Gärtner der Reichen verrät
So viele Villen am Zürichsee stehen wirklich leer

In diesem Jahr wird im Kanton Zürich über einen durchgehenden Uferweg am Zürichsee abgestimmt. Für die Realisierung müssten mehrere Grundstückeigentümer enteignet werden. Viele wohnen aber offenbar gar nicht dort.
Publiziert: 10.01.2024 um 17:08 Uhr
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Aktualisiert: 10.01.2024 um 17:54 Uhr
Für den vorgesehenen durchgehenden Uferweg am Zürichsee müssten mehrere Grundstückbesitzer enteignet werden. (Archivbild)
Foto: Keystone
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Es ist ein umstrittenes Projekt: die Ufer-Initiative. Sie fordert bis 2050 einen durchgehenden Uferweg am Zürichsee – notfalls mithilfe von Enteignungen. Im vergangenen Oktober lehnte der Zürcher Kantonsrat die Initiative ab. Dieses Jahr kommt sie vors Volk: Am 3. März wird abgestimmt.

Wenig überraschend sind auch die Grundeigentümer gegen das Projekt. Sie argumentieren mit dem Eigentumsrecht, dem Umweltschutz und ihrer Privatsphäre. Denn der geplante Uferweg würde bei einigen direkt über ihre Grundstücke führen, wie Watson berichtete.

Als Reaktion auf den Artikel wurde von mehreren Seiten darauf hingewiesen, dass viele Villen am Zürichsee leer stünden und nur als Wertanlage dienten. So schrieb eine Person: «Nur mal so am Rande: Sechs von zehn Grundstücke sind nicht bewohnt. Das weiss ich, weil ich da als Gärtner arbeite.» Daraufhin führte das Portal eine anonyme Umfrage bei Firmen rund um den Zürichsee durch, die im Bereich Gartenbau und Gartenpflege tätig sind.

Fast ein Drittel der Villen unbewohnt

Zehn Gartenbaubetriebe, die zusammen 30 Liegenschaften direkt am Zürichsee bewirtschaften, haben auf die Umfrage geantwortet. Es handelt sich um Grundstücke zwischen 300 und 10'000 Quadratmetern. Und tatsächlich: Im Durchschnitt sind etwas mehr als 20 Prozent der Anwesen das ganze Jahr über weitgehend oder ganz unbewohnt.

Einer der Befragten: Urs Aeberli aus Uetikon am See. Der Unternehmer bewirtschaftet selbst drei bewohnte Liegenschaften direkt am Zürichsee und arbeitete früher für mehrere grosse Gartenbaufirmen. Aeberli zu Watson: «Von meinen Tätigkeiten her weiss ich, dass etwa 30 Prozent der Grundstücke direkt am Zürichsee mehrheitlich pro Jahr leer stehen.» Er ist überzeugt, dass Tiere und Umwelt profitieren könnten, wenn die Bewirtschaftung wieder vermehrt in öffentliche statt in private Hände übergehen würde.

«Viele Grundstücksbesitzer am Zürichsee haben einen englischen Rasen. Das ist totes Land, wovon kein Lebewesen profitiert. Sumpfbereiche, die den Tieren zugutekämen, sind bei Privaten nicht beliebt», so der Unternehmer. Trotzdem ist er gegen den durchgehenden Uferweg. Es sei zu spät, jetzt ins Eigentumsrecht einzugreifen. Dieser Meinung ist auch die Hälfte der befragten Gärtner.

«Eine Wertanlage, die rentiert»

Warum so viele Häuser am See leer stehen? Für manche sind sie eine Wertanlage. Die Firma Premiumswitzerland etwa verkauft Ferien in Schweizer Luxusvillen – die sie von den Eigentümern mieten, die die meiste Zeit des Jahres abwesend sind. Donato Scognamiglio, ehemaliger Geschäftsführer des Immobilien- und Standortberaters IAZI, weiss, warum gerade diese Immobilien so beliebt sind.

«Haupttreiber für Immobilienpreise sind Zentrumsnähe, tiefe Steuern und der See. Speziell das linke Zürichseeufer erfüllt alle diese Kriterien, weshalb das Bauland dort super exklusiv ist», erklärt er gegenüber Watson. «Solch ein Grundstück ist langfristig eine Wertanlage, die rentiert». (gs)

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