Robin Schönbeck an einer unbekannten Krankheit
Spitex will bettlägerige Luzernerin (21) nicht mehr pflegen

Robin Schönbeck aus Aesch LU leidet seit neun Jahren an einer unbekannten Krankheit. Da die junge Frau nicht einmal mehr selber laufen kann, ist sie auf Unterstützung angewiesen. Die Spitex Hochdorf stellte die Pflege aber nach knapp drei Monaten ein.
Publiziert: 30.08.2023 um 19:55 Uhr
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Aktualisiert: 30.08.2023 um 21:17 Uhr
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Carla De-VizziRedaktorin News

Woran sie leidet, ist unklar. Trotz zahlreicher Untersuchungen können die Ärzte keine Diagnose stellen. Seit neun Jahren kämpft Robin Schönbeck (21) aus Aesch gegen eine chronische Krankheit. 

Blick sprach bereits 2018 mit der jungen Frau, die wegen der fehlenden Diagnose keine Unterstützung von der IV erhält. Schon damals schilderte sie ihr Leiden: «Ein erfolgreicher Tag ist, wenn mich meine Beine tragen.» Zu ihren Symptomen zählen Kopfschmerzen, motorische und kognitive Ausfälle sowie Ohnmachts- und Krampfanfälle.

Inzwischen hat sich ihr Zustand weiter verschlechtert. «Seit Anfang dieses Jahres bin ich ans Bett gefesselt, da ich weder selber aufstehen, noch laufen kann», so Schönbeck zu Blick. Nur dank eines Skateboards, auf das sie sich jeweils setze, könne sie sich im Haus, in dem sie mit ihrer Mutter wohnt, fortbewegen.

Seit diesem Jahr ist Robin Schönbeck bettlägerig.
Foto: Instagram @rotkehlchen.x
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Die Spitex Hochdorf sollte deshalb Abhilfe leisten. Einerseits mit der psychiatrischen Pflege im mentalen und andererseits mit der somatischen Pflege im körperlichen Bereich. Die Unterstützung hielt aber nicht lange an: Die Spitex stellte die Pflege nach nur knapp drei Monaten ein, wie die «Luzerner Zeitung» berichtete. «Die somatische Pflege ist vom einen auf den anderen Tag einfach nicht mehr aufgetaucht», erzählt die junge Frau.

«Das ist enorm verletzend»

Eine Erklärung dafür lieferte die Spitex nicht. Und das, obwohl sie mehrmals angerufen und später gar eine schriftliche Begründung gefordert hatte. «Das ist doch einfach eine Frechheit», findet sie. Hinzu käme, dass das Verhalten enorm unmenschlich sei. «Was wäre, wenn ich alleine und nicht mit meiner Mutter wohnen würde? Die können mich doch nicht einfach von jetzt auf plötzlich im Stich lassen.»

Schönbeck, die sich aufgrund der fehlenden Diagnose häufig nicht ernst genommen fühlt, hat die Welt nicht mehr verstanden. «Ich war traurig und enttäuscht.» Als sie schliesslich Einsicht in die Akten forderte, traute sie ihren Augen kaum. «In den Unterlagen war die Rede davon, dass ich manipulativ sei und meine Mutter ‹bedrohlich› wirkt.» Zudem hiess es, dass die Spitex-Mitarbeiterinnen «Angst vor den Einsätzen» hätten.

Bei der jungen Frau, die ihrer Meinung nach stets ein freundschaftliches Verhältnis zu den Mitarbeitenden gepflegt hatte, stossen diese Behauptungen auf Unverständnis: «Ich kann mir nicht vorstellen, wie diese Aussagen zustande gekommen sind. Das Ganze ist enorm verletzend», sagt Schönbeck.

Spitex dürfe Aufträge ablehnen

Aus Datenschutzgründen hat die Spitex auf Anfrage der Zeitung keine detaillierte Auskunft über den konkreten Fall gegeben. Wenn die Grundvoraussetzungen nicht mehr gegeben seien, könne sich die Spitex aber von Aufträgen distanzieren. «Das heisst, wir können einen Auftrag ablehnen oder infolge inakzeptabler Verhältnisse kündigen.» Doch damit nicht genug: Die Klientin könne sich «grundsätzlich selber waschen».

Nach Angaben von Geschäftsleiterin Beatrice Wespi kämen Fälle von Ablehnungen jedoch «äusserst selten» vor. Die Ergebnisse der jüngsten Befragung würden die «hohe Zufriedenheit der Klienten» widerspiegeln.

«Ich habe oft geweint»

Für Schönbeck ist die Situation nach wie vor sehr belastend. «Ich bin jede Konversation durchgegangen und habe mich gefragt, inwiefern ich mich falsch verhalten habe. Das hat mich viel Energie gekostet, ich habe oft geweint.» Dem Vorwurf, dass sich ihre Mutter eingemischt habe, stimme sie zu. Dafür habe sie sich jedoch auch entschuldigt und das Gespräch mit der Spitex gesucht.

Obwohl die Pflege der Spitex für Schönbeck eine grosse Unterstützung war, sei sie nicht immer mit der Arbeit des Pflegedienstes zufrieden gewesen. Vor allem mit der Leitung habe sie teilweise Mühe gehabt. «Die haben mich teilweise als Simulantin hingestellt und mir eingeredet, ich würde mich gerne pflegen lassen.»

Das ganze Debakel hat bei der 21-Jährigen einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Trotzdem ist sie inzwischen wieder positiver gestimmt, wie sie im Gespräch mit Blick versichert. Dies verdanke sie auch der privaten Spitex Sursee, die ihr seit Neustem bei der Körperpflege helfe. «Ich muss mich nun nicht mehr rechtfertigen, wenn es mir schlecht geht.» 

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