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560 Stutz für einen Schlüssel:Luzerner Pensionskasse stellt viel zu hohe Forderung

Pensionskasse zockt Heidi Menger (70) ab – bis Sohn Marco (42) sich einschaltet
560 Stutz für einen Schlüssel

Mieterin Heidi Menger muss 560 Franken für einen verloren gegangenen Schlüssel zahlen. Die Vermieterin, die Luzerner Pensionskasse, schickt ihr eine entsprechende Rechnung. Dabei wird klar: Die Rechnung ist zu hoch.
Publiziert: 20.02.2021 um 01:39 Uhr
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Aktualisiert: 20.02.2021 um 11:54 Uhr
Flavio Razzino

Die Kräfteverhältnisse scheinen klar: auf der einen Seite die Luzerner Pensionskasse als Vermieterin – Eigentümerin von 2900 Wohnungen und 66'000 Quadratmetern Gewerbefläche. Auf der anderen Seite: Rentnerin Heidi Menger (70), die 15 Jahre lang eine der Wohnungen der Pensionskasse in Ebikon LU gemietet hat.

Ein konfliktfreies Mietverhältnis, das mit der Wohnungsübergabe Anfang Oktober sein Ende hätte finden sollen. Hätte.

Schlüssel für Bastelraum verloren

Denn: Bei der Übergabe kommt zutage, dass Menger einen von drei Schlüsseln für einen Bastelraum verloren hat – vor Jahren.

Heidi Menger hat 15 Jahre konfliktfrei in einer Mietwohnung der Luzerner Pensionskasse gelebt. Beim Auszug begannen aber die Probleme. Menger hat einen Schlüssel eines Bastelraums verloren.
Foto: Philippe Rossier
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Der Ersatzschlüssel würde keine 20 Franken kosten. Doch die Pensionskasse geht rabiat gegen die Rentnerin vor. Lässt wegen des einen Schlüssels das gesamte Schlosssystem austauschen – und stellt daraufhin eine Rechnung über 560 Franken. Ihr Mietkautionsdepot will die Pensionskasse zudem nicht freigegeben, solange die Rechnung nicht beglichen wird.

Sohn bekommt Wind von der Abzocke

Die Seniorin protestiert. Das Auswechseln des Schlosssystems hält sie für unverhältnismässig und den Preis dafür viel zu hoch. «Selbst wenn jemand den Schlüssel finden würde, käme er damit nicht weit», sagt sie. Man erkenne am Schlüssel nicht, zu welcher Überbauung er gehöre. Die Luzerner Pensionskasse bleibt aber hart.

Dann bekommt Mengers Sohn Marco (42) Wind von der Sache. Er ist Jurist einer renommierten Anwaltskanzlei in Zürich. «Als ich die Forderung gesehen habe, war ich baff, wie unverfroren hier Geld von meiner Mutter verlangt wurde», sagt er zu BLICK. Bei der Rechnung für das Auswechseln des Schlosses wurde schlicht der Zeitwert-Abzug unterlassen. «Wir sprechen hier von einer professionellen Verwaltung, die das genau wissen sollte», so Menger.

Pensionskasse rudert schnell zurück

Er weiss: Die Rechnung für seine Mutter dürfte nicht höher als 113 Franken betragen, auch die Blockierung des Mietkautionsdepots sei unverhältnismässig. «Die Kaution ist schlicht ein ungerechtfertigtes Druckmittel», sagt er.

Überrascht ob der professionellen Gegenwehr, lenkt die Pensionskasse sofort ein. Reduziert die Rechnung von 560 Franken auf 113 Franken und verspricht, das Mietkautionsdepot freizugeben.

Vermieter unter Verdacht

«Meine Mutter hatte Glück, dass ich ihr helfen konnte. Doch nicht alle haben einen Juristen oder Anwalt zur Seite», sagt der Sohn. Er vermutet, dass Vermieter genau wüssten, bei welchen Mietern sie überhöhte Forderungen stellen können: «Ältere Personen und Rechtsunkundige scheinen hierfür beliebte Ziele.»

Ein Vorwurf, den die Luzerner Pensionskasse «entschieden» zurückweist. Gegenüber BLICK räumt sie allerdings ein, bei der Rechnungsstellung einen Fehler gemacht zu haben. «Als wir darauf aufmerksam gemacht wurden, haben wir uns sofort entschuldigt und eine neue Rechnung geschickt», sagt Reto Tarreghetta, Geschäftsführer der Pensionskasse, zu BLICK.

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